FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main 1926/27 - 7. Spiel

3:2 (2:0)

 

Termin: 17.10.1926
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Maul (Nürnberg)
Tore: 1:0 Gattermann, 2:0 A. Strehlke, 3:0 Bretteville, 3:1 Karl Döpfer (Elfmeter), 3:2 Fritz Schaller

 

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Krieger
  • Wallishausen
  • Heinig II
  • Henß
  • Klump
  • Völler
  • Gattermann
  • Pache
  • Bretteville
  • A. Strehlke
  • Waldschmidt

 


 

Trainer

Spielertrainer

 

F.-Sp.-V. Frankfurt - Eintracht Frankfurt 3:2

Aus den Briefen eines Früh-Unvollendeten.

1. Brief.

An die Redaktion des „Kicker" in Nürnberg.

Sehr geehrte Redaktion! Ich bin durchaus Deiner Meinung, wenn Du meinst, daß Dein Platz beschränkt ist. Ich finde ohnehin, daß ich über Tarif und Gebühr schreibe. — Im heutigen Spiel zwischen dem obbemeldeten Vereinen startete der Mainbezirksmeister mit Krieger — Wallishausen, Heinig II — Henß, Klump, Völler — Gattermann, Pache, Bretteville, A. Strehlke und Waldschmidt (Weiß Gott Waldschmidt). Für die Eintracht, die so sehr geschlagene, gingen Trumpp - Kirchheim, Pfeifer, (Egly) — Kübert, Goldammer, Müller — Döpfer, Schaller, Dietrich, Egly und Kellerhoff an die Front. Du wirst beim Nachblättern in Deinen letzten Nummern feststellen können, daß der Verteidiger Schütz malhöriger Weise ersetzt werden mußte. Die Mannschaft geriet im Verlauf des Spieles sehr drunter und drüber, weil Dietrich alsbald verletzt und auf den Rechtsaußenposten versetzt wurde, wo er vor der Pause der beste Mann im Eintrachtsturm war. Pfeifer tatete nach dem dritten Goal in der Mitte. Er rettete zwar nicht den Sieg, aber das Renommee der Mannschaft und mir verdarb er meine wunderhübsche Voraussage. Die Tore wurden von Gattermann, A. Strehlke, Bretteville, Döpfer (Elfmeter) und Schaller geschossen. Der Platz war in einem fürchterlichen Zustand, da es geregnet hatte, wie zu des seligen Archeologen Noah Zeiten. Die Zweiundzwanzig bewegten sich also auf einer Bühne, die man mit Fug im wahrsten Sinne des Wortes als eine Schmiere bezeichnen kann.      Jockey.

2. Brief.

An den Spielausschuß des FSpV. Frankfurt a. M.

Sehr geehrte Herren! Ich bin sehr betrübt, daß es Ihnen nicht gelungen ist, einen weit höheren Sieg zu erzielen. Ich bin erfreut, daß Sie endlich eingesehen haben, daß Pache und Bretteville in den Sturm gehören. Ich bemitleide Sie tief, weil Bretteville sich nicht in bester Form befand und einen höheren Sieg hinderte. Ich würde Ihnen zu zwei neuen Flügelstürmern ganz außerordentlich gratulieren und wünsche Ihnen die Flüche auf den Hals, welche die erbitterte Volksmenge auf den Linksaußen Waldschmidt geschleudert hat. Es wäre wirklich an der Zeit, daß Sie zahlende und nicht zahlende Zuschauer mit derartigen Darbietungen greisenhaften Fußballs verschonen, ohne Rücksicht auf Kriegsverletzungen und sonstige menschliche Qualifikationen. Wozu haben Sie in ihren unteren Mannschaften drei oder vier hervorragende Flügelstürmer? Ich gratuliere Ihnen weiter zu Ihrem Mittelläufer. Es läßt sich vom bösesten Feind nicht wegleugnen, daß Klump während des größten Teils des Spieles der beste Mann auf dem Platz war und ein an Lebhaftigkeit und guten Einfällen übersprudelndes Spiel vorführte. Ihre beiden Außenläufer brauche ich ebensowenig hervorzuheben wie Ihren Torwart, da diese Spieler immer einen ansehnlichen Spielstandard innehalten. Die Verteidigung bedarf noch einiger Verbesserungen, die Ihr Trainer insbesondere an dem rechtes Back vorzunehmen hätte, und die dies auf technische Fertigkeiten beziehen. — Ich hoffe und wünsche, daß Sie beim nächsten Male einen noch größeren Erfolg davontragen werden und grüße hochachtungsvollst      Jockey.


3. Brief.

An den Spielausschuß der Eintracht.

