Eintracht Frankfurt - 1. FC Pforzheim

Freundschaftsspiel 1924/25

0:0 (abgebrochen)

 

Termin: 01.03.1925
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: ./.

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Eintracht Frankfurt 1. FC Pforzheim

 


  • Rauel
  • Haidlauf
  • Roller
  • Kirchenbauer
  • Speck
  • Müller
  • Distel
  • Bekir
  • Weißenbacher
  • Wetzel
  • Seidel

 

 

Frankfurt a. Main

Am vergangenen Sonntag feierten wir das Gedenken unserer Gefallenen aus dem großen Kriege, ferner wurde das deutsche Volk durch das Ableben seines Reichspräsidenten in Trauer versetzt. Diesen Tag in würdiger Weise zu begehen war unsere Pflicht. Auch wir Sportsleute haben in Friedrich Ebert einen Förderer unserer Sache verloren, und in tiefer Wehmut gedenken wir unserer teuren Toten des Weltkrieges. Die Mainbezirksbehörde hatte angeordnet, daß bei den Spielen des Sonntags in einer kleinen Feier des Tages gedacht wurde, und niemand kam auf den Gedanken, daß Fußballspiele etwa des Tages unwürdig seien.

Die staatlichen Behörden gaben noch am Samstag bekannt: „Auf Grund des Artikels 48 Absatz 4 der Reichsverfassung werden aus Anlaß des Ablebens des Herrn Reichspräsidenten öffentlichen Musikveranstaltungen, alle öffentlichen Lustbarkeiten mit Einschluß der Rennveranstaltungen, alle Schauspiel-Veranstaltungen mit Einschluß der Lichtspielvorführungen für den 28. Februar, 1. März und den Tag der Beisetzung verboten."

Auf Grund dieser Verordnung hat die Frankfurter Polizei zwei Spiele mit Gewalt inhibiert, und zwar das Spiel der Eintracht gegen Pforzheim am Riederwald und das Spiel der Olympia gegen Bürgel auf dem Eintrachtplatz an der Roseggerstraße.

Ich stelle fest, daß alle anderen Spiele stattfinden durften, nur die beiden Treffen auf den beiden Eintrachtplätzen nicht. Die Verfügung des preußischen Staatsministeriums ist klar und deutlich abgefaßt. Fußballspiele sind weder Musikveranstaltungen, noch Rennen oder Lichtspielvorführungen. Bleibt also mir die Vermutung, daß sie als Lustbarkeit aufzufassen sind. Nun dürfte aber auch den Herren von der Polizei bekannt sein, daß die Gerichte bis hinauf zum Oberverwaltungs- und Reichsgericht dahingehend entschieden haben, daß Fußballspiele frei sind von Lustbarkeitssteuer und mithin auch nicht unter Lustbarkeiten fallen. Aber es scheint heutzutage nicht mehr nötig zu sein, daß man sich an behördlicher Stelle klar ist, was man tut. Es wird befohlen ... (Freiheit, die ich meine!!!)

Eins bleibt nur noch zu klären. Weshalb wurde nur die Eintracht von den Maßregeln betroffen? Das ist eine Frage, die hoffentlich recht bald beantwortet wird und wir erwarten, daß der Frankfurter Polizeipräsident bald deutlich von denen abrückt, die unter Mißbrauch seines Namens die Gesetze verletzten.

Wir leben im freiesten Lande der Welt!...

[...]

Bei dem Spiel in Frankfurt herrschte eitel Frühlingswetter. In Massen strömte das Publikum herbei, doch plötzlich sperrte die Polizei den Platz, und es wurde niemand mehr hereingelassen. Erst als die Eintracht auf Eintrittsgeld verzichtete, durften die Leute auf den Platz, doch wurde schon bekanntgegeben, daß das Spiel unter allen Umständen, und sei es durch Waffengewalt, inhibiert würde.

Pforzheim trat in der gleichen Aufstellung an wie am Vortage in Hanau, nur verstärkt durch Bekir an Stelle Walters. Das kurze Spielfragment zeigte eine leichte technische Überlegenheit der Badener, die vor allen Dingen lebhaft schossen, die schwächeren Frankfurter hielten aber tapfer Stand und konnten das Spiel bei steter Offenheit 0 :0 halten. Eintracht trat mit fünf Jugendlichen in folgender Aufstellung an: Trump; Eberlein, Grünerwald; Steib, Kirchheim, Pfeifer; Bechtold, Riegel, Karoly, Schenk, Lorenz.

Der Spielverlauf zeigte zwei vornehme Mannschaften in schönem, stets anständigen Kampf. Beide Mannschaften hatten gute Torchancen, die besten Schüsse Weißenbachers gingen knapp fehl, einige Male reitet Trump wieder in alter Meisterschaft, Frankfurt verdarb sich mehrere schöne Gelegenheiten durch Hilflosigkeit seiner jungen Stürmer. Einige Minuten vor Halbzeit wurde auf Drängen der Polizei, die mit der ganzen Bereitschaft erschienen war, das Spiel abgebrochen. Herr Emil Flasbarth, unser früherer Fußballpräsident, versammelte Spieler und Publikum um sich und gedachte in herzlichen, tief zu Gemüt gehenden Worten des verstorbenen Reichspräsidenten und unserer Toten aus dem Weltkrieg. Sein Appell ging an die deutsche Jugend, mit wehender Flagge den Idealen nachzustreben, für die unsere Sportbrüder in den Tod gingen, nicht für dereinstige Revanchekämpfe, sondern für sportliche Reinheit und sportliche Stählung für den Kampf des täglichen Lebens. Ergriffen gedachte die Menge der Toten und verließ ruhig den Platz. (aus dem 'Fußball' vom 02.03.1925)

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