Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Bezirksliga Main 1923/24 - 2. Spiel

3:2 (3:0)

Termin: 23.09.1923
Zuschauer:
Schiedsrichter: Albrecht (Mannheim)
Tore: 1:0 Willi Pfeiffer, 2:0 Willi Pfeiffer, 3:0 H. Rockmann, 3:1 Balder, 3:2

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Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach



 

Trainer
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Der zweite Sonntag der Verbandsspielserie hat uns auf dem Wege zur Klärung der Frage nach dem Kräfteverhältnis der einzelnen Mannschaften untereinander nur wenig weitergebracht. Zähigkeit und Ausdauer sind im Verlaufe der Spielzeit Trumpf. Bedauerlich mußte man gestern die Unzulänglichkeit einiger Spielleiter empfinden, denn in Bezirksliga und noch mehr in der Kreisliga kam es zu mehreren Spielabbrüchen auf Grund betrüblicher Ausschreitungen der Spieler sowohl, als des Publikums. Herbeigeführt durch zu lässige, ungenügende Lenkung, ließen sich die Spieler nervös und zudem aufgestachelt von den Zuschauern zu Delikten hinreißen, die von einer moralischen Entartung zeugen müßten, wenn man nicht die gespannte, von dem Spielausgang abhängige Lage fast sämtlicher Vereine, sowie eben den vom Vereinsanhange und vom „neutralen" Publikum ausgeübten Zwang als Entschuldigung anführen könnte. Die größte Schuld trifft ja diese besinnungs- und vernunftlosen Hetzer und Schreier aus den Reihen der Vereine, die das Spiel von außerhalb des Spielfeldes zu dirigieren versuchen, und durch ihre unmoralische, noch nicht einmal dem Wohl ihres Vereins dienliche Wühlarbeit den von reiner Begeisterung erfaßten Sportanhänger den Geschmack an der Sache mit der Zeit vollständig verderben müssen.

Die gefährlichsten Kampfzustände herrschten bei dem Spiel Eintracht — Kickers am Riederwald, wo der Kampf nach anständigem Anfang durch die unzureichende Leitung Albrechts (Mannheim) — auch die anderen in Betracht kommenden Herren waren aus Mannheim — Formen annahm, die einer Beschreibung spotten. Der Sieg, den Eintracht mit 3:2 gegen den vollkommen ebenbürtigen Gegner erfocht, war reine Glücksache, selbst als Frankfurt 3:0 führte; denn in dem wüsten Durcheinander, das die Spieler unter Nichtachtung des Unparteiischen vorführten, war alles möglich.

Das erste Tor fiel gleich zu Beginn durch ein Mißverständnis der Offenbacher Verteidigung. Offenbach wurde dann überlegen, machte der Eintrachtverteidigung viel Arbeit und versäumte viele günstige Toraussichten, bis sich das Blatt wandte, Mölders einen rasenden Durchbruch unternimmt und große Torchancen hat, durch den Schiedsrichter jedoch am Erfolg verhindert wird.

In der Folge begann dann der Nahkampf, in dem die immer hitziger und nervöser werdenden Spieler den Schiedsrichter vollständig ausschalteten und wenig Noblesse bewiesen. Ein Strafstoß aus 25 Meter brachte das zweite Tor für Eintracht durch Nachschuß Pfeiffers, der auch der Schütze des ersten war. Das dritte Tor kommt auf Konto des Offenbacher Torwächters, da der von Gröner [?] getretene Schuß haltbar war. Die beiden Tore Offenbachs wurden in der zweiten Hälfte erzielt; das erste beruhte auf einem Durchbruch Balders, der den Ball schön in die Ecke zu setzen wußte, das zweite auf raschem Eingreifen bei einem Gedränge, das sich an einen Eckball anschloß.

Die größte Schuld von den 23 Leuten auf dem Kampfplatze trifft jedenfalls den Schiedsrichter. Die Mannschaften waren ebenbürtig und beide technisch wie körperlich recht gut, wenn auch noch nicht auf der Höhe. Namentlich fehlte es an Geschlossenheit der Spielweise, und hier insbesondere den Frankfurtern z. B. in der Verteidigung und im Sturm. Mölders ragte auch heute wieder durch seine Entschlossenheit und Angriffslust hervor, während Pfeiffer zuviel überlegte und Rockmann zu zaghaft war in der Durchführung eines angefangenen Unternehmens. Jedenfalls war der Sturm dem Gegner mindestens gleichwertig, denn wenn auch Gröner die Situation stets beherrschte und im Ballverteilen und -vorlegen vorzüglich war, so verließen ihn doch seine Nebenleute zu oft, wenn es galt, entschlossen und zielbewußt vorzugehen. Sie trieben häufig allzuviel Kombination. Dagegen war Offenbachs Läuferreihe und Verteidigung besser, da zuverlässiger und sicherer und insbesondere Becht machte seinem Namen alle Ehre. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 39/1923 vom 26.09.1923)


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