Eintracht Frankfurt - Blauw-Wit Amsterdam

Freundschaftsspiel 1926/27

3:4 (2:1)

 

Termin: 26.05.1927 im Stadion
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Haseneier (Frankfurt)
Tore:

 

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Eintracht Frankfurt Blauw-Wit Amsterdam

 


  • van Heeswyk
  • van Asselt
  • Lietzen
  • Damman
  • de Boer
  • Ferwerda
  • Gervitse
  • Dorenboe
  • Smit
  • van der Voorn
  • Homburg

 

Wechsel

Wechsel

Spielertrainer

Trainer

  • Eintracht: (später Judisch)

 

Eintracht gegen Blauw Wit Amsterdam 3:4

Im Stadion war große Sport-Kirmes. Man pflegte alle Sportarten. Fußball ist eine der wichtigsten Sportarten und gehörte selbstverständlich dazu. Der Plan, Fußballsportverein mit der Einracht zu paaren, scheiterte leider. Er war genial und von einem Finanzmann erster Klasse ausgedacht. (Wenn die Vereine Mitleid hätten, würden sie für jeden „Schwarzen Freitags"-Börsenmann ein Wohltätigkeitsspiel veranstalten.) Blauw-Wit aus Amsterdam wurde daher zum Gegner der Eintracht bestimmt.

Die Holländer haben früher einmal zu den besten Fußballern der Welt gehört. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Aber man wurde wieder an diese wunderschönen Zeiten erinnert. Da waren Hochkicks die Lust und Freude aller Zuschauer. Die Holländer spielen nun einmal hoch. Darauf war man vorbereitet. Man erwartete aber, daß die Eintracht diesem hohen Spiel durch Flachkombination den Garaus machen, es gewissermaßen ad absurdum führen würde. Darin wurde man enttäuscht. Die Eintrachtmannschaft begann sehr gut, aber sie ließ sich das hohe Spiel der Gäste aufzwingen. Sie war vielmehr nicht energisch genug, um sich an ihr Spiel zu halten. Dies ist lediglich auf mangelnde Energie zurückzuführen. Der Eintrachtsturm verschuldete die Niederlage. Etwas energieloseres als diesen Sturm konnte man sich nicht vorstellen. Der Sturm von Köln-Sülz und Saarbrücken, die man in letzter Zeit hier sah, ist demgegenüber als durchschlagskräftig zu bezeichnen. Woran das lag, war von der Tribüne aus nicht zu erkennen. Wenn ein Sturm schlecht ist, bleibt die Wirkung auf die Mannschaft nicht aus. Die sehr tapferen und guten Läufer wurden von den Holländern überspielt, und die Verteidigung, in der Trummp verletzt ausschied und durch Judisch ersetzt wurde, machte einige Fehler. Diese Fehler nutzten die Holländer aus. Sie schossen durch „Ausnutzen" drei Tore. Ein Tor schoß der rechte Verteidiger aus 55 Meter Entfernung. Soviel, sagt man, seien es Meters gewesen. Es fallt mir schwer, mehr über das Spiel zu schreiben. Ich glaube auch, es ist nicht unbedingt nötig. Die Eintrachtmannschaft wird sich darüber klar sein, daß der Sturm ganz anders spielen muß. Die Holländer aber werden sich damit zufrieden geben müssen, daß man ihren Mittelstürmer, ihren Mittelläufer ;und die beiden Außenhalves lobt.      Jockey. (aus dem 'Kicker' vom 31.05.1927)

 

 


 

Eine Enttäuschung.

Eintracht Frankfurt - Blau-Wit Amsterdam 3:4 (2:1)

Himmelfahrt ist von je der Tag, an dem Tausende hinauseilen in Gottes freie Natur, um Erholung zu suchen von den Sorgen des Alltags. Vorbedingung ist natürlich, daß der Wettergott Einsicht hat und die Menschheit in diesem Bestreben unterstützt. Am Donnerstag traf dies leider nur zu einem Teil ein. Wohl blickte die liebe Sonne, die nun einmal für Stadionveranstaltungen eine gewisse Vorbedingung ist, verstohlen hinter düsteren Wolken hervor, im übrigen aber sorgte ein rauher, unfreundlicher Wind dafür, daß sich nur gegen 7000 Interessenten im Stadion eingefunden hatten, als die 20x1/2-Rundenstaffel - mit das schönste der Leichtathletikveranstaltung - gewissermaßen als Auftakt des internationalen Fußballkampfes zur Durchführung gebracht und vom Sportklub 1880 in glänzendem Stil gewonnen wurde.

*

Ließen sich während dieses heroischen Laufes einige Gruppen und Grüppchen der Erschienenen zu Beifallskundgebungen hinreißen, so täuschte dies jedoch nicht darüber hinweg, daß die Masse (wohl infolge des unfreundlichen Wetters) ziemlich kühl die Vorführungen hinnahm und auch weiterhin kalt blieb. Noch teilnahmsloser waren die Leute auf den Hängen und Kurven, als der Fußballkampf vonstatten ging, den die Mannschaften

Amsterdam:

van Heeswyk
van Asselt      Lietzen
Damman      de Boer      Ferwerda
Gervitse      Dorenboe       Smit      van der Voorn      Homburg

Kellerhof      Stamm      Pfeifer      Döpfer      Kaufmann
Bechold      Dietrich      Schönfeld
Egly      Schütz
Trumpp

