Victoria Hamburg - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1921/22

2:3 (2:2)

Termin: 14.04.1922
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore:

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Victoria Hamburg Eintracht Frankfurt



 

Trainer
Trainer

Eintracht Frankfurt an der Wasserkante

Man ist tolerant hier oben, und keinem Menschen würde es einfallen, sich gegen Austragung von Sportwettkämpfen an diesem hohen Feiertage aufzulehnen. Davon abgesehen, ist die Toleranz allerdings nicht allzu weit her.

In Hamburg hatte der Viktoriaplatz, auf dem bereits mit dem Neubau der Tribüne begonnen wird, seit langem wieder einen großen Tag: Die Frankfurter Eintracht war zu Gast gebeten, und während der ersten Halbzeit bot sich den erfreuten Zuschauern von beiden Seiten ein selten schönes Spiel. Die schließliche Überlegenheit der famos zusammenarbeitenden Gäste ist in dem Endergebnis von 3:2 für Frankfurt nicht ganz richtig wiedergegeben, denn es wurde eine Unsumme an guten Torgelegenheiten ausgelassen. Auf der anderen Seite war Charly Pohl, der Torwart des Nordens am Sonntag in München, überragend. Mit Müller, dem Verteidiger gegen Österreich am 23. April in Wien, hatte man ein seltsames Experiment aufgestellt: Müller dirigerte den Angriff! Der Versuch wurde am Ostermontag; noch einmal für kurze Zeit wiederholt, dürfte nunmehr aber endgültig begraben sein, so daß sich über seine Berechtigung eine Polemik erübrigt. Herrn Dr. Blüthental bestätige ich gern, daß seine Mannschaft — abgesehen von etwas reichlicher Unterhaltungsgabe — sich bei uns in recht günstiges Licht gesetzt hat. Szabo war angeblich nicht ganz auf der Höhe, leistete aber trotzdem Hervorragendes. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 16/1922)

 


 

Eintracht Frankfurt hatte eine Reise nach Norddeutschland unternommen. Der Gegner am Karfreitag war Viktoria Hamburg, die 3:2 unterlagen nach einem Spiel, das von der Hamburger Presse nicht genug gelobt werden konnte. Die Frankfurter zeigten, daß sie, wenn es klappt, und wenn sie nicht auf dem Riederwald spielen, vor ihrem eigenen kritischen Publikum einen Fußball vorführen können, der dem von Nürnberg und Fürth nichts nachsteht. Nach anfänglichem hartem Ringen schälte sich in der 2. Hälfte eine Überlegenheit der Eintracht heraus, die aber nur zum siegbringenden Tor reichte, weil Hamburgs Verteidigung, vor allem Pohl im Tore, glänzende Arbeit verrichtete. So angenehm die Tage in Hamburg gewesen waren unter wohlsorgenen und angenehmen Gastgebern, die den Frankfurtern die Stunden bei Viktoria zu unvergeßlichen gemacht haben, so herb war die Enttäuschung in jeder Beziehung in Hannover. Mit 3:2 hat Eintracht auch dort gesiegt. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 17/1922)

 


 

Die Osterreise unserer Ligamannschaft

Am Gründonnerstag fuhren wir, 17 Mann hoch, 12 Spieler, Kürschner und 4 mehr oder minder offizielle Reisebegleiter, nach Hamburg. Die Reise selbst verlief äußerst harmonisch. Szabos Geburtstag wurde in Anbetracht des Zwecks der Reise nur mit Kaffee begossen; eifrige Sportdebatten und alle möglichen Kartenspiele mit und ohne contra halfen uns die Reise verkürzen. In Hannover wurde der Speisewagen gestürmt, den wir vollkommen besetzten; nur eine junge Dame, die vorher nach rechtsaußen geneigt hatte, nahm neben dem Will mit der lauten Stimme Platz, worüber Reisekiebitz Willi mit der hohen Stimme ein herzergreifendes Wehklagen erhob.

Am Bahnhof in Hamburg ward uns ein äußerst herzlicher Empfang durch Viktoria zuteil. Trotz der Mitternachtsstunde waren über 50 Leute erschienen, die uns in unser Hotel brachten, wo die Passiven sich noch ein Stündchen mit ihnen unterhielten. Einer Einladung zur Bootstaufe und Paddelfahrt mit der Wassersportabteilung der Viktoria konnten nur die drei Spielausschußmitglieder Folge leisten, da Kürschner die Mannschaft ausruhen lassen wollte und Willi mit der hohen Stimme verschlief. Aber schön war es doch an diesem Vormittag. Erst im Auto durch die Stadt und dann die Alster entlang, um schließlich in Kiautschau zu landen und etliche zu "verlöten", wie man in Hamburg sagte. Berger und Zimmer blieben dort bis über Mittag hängen, während der schweigsame Doktor von Spielausschuß im Auto nach der Stadt zurückraste, um ja sein Rendez-vous nicht zu versäumen.

Das Spiel am Mittag war Propaganda für unseren Sport im wahrsten Sinne. Ruhig, vornehm, fair und qualitativ hochstehend. Es zeigte uns, was unsere Mannschaft zu leisten vermag. Das Publikum benahm sich mustergültig, das unsrige könnte davon lernen. Wir gewannen 3:2, nachdem wir besonders n der zweiten Halbzeit stark überlegen waren. In unserer Mannschaft führte Pfeiffer, wie auch in der ganzen Hamburger Kritik hervorgehoben, den Sturm glänzend; seine Nebenleute Weber und Schönfeld unterstützten ihn gut und Szabo auf dem linken Flügel machte seinem Gegenüber schwer zu schaffen. Köster war im Sturm der schwächste, ohne schlecht zu sein. In der Läuferreihe hatte Egly besonders in der ersten Halbzeit schwache Momente. Schneider und Kirchheim sowie beide Verteidiger, Lindner und Eberlein, waren gut. Wurzer im Tor war zeitweise unsicher; ein Tor mußte er halten.

Nach dem Spiel waren wir mit Viktoria noch lange, bis Mitternacht, im Landhaus zusammen. Alte Freundschaftsbande wurden erneuert, markige Reden von Rosen (Viktoria) und unserem Heinrich Berger gewechselt, humoristische Vorträge, vor allem von Onkel Boonekamp, brachten uns alle in glänzende Stimmung. Die Wassersportabteilung, die uns äußerlich und innerlich stark angefeuchtet hatte, brachte uns dann nach Hause, wo alles bald in Morpheus Armen lag. Die Eindrücke des nächsten Tages werden jedem Teilnehmer unvergeßlich bleiben. Hafenrundfahrt, Spaziergang durch Hamburg und am Abend Theaterbesuch gemeinsam mit Viktoria schlossen den Reigen unserer Hamburger Tage. Unseren Hamburger freunden auch auf diesem Wege nochmals unseren Dank für ihre unübertroffene Gastfreundschaft! Wir hoffen, im August in Frankfurt a. M. uns revanchieren zu können. (aus den 'Eintracht-Mitteilungen' Nr.4, 1922)


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