SC Bürgel - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main 1924/25 - 10. Spiel

0:0

 

Termin: 23.11.1924
Zuschauer:
Schiedsrichter: Georg Rettelbach (Mannheim)
Tore: ./.

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SC Bürgel Eintracht Frankfurt

  • Wehnes
  • Bender
  • Senft
  • Geyer
  • Söllner
  • Eichhorn
  • Eckweiler
  • Damm
  • Grundel
  • Müller
  • Kolb

 


 

Trainer
Trainer

Vom Sp.C. Bürgel hatte man allerlei Märchen gehört. Die halbe Mannschaft sollte weggelaufen sein, und man prophezeite der Eintracht einen glatten Sieg. Dazu hätte es auch kommen können, wenn nur der Sturm ein ganz klein wenig Durchschlagskraft besäße. Aber die hat er nicht, und das Bild von Zerrissenheit und Hilflosigkeit, das er zeigte, war einfach kläglich! So kam es nur zu einem 0:0!

Bürgel kam mit sechs Ersatzleuten, eifrigen, jungen Spielern, die alles aus sich herausgaben und fast den Sieg errungen hätten. Sie trafen aber auf eine unüberwindliche Hintermannschaft und konnten sich ebenfalls nicht durchsetzen. Schiedsrichter war Georg Rettelbach aus Mannheim, der lange Zeit in der Kreisliga amtiert hatte und nun in diesem Spiel wieder einmal zeigte, daß er einer unserer Besten ist.

Besonders schöne und interessante Leistungen waren selten. Man mußte mehr von eifrigem, als von technisch hochstehendem Spiel sprechen; Eintracht hatte etwas mehr Torgelegenheiten als Bürgel, aber es langte nicht zum Sieg, vor allem durch die Schwäche der Verbindungsstürmer. Die Flügel waren gut, Pfeiffer war nahe am Rand der Verzweiflung ob seiner Nebenleute. Gut waren die Läufer und sehr sicher die Hintermannschaft. Bürgels junge Leute spielten mit großem Eifer, besonders der linke Flügel, die besten Leistungen aber boten die drei Leute der Hintermannschaft, von denen der junge Torhüter geradezu überraschte.

Eines muß festgestellt werden: Hatten wir uns am Vorsonntag über die Schiedsrichter zu beklagen, so hat uns der verehrliche Verbandsschiedsrichterausschuß diesmal ein Männerquartett geschickt, wie es wirklich nicht besser ging. Knab , Rossi, Hussel, Rettelbach, das war geradezu eine Auswahlmannschaft. Herr Witte, könnten wir uns nicht auf die Vier abonnieren?

 


 

Das 0:0 in Bürgel. — Die Heldenarbeit der Jungen.


Wer am Sonntag seine Schritte gen Bürgel gelenkt hatte und kaum an ein einigermaßen gutes Spiel dachte, wurde auf das angenehmste enttäuscht; denn man sah mehr als ein gewöhnliches Ligaspiel, nicht einen Kampf der „Größen" untereinander, sondern ein verzweifeltes Ringen der Jugend gegen überlegene Kraft und Technik. Der Sportmann, der nicht an die Ausdauer und die Energie der jungen und gar so Jungen (Torwart) gedacht hatte, und annahm, daß es den Frankfurtern in der zweiten Hälfte gelingen müsse, die Widerstandskraft der Bürgeler zu brechen, wurde begeistert, als gerade das Gegenteil von dem eintrat, das er erwartet hatte — als die jungen mit nimmermüdem Elan zu einem unerwarteten Endspurt ansetzten und das schier Unmögliche schaffen zu wollen schienen. Wenn es ihnen nicht gelang, so lag dies einerseits an dem vorzüglichen Torwart der Frankfurter, andererseits an dem fast unmöglich erscheinenden Schußpech des Bürgeler Angriffs, der alles an die Latte oder neben den Pfosten setzte, was den Eintrachthüter hätte bezwingen können. Mag dem sein, wie dem will, Hochachtung vor solch einer Leistung!

