Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Bereichsklasse Südwest, Gruppe Mainhessen 1940/41 - 4. Spiel

5:2 (4:1)

Termin: 10.11.1940
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Bauer (Saarbürcken)
Tore: 0:1 Hans Menzerath (5.), 1:1 Staab I (8.), 2:1 Göhlich (12.), 3:1 Staab I (14.), 4:1 Staab I (38.), 5:1 Novotny (74.), 5:2 Werner Heilig

 

>> Spielbericht <<

Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Eigenbrodt
  • Lehr
  • Hohmann
  • Abt
  • Harter
  • Tschatsch
  • Staab II
  • Kaiser
  • Staab I
  • Novotny
  • Göhlich

 


 

Trainer
Trainer

 

Offenbacher Torwirbel in 13 Minuten

Eintrachttor reizte die Kickers zu dreifachen Schlägen - Die Urlauber Hohmann und Staab I waren die starken Spieler des Siegers

Alles war wie einst im Mai! Offenbach zitterte jm Fußballfieber. Selbst der behäbige Bürger wird dort mobil, wenn die Eintracht im Anmarsch auf den Bieberer Berg ist. Endlich einmal wieder war die Tribüne ausverkauft, standen 5000 auf den Rängen, schrien sich heißer, erstarrten vor Schreck, als in der 4. Min, schon der sogenannte Ersatzmann Menzerath auf dem linken Flügel des Eintrachtangriffs den Verteidiger Lehr umging wie nichts und den Ball unhaltbar in Eigenbrodts Kasten pflanzte. Im Jubel aber warfen sie Hüte in die Luft, kannten sich nicht mehr vor Begeisterung, die sich schier ins ungemessene steigerte, als Staab I einen Eckball Göhlichs zum Ausgleich verwandelte, Göhlich selbst die Führung schaffte, die dann nicht mehr abgegeben wurde, und schließlich wiederum Staab I mit einem Prachtschuß von der Strafraumgrenze aus zum dritten Male ins Schwarze traf, und das alles im kurzen Zeitraum zwischen der 6. und der 13. Minute!

Damit war, ehe die erste Viertelstunde sich vollendete, das Schicksal des Tages schon entschieden, der Eintrachtelan gebrochen, der alte Offenbacher Fußballerbfeind Nummer 1 wieder einmal aufs Haupt geschlagen! Denn obwohl die Niederwälder späterhin im ersten Viertel des zweiten Aktes noch einmal groß aufspielten, obwohl sie da auch das Feld beherrschten; ihre Kraft war dahin, reichte nicht mehr aus, um sich gegen die immer sicherer, immer geschlossener werdende Kickers-Deckung durchzusetzen oder gar den heute grandiosen Eigenbrodt mit hartem Schuß zu schlagen. Da stand es ja auch schon 4:1. Denn noch vor dem Wechsel hatte wiederum Staab I, sich selbst in den Strafraum kämpfend, erneut das Ziel gefunden. Vielleicht, vielleicht wäre kurz vorher noch die Wendung möglich gewesen, als Hütters weiche Flanke sich in den Strafraum senkte und Wirschings Blondkopf mit energischem Ruck vorstieß. Doch hier hielt Frau Fortuna zu den Kickers, lenkte den Ball an die Latte, ließ die schreckverzerrten Mienen der Anhänger wieder beruhigt glänzen. Später kam dann, als der Sieg an sich schon längst entschieden war, der Mannschaftsmotor Novotny noch zu Trefferehren: eine Flanke von Staab II drehte er mit wirklicher Eleganz ins Netz. Ein bißchen freundlicher wurde dann das Bild noch für die Eintracht, als knapp vor Feierabend der junge Heilig, der sich seit einigen Wochen in der Sturmmitte recht nett macht, auf 2:5 verbessern konnte.

Kein Mensch wird behaupten wollen, daß dieses 5:2 der Kickers unverdient wäre. Und doch war es sehr glücklich! Nicht dem Spielverlauf nach, aber man stelle sich vor, daß den Offenbachern es gerade zu diesem Kampf, zum großen Spiel gegen die Eintracht möglich wurde, zwei lange Vermißte, den Standardverteidiger Hohmann und den großartigen Sturmführer Harry Staab einsetzen zu können! Es ist schon geschildert, wie Staab drei Tore schoß, schon angedeutet auch, wie eisern die Deckung und Verteidigung mit diesem Hohmann war. Da nutzte der Eintracht der bisher oft gezeigte Kampfgeist nichts, auch nicht die schnell errungene Führung; ja, gerade diese löste ihn aus, den gefürchteten Zauber des Bieberer Berges, und in seinem Wirbel zerbrach innerhalb von sieben Minuten die ganze Eintrachtherrlichkeit. Man hatte dort, um den torgefährlichen Göhlich in Schach zu halten, die Verteidigung umgestellt: Moog spielte rechts, Kolb links. Es nutzte nichts. Göhlich machte, wie fast allsonntäglich, sein Tor.

Gut war wohl die Riederwälder Läuferreihe, vor allem der im Aufbau famose Schädler. Aber der Sturm litt unter dem schwachen Spiel des zaghaften Wirsching und des offenbar frühzeitig abbremsenden Adam Schmitt, und später natürlich auch unter dem Ausfall des Linksaußen. Henig im Tor hatte großartige Momente, hielt krachende Kickerschüsse, tückische Kopfbälle. Den zweiten Treffer hätte er vielleicht vermeiden können, wir sagen: vielleicht! — Bei den Kickers möchte man ob dieses großen Erfolges alle loben. Doch würde man dann der Aufgabe der sachlichen Kritik nicht ganz gerecht. Denn die Außenläufer Abt und Tschatsch hatten unverkennbare Schwächen und die rechte Sturmseite Staab II-Kaiser blieb ein Erkleckliches hinter den „linken" Kollegen Göhlich-Novotny zurück. Doch was will das alles heißen: ganz Offenbach feiert in stolzer Freude den neuen großen Sieg über die Eintracht, eine Freude, die man erst dann richtig zu würdigen weiß, wenn man, wie vorhin der Verfasser, den Ausspruch gehört hat: „Lieber verlieren die Kickers gegen Wiesbaden oder Union oder Rotweiß 0:6, als daß sie gegen Eintracht unentschieden spielen!"      Arbiter. (aus dem 'Kicker' vom 12.11.1940)

 

 


 

 


('Frankfurter General-Anzeiger' vom 11.11.1940)

 

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