Rot-Weiss Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main 1926/27 - 17. Spiel

2:3 (0:0)

 

Termin: 02.01.1927
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Wilhelm Müller (Beiertheim)
Tore: 0:1 Karl Döpfer, 1:1 Koos, 2:1 Tümpfel, 2:2 Franz Schütz, 2:3 Georg Stroh

 

>> Spielbericht <<

Rot-Weiss Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Kreß
  • Blum
  • Kornrumpf
  • Engelhardt
  • Witte
  • Kraushaar
  • Boos
  • O. Etsch
  • Plaschke
  • Tümpfel
  • K. Etsch

 


 

Trainer

Spielertrainer

 

Rund um Frankfurt

Eintracht — Rot-Weiß 3:2.

Eintracht trat mit Dietrich als Mittelläufer an, den verletzten Pfeifer ersetzte Egly tadellos. Wie ein guter Mittelläufer spielen muß, zeigte heute Dietrich. Unermüdlich warf er seinen Sturm nach vorn, sein Abspiel genau auf den Mann war wirklich Klasse, nicht minder sein Kopfspiel. Schade, daß sein Sturm so weich ist und vor dem Tore zu unentschlossen. Die Kombination lief ja wie am Schnürchen, aber den Ball ins Tor tragen wollen, das geht denn doch nicht, namentlich bei einer solch stabilen Verteidigung wie die der Rot-Weißen. Lange stand die Partie auf 2:1 für Rot-Weiß. Eintracht schoß den ersten Treffer — Tümpfel und O. Etsch gelang dann mit Hilfe ihres Rechtsaußen Ausgleich und Führung. Da ging dann Schulz aus der Verteidigung in den Innensturm — man wurde sich der Lage bewußt — Dietrich ließ seine Flügel laufen. Und richtig — Schulz gelingt der Ausgleich, Eintracht hat seine Ruhe wieder. Die vereinzelten Durchbrüche wehrte Trumpp kaltblütig ab, zeigte auch eine fatalhafte Robinsonade. Kurz vor Schluß brennt Döpfer durch, rast der Linie entlang — zentert. Stroh steht richtig am Platz — Schuß — 3:2 für Eintracht. Und das kostete Rot-Weiß den 3. Platz, den jetzt Offenbach einnimmt. Müller-Beiertheim war als Unparteiischer tadellos. Eintrachts Sieg war wohlverdient, im ganzen genommen schufen sie die bessere Leistung. Rot-Weiß ließ im Sturm jeden Zusammenhang vermissen, zu allem Unglück mußten sie bald nach Beginn nur mit 4 Stürmern weiterkämpfen.     (aus dem 'Fußball' vom 04.01.1927)

 

 


 

 