Sehr geehrte Herren! Ich bim sehr betrübt, daß es Ihnen nicht gelungen ist, dieses Spiel zu einem überzeugenden Sieg zu gestalten. Ich bemitleide Sie tief, weil Ihr Mittelstürmer Dietrich gleich in den ersten Minuten verletzt wurde und Ihre Mannschalt handikapte. Ich gratuliere Ihnen zu dem endgültigen Entschluß, Kellerhoff Linksaußen spielen zu lassen. Ich beglückwünsche Sie zu einem Spieler wie Pfeifer, dessen Initiative es beinahe zu verdanken gewesen wäre, daß die beiden Punkte nach dem Riederwald gewandert waren. Ich bedauere dieses beinahe ebenso außerordentlich, wie den Umstand, daß der FSpV nicht höher gewonnen hat. Im übrigen empfehle ich Ihrem Sturm die Mitwirkung Schallers, ihren Läufern etwas kräftigere Knochen, ihrem Mittelläufer neben dem Verstand auch die Ausdauer, denn den Fußballverstand hat er schon. Als Verteidiger würde ich Kirchheim so schnell nicht mehr stellen. Dem Back Schütz wünsche ich beste Besserung, denn Sie können ihn gut gebrauchen. Ihr Torwart Trumpp hat sich sehr tüchtig angestellt. Bis zum Rückspiel... Aber dann ...      Jockey.


4. Brief.

An die Direktion der Stadt. Irrenanstalt, hier.

Sehr geehrter Herr Anstaltsdirektor! Falls Sie sich für das Studium einer neuen in erheblichem Maße um sich greifenden und periodisch mit seltener Heftigkeit auftretenden manischen Depressionsstörung interessieren, bin ich gerne bereit, Sie auf die Brutstätten des diese Krankheit hervorrufenden Bazillus aufmerksam zu machen. Es sind dies enge Cafes, insbesondere im Zentrum Frankfurts. Die wutartigen Ausbrüche dieser Manie können Sie dann beobachten, wenn sich zahlreiche der Infizierten auf großen Plätzen versammelt haben. Ich glaube, man nennt sie Fußballplätze. Warum weiß ich nicht, denn meistens haben es die Leute mit den Mäulern. Es ist interessant feststellen zu können, wie der Aufenthalt auf derartigen Bazillenbrutstätten sämtliche, auch die stärksten Hemmungen, ethischer, moralischer oder sonst denkbarer Art so restlos beseitigt, daß nichts anderes übrig bleibt als ein schreiend Maul. Ich sehe Ihren gefl. Nachrichten gerne entgegen, sehr verehrter Herr Professor, weise Sie aber bereits jetzt darauf hin, daß ihnen die stellenweise auftretende Antimenschlichkeit dieser Kranken den schlimmsten Schrecken einjagen kann. Ihr sehr ergebener      Dr. Hutwerfer.

5. Brief.

An den Presseauschuß des FSpV., hier, oder falls unbestellbar, weil verzogen oder Adressat unbekannt an den Vorstand gen. Vereins.

Geehrte Herren! Es ist sehr schön, daß Sie eine eigene Pressetribüne aufgestellt haben. Es ist weniger schön, daß diese Pressetribüne nicht ausreichend und durchaus unzugänglich ist. Wenn Ihr Platz ein großes Spiel sieht ist der Pressemann gezwungen, bereits um 9 Uhr morgens anzutreten um in das Pressetribünchen zu gelangen. Außerdem wäre es sehr nett von Ihnen, wenn Sie es endlich einmal fertig bekämen, daß Nichtpresseleute aus dieser ohnehin engen Klause entfernt gehalten würden. Setzen Sie sich bitte mit der Südwestdeutschen Rundfunkdienst A.-G in Verbindung und bitten Sie dieselbe, Sie möchte Ihre Aufsichtsratssitzungen anläßlich von radiomäßigen Vorführungen Ihrer Spiele nicht auf die Pressetribüne des FSpV.-Platz verlegen. Diese Leute nehmen mehr als die Hälfte aller Plätze fort. Sie dürfen sich nicht wundern, daß 90 Prozent aller Pressevertreter Gegner Ihres Vereins sind. Bei anderen Clubs hat die Presse niemals Anstände. Die Behebung dieser Mißlichkeiten liegt nicht nur in Ihrem Interesse. Ich soll Sie von Dr. Hutwerfer grüßen. Da wir uns am nächsten Sonntag wiedersehen, hoffe ich meine berechtigten Monierungen erfüllt zu sehen. Ergebenst!      Jockey.

6. Brief.

Sehr verehrte gnädige Frau!

Seien Sie im Vertrauen gesagt, froh, daß Sie nicht mit waren. Es war ... na, es war nichts besonders. — Ihr allzeit Ergebenster!      Jockey.

7. Brief.

Herrn Schiedsrichter Maul in Nürnberg.

Sehr geehrter Herr Maul! Lassen Sje sich nur nicht stören. Ich war mit Ihrer Leistung sehr zufrieden. Die einen behaupten, die anderen könnten's nur mit dem „Maul". Aber der Elfmeter war sehr berechtigt. — Auf Wiedersehen. mein Herr .     Jockey.

(aus dem 'Kicker' vom 19.10.1926)

 

 


 

 

aus den Vereinsnachrichten 10/11-1926:

 

 

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