Eintracht Frankfurt - SV 09 Flörsheim

Tschammer-Pokal 1936 - 3. Hauptrunde

1:2 (0:1)

Termin: 21.05.1936
Zuschauer: 1.500
Schiedsrichter: Mangold (Griesheim)
Tore: 0:1 Rath, 0:2 Ruppert (54.), 1:2 Karl Ehmer (57.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SV Flörsheim

 


  • Eckert
  • Richter (Platzverweis, 32.)
  • Dienst
  • Horas
  • Hartmann
  • Becker
  • Ruppert
  • Rath

 

Trainer Trainer

 

 

 

Eintracht nicht mehr in der Pokalrunde

Flörsheim siegte durch seinen Eifer 2:1

Was viele unserer Frankfurter Fußballanhänger nicht im geringsten vorausahnten, ist Wirklichkeit geworden. Eintracht verlor und die Gäste triumphierten verdient. Dies konnten selbst die etwa 1500 Zuschauer kaum fassen; aber der Gegner wurde unterschätzt, man spielte gleichgültig und mußte nun für die Zukunft die Folgen tragen.

Der rheinhessische Bezirksklassenverein SV. 09 Flörsheim kam nach seinen bisherigen Erfolgen in den Pokalkämpfen mit dem Gedanken nach Frankfurt, dem Spitzenvertreter der Gauklasse zumindest einen ebenbürtigen Kampf zu liefern. Diesen Vorsatz merkte man auch gleich nach dem Anstoß, denn die ganze Spielweise war auf Sieg eingestellt. Eifer und äußerst harte Einsatzbereitschaft, die sogar sehr oft die Grenzen des Erlaubten überschritt, brachten die Eintrachtmannschaft ganz außer Fassung. Allerdings wurde auch bei dem Platzverein von einzelnen Spielern sehr lasch und mit einer solchen Gleichgültigkeit gespielt, daß man direkt staunen und annehmen mußte, man hätte ein Trainingsspiel und kein Treffen um einen wichtigen Pokal vor sich.

Der Härte des Kampfes fielen auch auf jeder Seite ein Mann zum Opfer. In der ersten Hälfte war es der rechte Flörsheimer Verteidiger Richter, der nach Verwarnung bei einem gefährlichen Tritt in das Gesicht Trumplers vom Platz gestellt wurde; während nach Halbzeit Eintrachts Mittelstürmer Schmitt Platzverweis erhielt, weil er ohne Ball gegen Horas tätlich wurde, so daß dieser für einige Minuten hinausgetragen werden mußte.

Trotz dieser beiden unschönen Handlungen waren aber auch wieder schöne Momente zu verzeichnen. Auf der einen Seite konnte man die fabelhafte Ballkunst von Mantel bewundern, während gegenüber die ausgezeichnete Bedienung der Flügel durch den Mittelläufer Hartmann und dann die Kombination der schnellen Flügelleute Becker und Rath in den Vordergrund trat.

Als Schiedsrichter amtierte Mangold-Griesheim gut.

In der Eintrachtelf war Schmitt im Tor gut und an den Toren schuldlos. Von seinen beiden Vorderleuten war Stubb sehr schwach und leistete sich manchen Fehlschlag. In der Läuferreihe überragte, wie bereits gesagt, Mantel, und ihm ist es zu verdanken, wenn ab und zu etwas Leben ins Spiel der Eintrachtspieler kam. Eine weitere Unterstützung fand Mantel in dem Halbrechten und späteren Linksaußen Trumpler, doch dieser konnte es nicht allein schaffen und so kam es, daß man die berühmte Fangkunst des Flörsheimer Torhüters Eckert nicht bewundern konnte, da er schwere Bälle nicht zu halten bekam. Die Verteidiger schafften unermüdlich, nur Richter achtete in seinem Fanatismus nicht auf seine Gegenspieler und mußte deshalb auch die Konsequenzen ziehen. Mittelläufer Hartmann war das Rückgrat der Elf und trotz der zehn Mann wußte er seine Leute so vorteilhaft einzusetzen, daß Eintracht nicht zur Entfaltung kam. Der Sturm hat seine besten Kämpfer in den beiden schnellen Flügeln, die auch die Erfolge auf ihr Konto buchen konnten. Aber auch Mittelstürmer Ruppert, klein und flink, war im Verein mit den Flügeln immer schnell im Strafraum der Eintracht, wo es dann immer gefährlich wurde.

