Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 20. Spieltag

0:0

Termin: 10.01.1932
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Bremser (Wiesbaden)
Tore: ./.

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Maid (Platzverweis)
  • Neidl
  • Stein

 

Trainer Trainer

 

Eintracht Frankfurt — Kickers Offenbach 0:0

Eintracht erfocht an diesem 10. Januar 1932 einen Bombenerfolg— in Saarbrücken! Im dortigen "Tochter-Unternehmen" zeigten fünf wackere Riederwälder gemeinsam mit sechs anderen Recken aus dem Reiche Eduard Kartinis den Reichshauptstädtern, was ne Harke ist. Das „Stamm-Haus" am Riederwald arbeitete dagegen gerade nur die Gestehungskosten heraus. Trotzdem zeigte sich der Konzern-Direktor Schlappenstinnes nicht untröstlich. Die "Konkurrenz" soll, wie im Telephonverkehr verlautet, schlechter abgeschnitten haben.


Eintrachts Spielerbestand ist ein richtiger „embarras de richesse". Man vermißte die "Saar-Leute" kaum. Selbst der zu'etzt so blendende Linksaußen Kellerhoff war durch den Jugendspieler Berger I nicht schlecht ersetzt. Natürlich spielte "Berger fils ainé" noch stark befangen, aber er verriet doch deutlich, daß ihm vor der Zukunft nicht zu bangen braucht. Und wenn Berger père seinerzeit deutsche Turnkunst in Amerika erfolgreich repräsentieren konnte, so darf auch sein "Aeltester" ruhig hoffen, dermaleinst vielleicht als Fußballer sich in einer Weise zu betätigen, für die es in England (Wink mit dem Zaunpfahl; leider noch nicht in Deutschland) ein schmuckes Ehrenkäppi gibt. Auch die späteren Kanzler des 'Deutschen Reiches' hatten es unsagbar schwer, den Amtssessel ihres großen Amtsvorgängers Bismark einigermaßen würdig auszufüllen. Das möge dem jungen Stellvertreter Kellerhoffs fürs erste Mal ein Trost sein.

Im übrigen sah man in diesem Kampf deutlich eine Schwäche, über die der Eintrachtsturm, so oder so, noch hinwegkommen muß. Die Leute verstehen noch nicht genug, aus eigenem sich frei zu stellen. Namentlich im Innensturm ist die Spielweise noch zu sehr geballt, auf engsten Raum zusammengepfercht. Von sich aus gehen die Spieler, wenn ihr Nebenmann im Besitze des Balles ist, noch zu wenig in Stellung. Es bilden sich Knoten, die meistens nur unter Eingreifen der Läuferreihe gelöst werden können. Alfred der Große hat sich in solchen Situationen mit seinen Leuten vom MTK weit besser verstanden. Die Eintrachtstürmer sollten das schnell noch lernen. Im übrigen war die gesamte Mannschaft nicht schlecht und lieferte ihrem Gegner ein sehr spannendes und technisch recht gutes Treffen, das auf mehr als Durchschnittsniveau stand, ohne veritabler Klassefußball zu sein. Eintrachts beste Leute waren Pfeiffer, Sobansky und Trumpler, welch letzterer als einer von den ganz wenigen deutschen Spielern der Nachkriegszeit zu gelten hat, der die die alte und hehre Kunst des „Dribblings" meisterhaft beherrschen.

Sehr Löbliches ist auch von den Gästen aus Offenbach zu sagen. Sie kamen mit der gleichen Elf, die Rotweiß 2:0 geschlagen hatte, aber ihre Form war noch wesentlich verbessert. Die gesamte Hintermannschaft, in der von den beiden sehr sicheren Verteidigern Neidl am besten in die Augen stach, leistete vorzüglichen Widerstand gegen alle Ueberlistungsversuche des Mainmeisters. Was dieser an Balltechnik, Kombination und Routine voraushatte, wurde durch unermüdliche Schnelligkeit und quecksilbrige Beweglichkeit ausgeglichen. Die ganze Elf profitierte von der unermüdlchen Arbeitskraft des Mittelläufers Stein, der zwei treue Helfer neben sich hatte. Die Schwäche der Kickers liegt in der Angriffsreihe, die geradezu zahm genannt werden muß. Kein Durchschlag und kein Schußvermögen. Hier fehlten allerdings Belle und Grebe, also zwei gewichtige Leute. Die Kickers haben sich in diesem torlosen Spiel den einen Punkt einwandfrei und redlich verdient. Gewiß, Eintracht hätte wohl gewinnen können, aber es ist gut und richtig, daß es in diesem Schlußakt am Riederwlid weder einen Sieger noch einen Besiegten gab.

Das Fazit dieses Spiels war — als keineswegs belangloses Verdienst der Offenbacher — der lehrreiche Beweis daß man immer noch überlegene Taktik, Technik und Feldspiel durch Schnelligkeit zu parallisieren vermag. Für Fußball-Theoretiker eine wichtige Erkenntnis!

Das Treffen war fair. Kaum, daß man es hart nennen konnte. Aber Bremser aus Wiesbaden leitete diesmal so unaufmerksam und energielos, daß schließlich doch noch ein Mißklang aufkam. Trumpler und Maid verwickelten sich in einen Sturz mit anschließender, gegenseitiger Treterei. Maid ließ sich dabei erwischen und schied unfreiwillig aus.     Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 12.01.1932)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg