FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Kreisliga Nordmain 1920/21 - 16. Spiel

0:1 (0:1)

Termin: 23.01.1921
Zuschauer:
Schiedsrichter: Albrecht (Mannheim)
Tore: 0:1 Paul Imke (5.)

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Stier
  • Basthuysen
  • Thein
  • Baur
  • Lang
  • Waldschmidt
  • Leim
  • Heinig
  • Gattermann



 

Glücksentscheidung am Main

Fußballsportverein — Eintracht 0:1

Es wäre ja auch gar nicht denkbar gewesen, daß das Spiel mit einem höheren Torverhältnis geendet hätte! Und doch hätte es auch gerade umgekehrt sein können, denn bei diesen beiden Gegnern entscheidet jedesmal das Glück. Heute war es auf der Eintracht-Seite, denn Sportvereins Spiel hatte unbedingt ein Tor verdient. Das Treffen war von einer Riesenmenge besucht, die gerade nicht zum Besten untergebracht werden konnte, und verlief für den Zuschauer äußerst spannend. Es war ja gerade kein Salonspiel, sondern es wurde zuweilen recht scharf gespielt, doch blieb der harte, beiderseits mit aller Energie durchgeführte Kampf frei von sportlichen Entgleisungen und Roheiten. Herr Albrecht-Mannheim leitete das Spiel äußerst aufmerksam und war stets am Ball; seine Entscheidungen waren gerecht und einwandfrei, seine einzige Schwäche ist das allzu viele Verwarnen.

In der ersten Hälfte spielte Eintracht ,,bergab" und hatte demgemäß etwas mehr vom Spiel; nach der Pause zog Sportverein seinen Vorteil aus dieser Eigenschaft dss Platzes. Imke erzielte bald das erste und einzige Tor, freistehend, nachdem er sich durchgespielt hatte, für den Torwart nicht haltbar. Dabei blieb's.

Eintracht kam mit Ersatz in folgender Aufstellung: Mölders, Imke, Jockel, Köster, Dill; Schneider, Roth, Schönfeld; Pfeiffer, Brandt; Gmelin. Szabo leidet noch immer an der vor vierzehn Tagen erlittenen Verletzung, Böttcher hatte aus einem zu billigenden Grunde abgesagt, Dornbusch ist disqualifiziert. Es fehlten also außer Imke die Hauptkräfte des Sturms; Imke war wieder die treibende Kraft. Er zeigt das überlegene Spiel eines alten Ligamannes im Felde und zögert vorm Tor nicht mit dem Schuß, der für den gegnerischen Torwart stets sehr gefährlich ist. Allerdings hat sein Spiel gegen früher eine zu scharfe Note.-Mölders hielt gut Stellung und war daher besser als sonst, Dill; als Rechtsaußen sehr gut. Er versteht gut zu flanken und verfehlt auch nicht, im gegebenen Fall einen scharfen Schuß nach dem Tor zu jagen. Köster war auch als Halbrechter auf dem Posten; unverständlich war zuweilen das Behindern seines eigenen Nebenmannes. Jockel ist in jeder Stellung gut zu gebrauchen; als er nach der Pause seinen Platz mit Roth tauschte und seinen altgewohnten Mittelläuferposten einnahm, gefiel er mir besser. Roth bewältigte seine Aufgabe zuerst ganz gut, eine Verletzung behinderte ihn ziemlich, so daß der Sturm nach der Umwechslung durch ihn keine Verstärkung erfuhr. Vielleicht wäre die Aufstellung Neureuthers vorteilhafter gewesen. Die Läuferreihe war mit Schneider, Jockel, Schönfeld ausgezeichnet besetzt. Schneider führte zeitweise ein geradezu klassisches Spiel vor. Schönfeld fehlt es noch an der nötigen Routine, die er jedoch bei öfterem Spielen in der Ligaelf bald erlangen wird. Pfeiffer, Brandt und Gmelin waren eine Hintermannschaft ohne Tadel. An Pfeiffer gefiel besonders das elegante Kopfspiel; Brandt, der von seiner vor vierzehn Tagen erlittenen Verletzung (Wasser im Knie) wiederhergestellt ist, welche ihn im Germaniaspiel sehr beeinträchtigte, war unverwüstlich. Gmelin war in Form wie in seiner besten Zeit und hielt fabelhaft, zuweilen auch mit Glück.

Im Sportvereinsturm stehen ausgezeichnete Techniker; wie Heinig und Gattermann, doch fehlt die treibende Kraft und die überlegene Führung eines Schnürle, Szabo oder Wunderlich. Lang ist nicht dazu geeignet, wenn er auch alles aus sich herausgab und mit viel Eifer spielte. Auch Leim ist dem Posten eines Mittelstürmers nicht gewachsen; ein großer Fehler war das konstante Abgeben des Balles im Strafraum des Gegners an die Flügel. Waldschmidt, sonst als der beste Mann des Spörtlersturmes bezeichnet, versagte völlig. Eine schwere Erkrankung mag daran schuld gewesen sein; weshalb stellt man dann keinen Ersatzmann?

Die Läuferreihe mit Basthuysen, Thein und Baur kam der des Gegners fast gleich. Basthuysens Spiel ist geradezu bewundernswert; wo es brenzlig wurde, war er zur Stelle; es ist unerklärlich, woher der „alte Knabe" die unverwüstliche Ausdauer hernimmt. Auch bei Sportverein glänzte die Hintermannschaft, besonders Stier gefiel durch sein kraftvolles, wohlüberlegtes und stets vornehmes Spiel. Alles in allem genommen, kann man das Spiel mit Recht als eines der interessantesten der letzten Zeit bezeichnen. Beide Mannschaften kämpften erbittert vom Anfang bis zum Ende und das Publikum verhielt sich sehr anständig, so daß man mit Befriedigung den Platz verlassen konnte. Da beide Vereine die Punkte notwendig brauchen, wäre zu wünschen, daß sie die gezeigte Form in Zukunft behielten, dann kann's nicht fehlen. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 4/1921)

 

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