Neunzig Minuten harter Kampf

Von dem Anstoß ab fängt Flörsheim sofort mit einem kräftigen Tempo an, entgegengesetzt setzen Schmitt und Groß mehrere Schüsse hoch über das Tor. Einen Strafstoß für Eintracht tritt Ehmer, doch Eckert fängt gut ab. Sofort geht Flörsheim zum Gegenstoß vor, Becker umspielt, flankt, Linksaußen Rath nimmt den Ball auf und schießt ein. Dieser Erfolg hätte der Eintracht zur Warnung dienen müssen, doch der Sturm findet sich nicht zusammen und die Spieler halten den Ball zu lang. Die 32. Minute bringt die Herausstellung Richters. Trotz der zehn Mann lassen die Gäste den Mut nicht sinken und halten auch das Ergebnis von 1.0 bis zur Pause.

Nach Halbzeit greift Flörsheim wieder unentwegt an und erzielt auch in der 9. Minute den zweiten Treffer. Der Rechtsaußen Becker gibt den Ball nach links, Rath flankt aufs Tor, der Ball rollt nach der Torlinie, da kommt Mittelstürmer Ruppert und befördert ihn vollends ins Netz. Bereits drei Minuten später atmen die Eintrachtler etwas auf, als ein Kopfball von Trumpler, den noch Ehmer berührt, den einzigen Erfolg bringt. Nun schafft die Hintermannschaft, besonders Verteidiger Dienst und Mittelläufer Hartmann, mit unbändiger Kraft, um das Resultat zu halten. Eintracht befindet sich zeitweise nur noch in des Gegners Hälfte. Nun wird Schmitt herausgestellt, wodurch seine Aufstellung in der Südwestmannschaft hinfällig wurde. Die letzten Minuten hat Eintracht bedeutend mehr vom Spiel, aber die Verteidigung der Gäste war so zahlreich und so durchschlagskräftig, daß geschlossene Angriffe nicht mehr zustande kamen. Eckenverhältnis 5:1 für Eintracht      - S. -  (aus dem 'Frankfurter Volksblatt' vom 22.05.1936)

 

 


 

 

[...] In Frankfurt aber hat man die Eintrachtpokalniederlage, die gegen Flörsheim auf eigenem Platz geschah, begreiflicherweise noch nicht verdaut. Am nächsten Samstag empfangen wir den Club, er sollte gegen die Eintracht spielen, aber die Leute vom Riederwald haben wohlweislich jene vom Riederbruch um eine Verstärkung gebeten, und der FSpV. wird also vier Mann abstellen. (aus dem 'Kicker' vom 26.05.1936)

 

 


 

 

[...] Unter den Geschlagenen in der Pokalkonkurrenz befindet sich nun auch die Eintracht, die es sich angewöhnt hat, ihre Anhänger jedes Jahr zu enttäuschen. Einige außerordentlich gute Kräfte und ein gelegentlicher Anlauf zu großen Leistungen erwecken stets wieder Hoffnungen, die sich später als trügerisch erweisen. Es ist merkwürdig, daß die Eintracht im Frühjahr bereits so überspielt ist wie andere Vereine erst im Juli. Die Spieler mögen einfach nicht mehr. Gute Kräfte wie Konrad und Tiefel laufen davon. Wenn man mit Spielern spricht, dann merkt man, daß kein richtiger Geist in der Mannschaft steckt. Das aber ist die Grundlage einer Entwicklung. (aus dem 'Fußball' vom 26.05.1936)

 

 

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