Rot-Weiß Frankfurt - Eintracht Frankfurt 2:3

Not macht erfinderisch. Seit Jahren steht es fest, daß ein Ligaverein eine Verbandsspielrunde mit nur elf Mann unmöglich durchstehen kann. Da muß es Wunder nehmen, wie es der Sportklub Rot-Weiß mit seinen nur recht geringen Reserven immer wieder versteht, eine Elf auf die Beine zu bringen, die sich sehen lassen kann. Die Homogenität der Rot-Weiß-Leute hat durch die Notwendigkeit, Claus, Meier, Schmidts und Vetter ersetzen zu müssen, in nichts Einbuße erlitten. Es war sogar interessant, feststellen zu können, daß der bereits einmal abgebaut gewesene Boos noch lange nicht der schlechteste Mann des Bockenheimer Angriffes war. Daß Kraushaar ein Flügelläufer von Können ist, hat er nun in mehreren Spielen hinlänglich bewiesen und zwischen Witte und Schmidt wird nach des letzteren Wiederherstellung ein lebhafter Wettstreit um den Mittelläuferposten entbrennen. Wie gesagt, vier Mann Ersatz und trotzdem ein Kampf, in dem sich die vor acht Tagen so hoch besungene Eintracht schwer strecken mußte, um knappster Sieger zu bleiben. Alle Achtung! Ueberhaupt ist Rot-Weiß in der diesjährigen Mainbezirksliga vielleicht die interessanteste Mannschaft. Ihr Werdegang, der nicht immer von Glück begünstigt war, hat die Elf doch immer im obersten Drittel der Tabelle gehalten, und auswärtigen Vereinen, die für schnelle und technisch gut beschlagene Gegner inklinieren, kann Sportklub Rot-Weiß für Gesellschaftsspiele nicht warm genug empfohlen werden. Wenn man bedenkt, daß der heutige Kampf 75 Minuten lang mit zehn Mann durchgeführt werden mußte, da Karl Etsch frühzeitig verletzt ausschied, daß Rot-Weiß trotzdem zeitweilig wie der Sieger aussah, kann man der Mannschaft einen großen Achtungserfolg nicht abstreiten. Der stabilste Teil ist die Hintermannschaft, in der Blum einen so ungemein sicheren Schlag hat. Trotzdem muß es auffallen, daß er seinem viel regsameren Partner Kornrumpf den größeren Teil der Arbelt überläßt. Der Torwart Kreß ist einer von den beiden Torwächtern des Mainbezirkes, die dem Auswahlkomité des Süddeutschen Verbandes mit gutem Gewissen angelegentlichst empfohlen werden können. Der andere Torwächter repräsentativer Eignung stand ihm in diesem Spiele gegenüber: Trumpp. Ueberhaupt hat der Mainbezirk fast durchwegs gute Torhüter, und es berührt eisenartig, in Länderspielen immer wieder die wenigen herangezogenen versagen zu sehen, ohne daß mit neuen Talenten wenigstens einmal ein Versuch gemacht wurde. Trumpp und Kreß haben eine probeweise Verwendung bei Repräsentativkämpfen sattsam verdient In diesem Zusammenhange mag auch nochmals an die Eintrachtverteidigung Pfeiffer - Schütz erinnert werden, mit der der Süddeutsche Verband sicherlich nicht schlecht bedient wäre. Schon um dem Deutschen Fußballbunde möglichst viel Olympiadematerial anbieten zu können, sollte sich der Verband wohlgemeinten Ratschlägen gegenüber nicht allzu ablehnend verhalten, denn bekanntlich verwendet der Bund grundsätzlich nur Leute, die in ihrem Landesverbande schon ausgeprobt wurden. Pfeiffer war heute durch Egly hinreichend ersetzt. Schütz zeigte wieder in allen Phasen, was er kann. Sogar im Sturm brachte er in der letzten Viertelstunde Energie genug auf, um einen längst verloren geglaubten Sieg für seine Farben retten zu können. Es ist dies nicht das erste Mal, daß einer der beiden Eintrachtverteidiger in höchster Not in vorderste Stellung geht und den Gegner zur Kapitulation zwingt. Es ist ein Beweis für die Universalität dieser Leute, aber zugleich auch ein bitteres Schlaglicht auf den Eintrachtsturm, der heute in seinem Innentrio wieder einmal viel zu weich arbeitete. Stroh spielte mit einer Nonchalence, die zu seiner Aufgabe als Sturmführer schlecht paßte. Nur in den letzten zehn Minuten war er eisern hinter dem Balle her, und siehe da, mit energischer Kampfleistung glückte ihm da ein Tor! So entschädigte er wenigstens ein klein wenig für die geringe Aktivität, die man zuvor fast während des ganzen Spieles an ihm wahrnehmen konnten. Döpfer scheint das Flanken, einst seine Stärke, verlernt zu haben. In der Eintrachtläuferreihe lieferte Müller der sich im Zuspiel sehr gebessert hat, ein wahrhaft großes Spiel. Er ist beweglicher geworden und steuerte dadurch sein vorzügliches Stellungsspiel fast bis zur Unüberwindlichkeit Mir hat er von den 22 Kämpfern heute am besten gefallen.

Die ersten 45 Minuten wickelten sich in freundlichster Harmonie ab. Man war versucht, an ein feiertägliches Gesellschaftsspiel zu glauben, trotzdem der Ernst der Situation für beide Teile doch klar erkenntlich war. 15 Minuten lang war Eintracht deutlich im Vorteil, dann ging Rot-Weiß aus sich heraus. Daß der Viermännersturm gegen Egly - Schütz nichts ausrichten konnte, will wenig besagen, Rot-Weiß wurde und blieb sehr regsam. Die defensive Haltung der ersten Viertelstunde war und blieb vergessen, die Parteien lieferten sich ein gleichwertiges Spiel Nach Seitenwechsel drückte Eintracht wieder leicht nach vorne, eine Vorlage Eglys an Schönfeld zwang Kornrumpf zu einer mißglückten Rückgabe an Kreß, die Döpfer zu einem Torschuß verwandelte. Rot-Weiß erhöhte seine Energie und erzwang durch Koos nach Vorlage von Otto Etsch den verdienten Ausgleich, der den Angriffsmut noch merklich steigerte und durch Tümpfel den Führungstreffer bescherte. Kurz zuvor war Schütz auf Schönfelds Platz gegangen, wo er im Zusammenspiel mit Kellerhoff das verloren gegangene Gleichgewicht wieder herstellen konnte und in weiterem Tatendrange Stroh zu dem entscheidenden dritten Tore verhalf, das fast mit dem Schlußpfiff zusammenfiel. Was der Kampf vor der Pause an Energie vermissen ließ, wurde in den letzten 45 Minuten reichlich nachgeholt. Diese Zeitspanne war ein kleines Massenaufgebot von restloser Kraftentfaltung, das den Kampf außergewöhnlich spannend machte. Zum Schlusse wurde sogar ligamäßig hart gekämpft.

Herr Müller-Beiertheim leitete das nicht immer leichte Treffen ganz vorzüglich. Mit erstaunlich treffsicherem Instinkt wußte er erlaubte Härten von regelwidriger Spielweise zu unterscheiden. Ohne die an ihm gewohnte großzügige Linie zu verlassen, behielt er den Faden fest in der Hand. In seinen Entscheidungen blieb er unbeirrt und ohne Fehler.     Ludwig Isenburger . (aus dem 'Kicker' vom 04.01.1927)

 

 


 

 

aus den Vereinsnachrichten 01-1927:

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg