Eintracht Frankfurt - Vasas Budapest

Freundschaftsspiel 1924/25

3:4 (1:3)

 

Termin: 28.12.1924
Zuschauer:
Schiedsrichter: Georg Rettelbach (Mannheim)
Tore: 0:1 Abay (19.), 0:2 Takacs (30.), 1:2 Friedrich Weber (33.), 1:3 Kocsis, 2:3 Ingo Riegel (50., Elfmeter), 3:3 James Müller, 3:4 Takacs (80.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Vasas Budapest

 


  • Farkas
  • Kiraly
  • Rottler
  • Temecsko
  • Sipos
  • Gottlieb
  • Hinner
  • Kocsis
  • Abay
  • Takacs
  • Kelchen

 

Wechsel

Wechsel

  • Klein für Gottlieb
Trainer
Trainer

 

Gäste aus Ungarn

Am 28. Dezember, bei Wind und Regen, war dann F.C. Vasas Budapest am Riederwald bei der Sp.G. Eintracht zu Gast. Die Ungarn hatten acht Tage vorher gegen Hanau 93 nur 2:2 gespielt trotz besseren Könnens, dann an Weihnachten in Westdeutschland gegen Barmen komb. mit 3 :1 und gegen Köln-Sülz mit 2:1 gesiegt. Auch gegen Eintracht gewannen die Ungarn verdient durch bessere Technik, aber die Frankfurter setzten den Ungarn doch recht kräftig zu. Es schien so, als hätten die Ungarn nicht Ihre stärkste Mannschaft zur Stelle, denn in der Aufstellung vermißte man doch einige bekannte Namen, aber es war klar ersichtlich, daß das Können der Vasas nicht an M.T.K. oder F.T.C. heranreicht. Es fehlte das Künstlerische, das Bezaubernde dieser kultivierten, ja sozusagen überkultivierten Mannschaften.

Die Ungarn spielten zeitweise recht scharf, da Rettelbach etwas zu nachsichtig war. Als er aber dann mit aller Strenge eingriff, hörte auch das ständige Treten nach den Spielern kurz nach dem Abspielen des Balles auf. Das war eine unschöne Angewohnheit, die den Ungarn die Sympathie vieler Zuschauer raubte und die Eintracht durch Verletzung des Mittelstürmers und Mittelläufers schwächte.

Vasas Budapest war außerordentlich schnell, sicher im Zuspiel und ausgezeichnet im Stellungsvermögen. Die Ballbehandlung war gut ausgebildet, die gesamte Mannschaft technisch besser als Eintracht, die sich trotz reichlich schwacher Mannschaft gut hielt und mit allem Eifer und aller Hingabe kämpfte.

Nach längerem, sehr schnellem und ausgezeichnetem Kampf erzielte Budapest das erste Tor. Der Mittelstürmer hatte in klarer Abseitsstellung den Ball erhalten und ihn wuchtig aufs Tor geschossen. Trump ließ den Ball durch die Beine ins Netz. Auch das zweite Tor dürfte aus Abseitsstellung eingeleitet worden sein, Kocsis hatte Takacs vorgelegt und dieser unhaltbar eingeschossen. Eintracht holte durch einen sehr schönen Lauf Webers, der recht ruhig und bedacht schoß, ein Tor auf, aber kurz darauf stellte Kocsis auf Vorlage von Abay das Ergebnis auf 3:1, woran sich bis zur Pause, trotz starker beiderseitiger Angriffe nichts mehr änderte.

Einen Nachschuß bei dem ersten Eckball der Frankfurter wehrte ein Ungar mit der Hand ab, den dafür gegebenen Elfmeter verwandelte Riegel sehr placiert; durch einen Schuß Müllers bei Eintrachts zweiter Ecke glichen die Frankfurter aus. Nun setzte ein heftiger, temperamentvoller Kampf um den Sieg ein, in dem Vasas Budapest dem Gegner etwas überlegen war. Ein weiterer Schuß von Takacs führte zum siegbringenden Tor; Trump sprang der Ball aus den Händen ins Netz. In den letzten Minuten flaute das Spiel stark ab.

