VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt

'Runde der Zweiten' 1926/27 - 5. Spiel

2:1 (0:1)

 

Termin: 20.03.1927
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Bachmann (Karlsruhe)
Tore: 0:1 Bernhard Kellerhof, 1:1, 2:1 Hoßfelder

 

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VfR Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Hügel
  • Au
  • Freiländer
  • Engelhardt I
  • Bleß
  • Eberle
  • Berk
  • Hoßfelder
  • Fleischmann
  • Grünauer
  • Gerlinger

 


 

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Spielertrainer

 

 

Zwei Punkte für V.f.R.

V.f.R. Mannheim — Eintracht Frankfurt 2:1.

Endlich einmal kein Remis!

Die Runde der Zweiten ist bisher mit Ausnahme des K.F.V.-Spieles in München ohne besondere Spannung verlaufen. Die Favoriten, namentlich München, blieben an der Spitze und die übrigen nahmen sich wechselseitig die Punkte.

So wenig wie Neckarau bei den Meistern an die Spitze kommen dürfte, so wenig dürfte dem V.f.R. die Spitze der Zweiten zuteil werden.

Mit wechselnder Aufstellung, mit wechselndem Geist und auch mit wechselndem Glück ging es in den bisherigen Spielen. Von dem sicheren Halt in der Mannschaft war trotz mancher guten Kritik nicht allzuviel zu bemerken, und wenn die Elf in Frankfurt gegen Eintracht ausnehmend gut gefallen hat, so bleibt doch in dem Remis des Tages ein Manko versteckt, das dem Lob widerspricht.

Fast wäre es heute wieder zum Unentschieden gekommen, und nur die Energiewelle des V.f.R., der nach der Pause trotz Ausscheidens von Berk das Kommando an sich riß, brachte die Entscheidung für die Einheimischen.

So schön und flott das Spiel auch einsetzte, man konnte von den Einheimischen nicht allzuviel erwarten. Der Angriff war wieder einmal umgekrempelt, in der Abwehr spielte Au für Fischer und damit klappte manches nicht, trotzdem Eifer und Aufmerksamkeit manches ausgleichen konnten. Engelhardt I als Mittelläufer bot eine gute Leistung, doch übertraf ihn Bleß durch ein ganz glänzendes Spiel, das namentlich bei Aus Schwäche mehrmals allerletzte Rettung brachte. Auch Eberle als linker Läufer bot eine runde Leistung, wenn auch sein Abdecken gegen Ende schwach war.

Im Sturm stand auf halblinks ein Junger aus der Jugendmannschaft. Er hatte ohne Zweifel die beste Technik in der Stürmerlinie und behielt die Ruhe, trotzdem ihm einfältige Menschen einfältige Gebrauchsanweisungen zuriefen. Natürlich glückte ihm nicht alles, und zum Schießen kam er nur selten. Aber was er sonst machte, war mitunter recht gut, so z. B. sein Zuspiel und sein Freispielen.

Die übrigen im Sturme hatten sich kaum einigermaßen gefunden, als Berk durch Verletzung ausschied. Darum mußte fast das ganze Spiel mit zehn Mann bestritten werden, und schon aus diesem Grunde bleibt Mannheims Sieg verdient.

Die Eintrachtelf machte einen guten Eindruck und lieferte ein flottes Spiel, das mit Ausnahme der letzten halben Stunde dem Gegner gleichwertig blieb. Das Schlußtrio war ganz vorzüglich, die Sicherheit der Abwehr, die Reinheit der Schläge erreichte die Gegenseite nie. Von den Läufern arbeitete Egly wuchtig und mit Übersicht. Dietrich im Sturm ist ein feiner Spieler, aber zu sehr auf Durchbruch eingestellt. Zu schnell verzichtet er auf Zusammenspiel, obwohl ihm die Nebenleute, vor allem der flinke Kaufmann kaum nachstehen. Der Torwart war schwer zu schlagen, sein Stellungsspiel sehr geschickt. Den harten Elfmeter Fleischmanns erwischte er noch, erst der Nachschuß passierte die Pfosten.

