Eintracht Frankfurt - Westfalia Herne

Tschammer-Pokal 1940 - 1. Schlussrunde (Reichsebene)

3:2 (2:1)

Termin: 18.08.1940
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Pfeifer
Tore: 1:0 Adolf Schmidt (3.), 2:0 Albert Wirsching (10.), 2:1 Matzkowski (16.), 2:2 Behrendt (57.), 3:2 Adolf Schmidt (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Westfalia Herne

 


  • Klein I
  • Behrendt
  • Matzkowski

 

Trainer Trainer

 

Westfalia Herne hatte eine prächtige zweite Halbzeit

In letzter Minute gewann Eintracht Frankfurt den Sieg

Eintracht Frankfurt — Westfalia Herne 3:2 (2:1).

So ist Fußball — nie weiß man, was am Ende ist Als die Frankfurter Eintracht gegen die Mannschaft aus Herne nach zehn Minuten 2:0 führte, schien ihr der Himmel eines haushohen Erfolges offenzustehen. Als die Herner nach dem Wechsel beim 2:1-Stand ihre blauen Sturmkavalkaden vorbrausen ließen, als sie das 2:2 holten und nun stärker noch drängten, von des jungen, starker Rekordschützen Matzkowski Füßen Schuß auf Schuß gegen das Eintrachtgehäuse flog, als diese Eintracht völlig auseinander und durcheinander geriet und ihrem Sturm selber gar nichts mehr glückte: da schien nur noch die Minute fraglich, in welcher das Siegestor der frischen, harten, quicklebendigen Elf aus Westfalen fallen würde.

Aber in der letzten Minute, als alles schon mit der Verlängerung rechnete, schoß Adolf Schmitt, der Soldat, plötzlich knallend hart unter die Latte. 3:2. Die Eintracht hatte gewonnen. Eine kleine Weile später unterhielt ich mich mit dem Reisebegleiter der Herner. Ich beglückwünschte ihn zum Spiel seiner Elf nach der Pause. „Ich bin ja so froh", sagte er, „so froh, daß wir gezeigt haben: In unserem Westfalen können noch mehr Mannschaften Fußball spielen außer Schalke". Man versteht diese Freude eines Mannes, dem das Urteil von Kennern wichtiger war als ein glücklicher Sieg. Wenn man immer im Schatten einer großen Mannschaft leben muß ...

Ja, Westfalia! Vor uns auf der Tribüne saß eine Reihe von westfälischen Mädels. An einer anderen Stelle blies ein Herner Anhänger in eine dumpfe Trompete. Als die blauen Tore fielen, rasselte ein tüchtiger Beifall. Wo kam nur plötzlich das viele Volk aus Westfalen her? Doch wie dem auch sei: sie hatten allen Grund zur Begeisterung. Nach einem flauen, in der Hintenmannschaft bedenklich matten Spiel vor der Pause steigerte sich die Herner Elf nach dem Wechsel plötzlich in eine wahre Staats- und Prachtform hinein, wurde der harte Eintrachtmittelläufer Lehmann aus Freiburg totgehetzt, der Verteidiger Richter zu bedenklichen Schnitzern verleitet, der Tormann Fischer so sehr unter Druck gesetzt, daß er einen Fehler zwar nur, aber einen so beträchtlichen machte, daß dieser gleich ein Tor kostete. Westfalia war neu für Frankfurt. Man betrachtete die Elf in hellblauen Hosen, dunkelblauen Jacken mit Neugier. Den stärksten Eindruck wird Matzkowski hinterlassen, jener schlanke, im Zweikampf aalglatte Mittelstürmer, der auf Tore so hungrig ist, als seien sie seines Leibes einzige Speise. Ich habe seit Jahren keinen Mann soviel schießen sehen, aus allen Lagen, aus jeder Entfernung. Man mußte die Eintrachtstürmer Wirsching oder Müller dagegen betrachten: Sie waren sparsam mit (guten) Schüssen, als müßten sie für jedes geschossene Tor ein Jahr ihres Lebens hergeben.

So war das Spiel: Eine erste Halbzeit mit bildschönen Spielereien der Eintracht, mit einer verdienten Führung von 2:0, einem Aufholtor des schon genannten, berühmten Mittelstürmers, von dem man sagt, er habe die meisten Tore in Deutschland geschossen (in der letzten Spielzeit) und einer immer bestehenden Feldüberlegenheit Frankfurts. Die zweite Hälfte dann: Wanken und Weichen der Eintracht, großer Herner Angriffshagel, Glück der Frankfurter, Wende im den letzten zehn Minuten, gefährliche Wirbel vor der Herner Hütte und am Ende das schon zitierte Tor. Adam Schmidt war vor der Pause der Eintracht stärkster Mann gewesen, später ging auch er im Trubel unter.      R. Kirn. (aus dem 'Kicker' vom 20.08.1940)

 

 


 

 


('Frankfurter General-Anzeiger' vom 19.08.1940)

 

 

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