Sehr gut war bei Vasas Budapest der linke Außenstürmer, der Halbrechte und der Mittelläufer, ebenso der Torhüter. Eigentliche Schwächen waren bis auf den rechten Flügelstürmer nicht vorhanden.

Bei Frankfurt zeigten Imke, Riegel und Weber starke Tatkraft, Bechtold schien zu schwach, Müller in Ballbehandlung zu mäßig. Die Läuferreihe spielte durchaus gut, mit aller Hingabe; die Verteidigung genügte nicht immer, ebenso der Torhüter. Es fehlte eben Michael Grünerwald, der junge Ehemann!

Georg Rettelbach war, als er scharf durchgriff, ausgezeichnet, vorher schien er mehrmals etwas unaufmerksam. Seine Leitung ist trotz aller Strenge doch ziemlich unauffällig und unbedingt objektiv. Jedenfalls legen wir Ehre mit ihm ein, da ich ja aus dem vorigen „Fußball" erfahren habe, daß er gar kein Pfälzer ist! Ich war nur zu der irrigen Meinung gekommen, weil der gute Schorsch so gern krätscht und so gern „Derkemer" trinkt, habe mich aber überzeugt, daß unsere Pfälzer Freunde recht höfliche und feine Leute sind. „Komm nor emal her, wann de was willst, alter Krätscher!!"

*

Und noch eins: In West- und Norddeutschland ist man der festen Überzeugung, daß Dreiviertel unserer süddeutschen Fußballer verkappte Profis sind. Da ist es natürlich nicht zu verstehen, daß ein so bekannter Sportjournalist Süddeutschlands wie Hanns Schödel auch noch das Material dazu liefert und in der Hamburger Sportchronik schreibt, Eintracht Frankfurt hätte gegen Helvetia 2:1 gesiegt dank ihrer kürzlichen Neuerwerbungen Grünerwald und Pache. Grünerwald Ist seit über einem Jahr in Frankfurt ansässig und Pache ist Mitglied des Fußballsportvereins! Beide sind echte Sportsleute, und wir verbitten uns hier, daß man sie derart heruntersetzt! Auch Herr Scheinost hat versucht, die reine Amateureigenschaft von Pache anzuzweifeln, die ihm zuteil gewordenen Lektionen durch die schweizerischen Behörden dürften wohl vollauf genügen! (aus dem 'Fußball', Ausgabe 53/1924 vom 30.12.1924)

 

 


 

 

S.C. "Vasas"-Budapest - "Eintracht" Frankfurt 4:3 (3:1)

Die "Eisen- und Metallarbeiter" haben hier gut gefallen. Die Mannschaft besteht aus sehr jungen, technisch vollendet durchgebildeten Spielern (Durchschnittsalter 21 Jahre), die ein kultiviertes, für das Auge sehr gefälliges Kombinationsspiel zeigten, womit sie dem Gastgeber selbstverständlich überlegen waren. Mit der Durchschlagskraft haperte es allerdings ein bißchen, was wohl auch daran gelegen haben mag, daß einmal Szentmiklossy, der bekannte Internationale, wegen einer Verletzung nicht mitspielte, und daß andermal die Mannschaft sich besonders nach Halbzeit eine gewisse Reserve auferlegte, die verständlich würde, wenn man das bevorstehende Spiel gegen den 1. F.C. Nürnberg berücksichtigte. Der vorzügliche Tormann konnte die drei Treffer der Frankfurter nicht verhindern. Die Verteidigung war sehr schlagsicher und verstand sich ausgezeichnet. Die Läuferreihe ließ nach Halbzeit etwas nach, war aber sonst fehlerfrei. Im Sturm überragte Takacz durch glänzende Ballbehandlung, Zuspiel und Bombenschuß. Es wurde verständlich, daß er beim Länderspiel dem Heiner drei Bälle ins Netz gejagt hat.