Nach Berks Ausscheiden kam Frankfurt zunächst klar in Vorteil, da die Gegenseite durch die Schwächung deprimiert und in sich nicht einig, recht kopflos spielte. Die schwach wehrende Verteidigung ließ die Eintrachtleute zum Erfolg kommen, und verhinderte nur mit Mühe und reichlich Glück, daß bis zur Pause die Gäste nicht mit zwei oder drei Toren in Fuhrung lagen.

Zahlreiche Ecken, Gedränge fast im Tor boten Gelegenheiten für Frankfurt, aber es gelang nicht mehr. Dietrichs Kopfball ging über die Latte, Bleß und Au wehrten, im Tor stehend, ganz sichere Bälle. Solche dramatischen Szenen lockten das Publikum, das kaum 3000 überschreiten mochte, zu wechselndem Applaus. Ja man kann sagen, daß viel geschrien wurde. Mannheim und Frankfurt beherbergen lebhafte Menschen, und dementsprechend war die Anteilnahme.

Nach der Pause wurden die Einheimischen besser. Sie verstanden es endlich, sich auf vier Stürmer einzurichten und darauf ihr Spiel zu stellen. Die linke Seite brachte die Angriffe vor, Fleischmann, Gerlinger, Grünauer arbeiteten flott zusammen, und rechts hielt Hoßfelder trotz doppelter Bewachung wacker durch. Man schaffte und kämpfte um den Erfolg und ward von der immer erfolgreicher werdenden Läuferlinie gut bedient. Eintrachts Läufer bauten dagegen etwas ab. Leider lohnte zunächst nur ein unberechtigter Elfmeter die Anstrengungen der Rasenspieler. Ein Schuß prallte an einen Verteidiger, und wenn angeschossenes Hände unbestraft bleiben soll, dann mußte es hier geschehen. Trumpp parierte den wuchtigen Ball, aber den Nachschuß erreichte er nicht. Später war ihm noch Glück beschieden, obwohl sein gutes Können klar genug zutage kam, als er einige Nachschüsse von Gerlinger und Hoßfelder meisterte. Dem letzten gelang gegen Ende des Spieles der Führungstreffer, als seine Bewachungsleute sich gegenseitig hinderten. Das Spiel nahm an Härte zu, Pfeiffer reklamierte noch, als schon das Schlußzeichen ertönte, über ein Vergehen, das schon bestraft war.

Allerdings muß man sagen, daß Herr Bachmann, Karlsruhe, einiges durchgehen ließ. Er leitete zwar die meiste Zeit flott und unauffällig, er pfiff auch das erlaubte Angehen des Torwarts nicht ab und war darauf bedacht, nicht zuviel zu flöten. Er hatte allerdings das Pech, einmal Strafstoß für Mannheim zu geben, obwohl die Rasenspieler trotz des gegnerischen Fouls so im Vorteil waren, daß ein Tor sicher schien, während der Strafstoß die Chance gänzlich vernichtete. Gegen die zunehmende Härte des Spiels tat Herr Bachmann leider zu wenig, er wurde von den Ereignissen überflügelt, und als dann kurz vor Schluß ein Foul im Mannheimer Strafraum unbestraft blieb, dagegen im Felde draußen prompt ein harmloses Strafstößchen diktiert wurde, riß Pfeiffer die Geduld. Hoffentlich einigte man sich unter der Tribüne.

Die Mannheimer hatten heute eine unsichere Hintermannschaft. Freiländer war unsicher, und Au auf dem ungewohnten Posten beging reichlich Stellungsfehler. Sonst arbeitete er nicht übel, aber seine Wolkenkicks waren für den Sturm nur bedingt verwendbar. Die Läuferreihe entschied das Spiel und verdient volles Lob. Im Aufbau des Angriffs und im technischen Können waren die Einheimischen besser, wenn auch technisch nur um Nuancen. Das gute Zusammenarbeiten nach der Pause brachte den Sieg.