Die Frankfurter sind in ihrem Können stark zurückgegangen, man sah keine zusammenhängende Kombination. Einzelne Aktionen erinnerten an bessere Tage. Im Angriff gefiel nur Riegel, der ehemalige Würzburger. Pfeifer zeigte sich als großer Redekünstler und seinen Mitspielern gerade nicht als mustergültiges Vorbild. Die beiden Halben, die das Quintett vervollständigten, versagten. Einen gesunden Schuß sah man überhaupt nicht von ihnen. Was die Läuferreihe der Gäste anbetrifft, so hatte sie in Kirchheim ihren schlechtesten Mann, sein Centerhalfspiel war keinen Augenblick überzeugend. Schneider war noch der beste der Helfershelfer, sein allzeit faires und technisch hochstehendes Spiel sicherte ihm die Sympathien des Publikums, das sich mustergültig verhielt. Schönfeld ersetzt durch seinen Eifer das Fehlende. In der Verteidigung überragte das fehlerfreie Abwehrspiel Grünerwalds, der seinen Partner um vieles übertraf, und für diesen, der einen äußerst müden Eindruck machte, noch mitschaffte. Der Schlußmann der Eintracht kann das hohe Verdienst für sich in Anspruch nehmen, wenigstens einen Punkt gerettet zu haben. Er arbeitete fehlerlos und vorbildlich, wenn auch manchmal das Glück, das nun einmal ein Torhüter haben muß, reichlich mithalf.

In den Reihen der Bürgeler gefiel vor allem der 16jährige Torwart, der unbezwinglich schien. Neben ihm war Bender wieder in vorzüglicher Verfassung. Auch Söllner gab heute einen guten Mittelläufer ab. Im übrigen gebührt allen ein Gesamtlob. Herp Rettelbach, der in Bürgel nicht unbekannt ist, zeichnete für das Spie! verantwortlich. Wenn auch an seiner Leitung grundsätzlich nichts auszusetzen war, so verstand ich nicht, warum er das Spiel unterbrach, wenn die Partei, für die er einen Strafstoß gab, im, Falle des Weiterspielens in großem Vorteile gewesen wäre. Er zerstörte Bürgel m. E. dadurch zwei klare Torchancen.

Der Spielverlauf gestaltete sich recht interessant. Während die erste Hälfte zu ihrem größten Teil im Zeichen der Eintracht stand und in dieser Kampfesphase die Bürgeler bange Momente auszuhalten hatten, bildete der Beginn der zweiten Hälfte den Auftakt zu der imposanten Bürgeler Endleistung, die schon oben genügend gewürdigt worden ist. Eintracht harte in dieser Zeit wenig oder gar nichts mehr zu sagen, die Bürgeler Angriffe kamen oft mit solcher Wucht, daß die gegnerische Verteidigung ihrer kaum Herr werden konnte. Die Frankfurter waren am Ende froh, wenigstens einen Punkt gerettet zu haben. (beide aus dem 'Fußball', Ausgabe 48/1924 vom 27.11.1924)

 

 


 

 

Normaler Spielverlauf.

Der heutige Spielsonntag brachte keine Überraschungen. Auch das unentschiedene Ergebnis der „Eintracht" gegen den Sportklub Bürgel ist kaum als solche zu betrachten, da der Ausgang der in Bürgel ausgetragenen Spiele meist sehr zweifelhaft ist. Daß die Einheimischen keine Erfolge erzielen konnten, verwundert weiter nicht; bedenklich ist lediglich die chronische Schwäche des Eintrachtsturmes. —

Ein faires, aber beiderseits schwaches Spiel in Bürgel.

„Eintracht" — Sportklub Bürgel 0:0.

Eintracht hatte seine gewohnte Mannschaft zur Stelle, während die Vorstädter mit einer ganzen Reihe junger Spieler aufwarteten. Selbst der bewährte Torwächter Krieger war nicht aufgestellt; aus der früheren ersten Mannschaft waren lediglich Bender, Söllner, Eckweiler und Grundel zur Stelle. Die Ersatzleute hielten sich jedoch auffallend gut und wußten alle Torchancen der im Felde durchweg überlegenen Eintracht jederzeit zu vereiteln. Eintracht zeigte ihr gewohntes Spiel mit elegantem Feldspiel, vermochte sich aber niemals durchzusetzen. Die Halbspieler waren wiedermal zu weich, Riegel dagegen wesentlich besser als bisher. Der beste Mann war Grünerwald, der ein unüberwindliches Bollwerk für die jungen Bürgeler Spieler bildete. Einen spannenden Moment gab es, als Riegel alles überspielte und den Ball am Torwächter vorbei aufs Goal geschossen hatte. Der Schuß war aber zu schwach, so daß der Ball, den alle schon sicher im Netz sahen, langsam gegen den Pfosten lief, abprallte und fortbefördert werden konnte. — Das Spiel war erfreulicherweise sehr fair und von Herrn Rettelbach (Ludwigshafen) vorzüglich geleitet.    (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 28.11.1924)



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