Eintracht überraschte nach der angenehmen Seite. Die Mannschaft versteht ja allerdings seit Jahren, gegen auswärtige Gegner das sportliche Ansehen ihrer Vaterstadt gut zu wahren. So auch heute, wo sie trotz der Ersatzleute ein aufopferndes, recht erfolgreiches Spiel zeigte. Den zahlreichen verpaßten Torchancen nach hatte sie sogar ein Unentschieden verdient gehabt. Andrerseits ist der Sieg der Ungarn aber doch durch deren technische Überlegenheit gerechtfertigt. Trump, im Tor, hatte infolge Unwohlseins einen schwachen Tag und somit auch zwei Tore auf dem Gewissen, die wohl zu halten gewesen wären. In der Verteidigung gefiel besonders Eberlein durch sauberes Abspiel und gute Vorlagen. Auch Lemke stand nach anfänglicher Unsicherheit in jeder Weise seinen Mann. Schneider war trotz aller Anstrengungen schwach; er müßte unbedingt pausieren. Kirchheim und Schönfeld haben dagegen ihre Form wesentlich verbessert. Im Sturm arbeiten sich Imke und Riegel sehr schön ein. Müller technisch gut, war reichlich kopflos. Weber gefiel besser als in den letzten Spielen, während dem jungen Bechtold noch die Routine für solche Spiele fehlte.

Die erste Halbzeit sah beide Seiten in wechselnden Angriffen. Nachdem Eintracht einige sichere Chancen ausgelassen hatte, kam Vasas in der 19. Minute zum ersten Torerfolg. Herr Rettelbach übersah wieder einmal eine krasse Abseitsstellung des Mittelstürmers, der auf Vorlage den Ball aufs Tor schoß, wo er Trump durch die Beine ins Netz glitt. 1:0. In der 30. Min. brach der Mittelstürmer dann in glänzender Weise durch und schob das Leder dem ungedeckt stehenden Takacz vor die Füße. Dieser schoß den Ball, seelenruhig placiert, zum zweiten Tore ein. Ein Freistoß gegen Vasas gelangte in der 33. Min. bereits zu Weber. Dieser rast die Linie entlang, steuerte aufs Tor zu und schoß sehr scharf. Der Torwächter konnte den schweren Ball nicht festhalten und mußte ihn ins Tor entgleiten sehen. 2:1. Nach prächtigem Flankenlauf gab der Rechtsaußen der Gäste kurz vor Halbzeit eine Flanke zur Mitte. Der angegriffene Takacz ließ den Ball passieren, und der freistehende Mittelstürmer schoß zum dritten Male an dem sich kaum rührenden Trump vorbei ein. Mehrere totsichere Torgelegenheiten wurden dann noch vorm Ungarntor vom unentschlossenen Eintrachtsturm vermasselt.

Nach Wiederbeginn wurde das Spiel sehr interessant. Die Gäste hatten den linken Verteidiger und den Mittelstürmer ausgewechselt, konnten sich aber nicht mehr so richtig gegen die ehrgeizig kämpfenden Frankfurter durchsetzen, die bald Ihre erste Ecke erzielen. Der Ball kommt in der 5. Min. vors Tor, hier entsteht ein Gedränge, wobei ein Ungar Hand macht Den Elfmeterball verwandelte Riegel mit Bombenschuß unhaltbar. 3:2. Oleich darauf konnte der Gästetorwart einen wuchtigen 40-m-Schuß von Imke nur mit äußerster Mühe im Fallen zur zweiten Ecke abwehren. Der Ball gelangte zu Imke, dieser hob ihn über einige Köpfe zu Müller, der entschlossen einschob. 3:3. Eintracht hatte jetzt zahlreiche Torchancen, da die Gästeverteidigung zeitweilig nachließ, vermochte aber weiter nichts Zählbares zu erreichen Rettelbach leistet sich grobe Fehlentscheidungen. Endlich spielten sich der ungarische Innensturm nochmals durch. Takacz erhielt eine feine Vorlage und ließ einen gefährlichen Schuß aufs Tor los. Trump bekam wohl den Ball in die Finger, konnte ihn aber nicht festhalten. In der 35. Min. stand das Spiel 4:3 für Vasas, wobei es trotz Drängens der Frankfurter bis zum Schluß blieb.      -Weka.- (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 01.01.1925)



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