Von den Gästen konnte das Schlußtrio am besten gefallen. Die wuchtigen und sauberen Abwehrschläge der Verteidiger machten den Einheimischen sehr zu schaffen. Einen Pfeiffer wird man in Frankfurt kaum nochmals finden, wenn ihm auch sein Partner Schütz in Figur und Spiel kaum nachsteht. Die eifrige Deckungsreihe hatte nur im Zuspiel Mängel. Das gleiche gilt von den Stürmern, bei denen Dietrich und Kaufmann hervorragten.      W.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 22.03.1927)

 

 


 

V.f.R. Mannheim — Eintracht Frankfurt 2:1

Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterland. — Nach einer guten Münchner Kritik hatte man auch in Frankfurt sich einstimmig überaus lobend über unseren Vertreter in der Runde der Zweiten ausgelassen. Grund genug, daß wir hier zu Hause auf das Abschneiden und auf das wieder erwachte hohe Können gespannt waren. Und tatsächlich zeigte der VfR. während der fünf Minuten, in denen es ihm vergönnt war, mit elf Mann zu spielen, ganz hervorragende Leistungen, ein Spiel, wie es schöner und auch überlegter kaum gedacht werden kann. Doch schon kam wie ein Schlag aus heiterem Himmel die Verletzung Berks und damit die Reduzierung des Sturme auf vier Mann; Berk kam wohl nochmals für ganz kurze Zeit, schied aber bei dem ersten Zusammentreffen endgültig aus. Schade, man hätte die elf Mann nur zu gern in gleich hervorragendem Stil weiterarbeiten sehen und wurde schon gleich zu Anfang so enttäuscht. Doch es kam noch weit schlimmer. Als man erst einmal beiderseits so ins richtige Fahrwasser des Foulspielens gekommen war, da wollten die Vergehen leider kein Ende und leider auch die energischen Gegenmaßnahmen von Bachmann, Karlsruhe, keinen Anfang nehmen Er erteilte wohl die eine oder andere „Verwarnung", aber es war mehr provisorischer Art, er konnte sich zu keiner wirklich energischen Maßnahme entschließen, und der Sünder waren doch so viele. Vielleicht hätten wir dann doch noch einige technische Feinheiten zu sehen bekommen, so ging aber alles unter in einer frisch-fröhlichen „Balgerei" — gelinde gesagt —, die Spieler restlos auf, in dem Bestreben, dem Gegner möglichst viel Schaden zufügen zu können Nur ein ganz krasses Beispiel. Hoßfelder hat soeben das siegbringende Tor geschossen, ohne daß ihn Pfeiffer daran zu hindern vermochte. Was tut der ritterliche Gegner? Er läuft ihm nach und tritt dem nichtsahnenden glücklichen Schützen an die Ferse, Bachmann siehts nicht. Daß sich Hoßfelder später im Verlauf des Kampfes revanchierte, ist gewiß nicht zu entschuldigen, doch beweist die Tatsache nur zu sehr, welch üble Folgen ein derartiges „Versehen" des Spielleiters hat. Und darum auch heute wieder unsere Forderung: Mehr Schutz den Spielern und mehr Energie in der Spielleitung. Sonst gab es eine ganze Reihe spannender Tormomente und auch sehr guter Abwehrleistungen. So hatte vor allem Frankfurt eine ganz vorzügliche Verteidigung, hinter der der „Ersatzmann" Judisch in keiner Weise zurückstand, ja die er durch oft tollkühne Abwehr fast noch übertraf. Schwächer war dagegen die Läuferreihe, vor allen im Zuspiel; hier lag aber auch Mannheims Stärke, was den Ausschlag in diesem heißumstrittenen Treffen gab. Der Angriff bot beiderseits keine überragenden Leistungen, allerdings war Mannheim durch den Ersatzmann Gerlinger, der für seine Jugend auffallend langsam und wenig eifrig war, sowie vor allem durch das frühzeitige Ausscheiden von Berk stark gehandicapt Auch heute wieder Fleischmann und Grünauer die weitaus Besten und auch Erfahrendsten des Angriffs. Bei den Gästen eigentlich nur Dietrich, der überraschenderweise sich auch lustig an der allgemeinen „Holzauktion" beteiligte, die wohl ein näheres Eingehen nicht verdient. Und so schließen wir das traurige Kapitel mit dem frommen Wunsch auf endgültige Besserung.      Hans vom Rhein. (aus dem 'Kicker' vom 22.03.1927)

 

 

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