Eintracht:

unter der Leitung von Haseneier (F.-Sp.-V. Frankfurt) vom Stapel ließen. Es war auch des Guten zuviel, das man sogar manchem zeitweise an gerade nicht schlechten Leistungen, aber doch mäßigem Spiel vorsetzte. Da waren zunächst die Gäste, die in der ersten Hälfte gegen das flache, leider aber unproduktive Kombinationsspiel der Frankfurter nichts, aber auch nicht das Geringste zu melden hatten, und nur durch massierte Verteidigung und viel Glück hatten, einen Eintrachtangriff vorzufinden, der schwach und schwächer spielte und sich nicht zu helfen wußte. Aus neun Ecken erzielte man schließlich gerade ein oder, wie man will, zwei Tore, die aber beide nicht Abschlüsse feiner Zusammenarbeit oder krönendes Ende einer glänzenden Einzelleistung gewesen waren. Dasselbe gilt von dem Erfolge, den die Gäste markierten, als sie zu ihrem zweiten gefährlichen Angriff kamen, Trumpp sich werfend in Parade retten wollte, verletzt wurde und Dorenboe schnell hinzuspringend dem Ball, der Trumpp entglitten war, die ersehnte Richtung gab. So hinterließ der erste Akt mit dem massierten Abwehrspiel der Holländer und dem in auffallend schlechter Form befindlichen Eintrachtangriff bei allen Interessierten einen gerade nicht angenehmen Eindruck.

*

Nachdem in der Pause die Turner am Barren einige präzise Uebungen zum Besten gegeben hatten, betraten die Gäste, schwach begrüßt, wieder den Rasen, um von nun an auffallend frischer zu spielen, was ihnen umso leichter wurde, als die Frankfurter nun zeitweise begannen, in Hollands hohem Spiel sich zu versuchen, um schließlich daran zu scheitern. Mit der Annahme dieser Spielweise zerfiel die Frankfurter Elf und verlor, wenn auch nur minutenweise, den Kontakt, was bedingte, daß die Abwehr, die vorher sicher gearbeitet hatte, leicht nervös wurde, was in noch gesteigertem Maße eintrat, als die Gäste durch einen Strafstoß, den der vor seinem Gehäuse stehende Judisch überrascht über sich zum Ausgleich ins Netz lassen mußte, die Partie auf Remis

gestellt hatten und nun begannen, durch weites hohes Spiel die Eintrachtdeckung auseinanderzuziehen und zu verwirren. Ein Abwehrfehler Eglys, und ein momentanes, kaum merkliches Versagen Bechtolds, gaben dann den Gästen zwei Chancen, die sie prompt verwerteten, um den Sieg, den in der ersten Hälfte niemand für möglich gehalten, sicherzustellen. Was nutzte nun noch alles eifrige Spiel des Eintrachtsturmes, was Dietrichs unermüdliche Mittelläuferarbeit; man holte zuguterletzt noch ein Tor auf, blieb aber geschlagen und dies von einem Gegner, der rein spielkulturell genommen bestimmt unterlegen war - und das war und blieb das Fazit dieses Kampfes, der unbefriedigend anging, verlief und endete, was auch die Zuschauer damit andeuteten, daß sich keine Hand rührte und der Holländer freudiger Sportruf mit dem Schlusse beifallslos im weiten Rund verhallte ...

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Eine längere Schilderung des Spielverlaufs ist also absolut nicht am Platze, vielleicht kennzeichnet aber eine kurze

kritische Bewertung

am besten die Situation. Amsterdam zeigte uns nur sehr wenig: ein einfaches, aber bei schwachen Hintermannschaften erfolgreiches Spiel. Die Spielweise war typisch holländisch, kein ausgesprochener, flacher Paß. Man sah auch bei den Gästen keine großen Einzelkönner; die Leute spielen alle guten Durchschnitt, mehr aber auch nicht. Smit, de Boer und van Heeswyk ragten etwas, aber nur ein Kleines, über ihre Kameraden hinaus. Schließlich muß noch erwähnt werden, daß sie es wunderbar verstanden, im eigenen Strafraum zu verteidigen. Spielkulturell hält die Mannschaft höchstens einen Vergleich mit mittelstarker Bezirksliga aus.

Eintracht spielte schlecht trotz des guten Verständnisses in der Hintermannschaft und der Läuferreihe. Der Sturm verlor den Kampf trotz der Fehler Eglys, Bechtolds und Judischs, da er in der ersten Hälfte aus der drückenden Überlegenheit nicht zwei, sondern fünf Tore hätte herausspielen müssen. Pfeiffer war kein idealer Sturmführer Kellerhof ein glatter und Stamm auf Halblinks ein halber Versager. Auch Kaufmann brachte, ausgenommen seine Ecken, nichts Gescheidtes zuwege. So war der Frankfurter Sturm nur ein Fragment, wußte die gute Arbeit der Läufer nicht zu würdigen. Dietrich und Schütz schafften unermüdlich, konnten aber das Unvermeidliche nicht abwenden. Die restlichen Spieler waren bis auf die Fehler, die dem Gegner die Tore gaben, ebenfalls gut. Die Riederwälder werden bemüht fein müssen, durch ein baldiges gutes Spiel den schlechten Eindruck des vorgestrigen mäßigen Treffens zu verwischen.

Schiedsrichter Haseneier leitete den Kampf zur Zufriedenheit.      W.S.R. (aus dem 'Sport-Echo aus dem Maingebiet' vom 28.05.1927)

 

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