Berliner SV 92 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1921/22

2:1 (1:0)

Termin: 07.05.1922
Zuschauer:
Schiedsrichter: Krätzig (Viktoria)
Tore: 1:0, 1:1 J. Köster, 2:1


Turnier zum 30-jährigen Jubiläum von Hertha und BSV 92

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Berliner SV 92 Eintracht Frankfurt

  • Langer
  • Fliegner
  • Völker
  • Franke
  • Schwerin
  • Willner
  • Wiensch
  • Widmann
  • Wittenhagen
  • Lehmann
  • Suchland



 

Trainer
Trainer

Schiedsrichterskandal bei den schwarzen Husaren

Gegen B.S.V. stellte Eintracht Weber nach halblinks und nach rechtsaußen Köster. Das war ein Fehler, der kleine Weber ist der geborene Außenspieler, Szabo bekam keinen Ball, die Aktionen des Innensturms unsauberer als gestern. Koch bekommt beste Stuhlfaut-Tätigkeit, trotzdem hätte Frankfurt bei der Pause 1:0 führen müssen, statt mit dieser Ziffer im Nachteil zu liegen.

Bald nach dem Wechsel pfeift der sehr schlechte Schiedsrichter Krätzig (Viktoria) bei einem Renkontre und sagt zu Frankfurts Mittelstürmer: „Ziehen Sie Ihre Hose an und geh'n Sie zum Bahnhof nach Frankfurt!" Da war er aber an den Pfeiffer gekommen. Zu jedem andern hätte er das sagen können, bei einem Pfeiffer stach er damit in ein Wespenloch. Lieblicher Disput begann. Das Publikum und die Tribüne brüllte: „Bei einem Gesellschaftsspiel stellt man niemand raus! Weiterspielen!" Der Schiedsrichter fühlt sich als Mitglied der Schiedsrichtervereinigung und — geht nach Hause. Die Szene wird zum Tribunal. Herren mit eigroßen Jubiläumsnadeln wissen keinen A.-und S.-Rat Der Vertrauensmann der Arbeitersportler, Herr Girulatis, fordert zum Streik der Richter auf. Nach 1/4 Stunde erbarmt sich ein ältlicher, kränklicher, ehrwürdiger Herr in Blau, der kaum hinken kann, der Pfeife und leitet das Spiel zu Ende.

Abgesehen hiervon war der erste Schiedsrichter nervös und absolut schwach in jeder Entscheidung. Er gab einen Ball für Eintracht nicht, obwohl die Torlinie überrollt war. Und Berlin hat doch gute Schiedsrichter! Muß es immer einen Be-Quick-Groningen-Skandal geben?

Die Spielweise wurde beiderseits scharf. Man revanchierte sich. Der B.S.V. kämpfe mit einer Verbissenheit, die in den Ligaspielen gezeigt, ihm die Meisterschaft gebracht hätte. Lindner bekommt einen Knöchelbruch und muß vom Platz getragen werden. Gleich darauf auch Szabo. Durch Prachtschuß von Köster hatte Eintracht den Ausgleich erzielt, mußte sich aber gleich darauf bei einem Durchbruch ein zweites Tor durch einen Effektball gefallen lassen. Das wurde trotz erdrückenden Drängens nicht mehr herausgeholt. Trotz Riesenarbeit des famosen Läufers Schneider nicht.

Der Sieg ein Erfolg für Berlins Spielstärke? Keinesfalls. Sprächen bloß Tore, brauchten wir keine Kritik. Die — zugestanden schneidige — Husarentaktik hätte 2:4 verlieren müssen. In der Fußballkultur ein Klassensprung. (Während Preußen gegen V.f.R. Mannheim verdient unentschieden gespielt hat.) NB. für Berlin-Reisende: Aulos sind nicht üblich für Mannschaftsbeförderung hierselbigenortes. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 19/1922)


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