Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1921/22

1:3 (0:2)

Termin: 06.05.1922
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter:
Tore:


Turnier zum 30-jährigen Jubiläum von Hertha und BSV 92

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Hertha BSC Berlin Eintracht Frankfurt

  • Uredat
  • Liehr
  • Schmidt
  • Kleinfeld
  • Kakelbeck
  • Finker
  • Kniffert
  • Poppe
  • Wödicke
  • Jacoby
  • Schreiber



 

Trainer
Trainer

Eintracht Frankfurt beim Berliner Jubiläum

Die Berliner Vereine Hertha und B.S.V. 92 feiern ihr 30. Bestehen. (Union 92 und B.B.C.-Brandenburg folgen.) Beide sind verdienstreiche Fußballpioniere, Hertha in den Arbeitervierteln des Nordens, der B.S.V. (bis zum Kriege Britannia) in der Villengegend des Westens. Hertha hat nicht nur dem Norden-Nordwest ihren Platz vererbt, sondern auch manche ihrer Kanonen; der B.S.V. war in der Eiszeit des Fußballs ein hellstes Licht Deutschlands, siehe seine Mitglieder Faber, Jestram, Diemer. Beide Vereine, ohne besondere Spielweise, sind heute höchstens Berliner Mittelklasse und etwa gleich stark.

Als ersten Festgast hatte man sich Eintracht Frankfurt verschrieben, die am Sonnabend die Hertha 3:1 (2:0) schlug. Der Platz war gekreidet (man muß das in Berlin vermerken, und der B.S.V.-Platz war es nicht). Frankfurt bewies, daß es an Fußballkunst etwa 5 Tore über dem besten Berliner Verein steht. Die Eintracht war der beste Verein, der in diesem Jahr bisher in Berlin weilte (in der Durchschlagskraft, körperlichen Durchbildung, in der Verteidigung war der V.f.R. Mannheim besser, in der Technik, im planmäßigen Paßspiel blieb er weit hinter Frankfurt). Den Berlinern (natürlich nur 2000 Mann da) wurde einmal demonstriert, was ein Trainer wert ist. Was ein Kürschner wert ist. (Ich persönlich habe allgemein gegen ungarische Trainer ein tiefes Mißtrauen, aber was Kürschner und Byani in Deutschland geleistet haben, ist unbestreitbar.) Berlin sah zum erstenmal eine organische Paßfolge. Eine Kombination entwickelte sich aus der andern. Eintrachts Spiel war gegliedert, war motiviert, war durchkomponiert. Dabei besitzen die Roten Adler außer Szabo gar kein ursprüngliches Naturtalent. Deshalb wird die Schablone häufig noch durch Schablone zu überwinden gesucht. Es geht nicht so schnell, bis so etwas in Fleisch und Brut so übergeht, daß es blitzender Automat ist. Das zu sorgsame Überlegen bringt Tempoverlust, gibt dem Gegner viel Chancen zum Decken und Dreinfahren.

Abgesehen davon, daß es heute mehr denn je die Tragik aller Kombinationsmannschaften (aber nur sie sind zu erstreben) ist, daß ihnen Straffheit, Einschnitte und Akzent, vorauswirkende Schwungweite und konzentrierte Energiegruppen fehlen, daß die Mathematik am Leben zerbricht.

Das Leben markierte Hertha als Lützows wilde verwegene Jagd, die aber nach der Pause sich lediglich auf den Strafraum von Berlins drittbesten Torwart Uredat beschränkte. Am Abend bot Hertha ihren Gästen, was ihre bescheidenen Mittel erlaubten, mit ungezwungener Herzlichkeit. Letzter Ausklang der Kritik ist Freude. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 19/1922)


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