Eintracht Frankfurt - FC Hanau 93

Hessenpokal 1949/50 - Halbfinale

2:1 n. V.

Termin: 17.09.1949
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Kraft (Bad Homburg)
Tore: 1:0 Sieverts, 1:1 Willi Kraus (73.), 1:2 Paul Lemm (108.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Hanau 93

 


  • Hamel
  • Boß
  • A. Daßbach
  • Stöckert
  • Hamburger
  • Thönissen
  • Sievert
  • Ehrhardt
  • Berger
  • W. Daßbach
  • Bergmann

 

Trainer Trainer

 

Pokalsieg nach 108 Minuten

Es sprach sich herum wie eine geheimnisvolle Kunde: Hanau 93 will den Pokal gewinnen. Wer den großen Troß der Fahrräder und Wagen vom Ostmain her anrücken sah, war auf eine unerbittliche Partie gefaßt, zumal da die Eintracht die Spuren einer kürzlich erlittenen 1:3--Niederlage verwischen wollte.

Es wäre ihr fast mißlungen. Das lag jedoch nicht allein daran, daß sie nur vier Mann der ersten Garnitur (Nees, Krömmelbein, Lemm, Kraus) zur Stelle hatte, sondern am Gegner, der den Pokalstil eine Halbzeit lang beherrschte, so daß die Gastgeber das berühmte Bein nicht auf die Erde brachten. Zehn Ecken wurden am Eintrachttor recht und schlecht hereingegeben und ein gutes halbes Dutzend Chancen vergeben, einschl. des Pfostenschusses von Ehrhardt, der zwei Meter vor Wunderlich stand. Eine richtige „Schlacht" war im Gange, bei deren regelwidrigen Höhepunkten Schiedsrichter Kraft aus Bad Homburg die Augen ebenso schloß wie bei einer klaren Abseitsstellung Sieverts, der den Ball zum 1:0 ins Eintrachttor kullern ließ.

Die große Frage, ob das Eintracht-Pokalteam diesen Vorsprung wieder einholen könne, wurde fast zur Preisfrage, je länger die Partie dauerte, je mehr die Gäste zurückgedrängt wurden und je kläglicher die Vertragsspieler schossen. Mit Schild und Schädler hatten die Schwarzroten sowieso zwei Mann mitzutragen, die im Strudel des Pokalkampfs untergingen, während der einsatzbereite Schattny vor dem Tor stets die Fassung verlor.

Der Wechsel von Kraus nach halblinks erstickte jedes Ballgeschiebe im Mittelfeld, aus dem der Eckenheimer mit hohen, weiten Schlägen seine Mitstürmer auf die Reise schickte. Hamburger, Daßbach, Boß im Verein mit dem zuverlässigen Hüter Hamel wehrten sich lange erfolgreich. Aber einmal — noch siebzehn Minuten waren zu spielen — entschlüpfte ihnen ausgerechnet dieser Kraus, der Kasters Zuspiel in die Lücke nachgeeilt war und an Hamel vorbei das Leder ins Toreck drehte. Es war gewissermaßen das Signal zu einem mächtigen Endspurt, der aufregende Szenen am Hanau-Tor brachte und auf die Dinge in der Verlängerung hindeutete.

Diese brachte eine ganze Anzahl Fehlschüsse und kaum mehr große Momente, aber die Entscheidung, die die zehn Bezirksligisten nach dem Ausscheiden des verletzten Mittelläufers Hamburger nicht mehr aufhalten konnte, wiewohl ihre Ambitionen auf die Verteidigung des Unentschiedens abgestimmt waren. In der berühmten 108. Minute (Stuttgarter Endspiel!) lenkte Lemm einen Lattenabpraller von Kraus in die obere Ecke, und damit war nach den "hessischen Bestimmungen" die Partie zu Ende, die 3000 Zuschauer von einer Erregung in die andere jagte. (aus 'Der neue Sport' vom 19.09.1949)

 

 


 

 

Pokalendspiel Eintracht - Offenbach

Das Endspiel um den Hessen-Pokal bestreiten, wie erwartet, zwei Oberligavereine, die Offenbacher Kickers und Eintracht Frankfurt. Aber während der Offenbacher Sieg in Lampertheim mit 2:0 zwar schwer erkämpft, doch zweifellos verdient war, gewann die Eintracht gegen Hanau 93 nur mit Ach und Krach 2:1.

Hanau erst in der Verlängerung bezwungen

H.H. Dieses Vorschlußrundenspiel um den Hessen-Pokal, das die Eintracht am Samstag vor knapp 2000 Zuschauern am Bornheimer Hang in der 109. Minute durch einen Schuß von Lemm gegen Hanau glücklich 2:1 gewann, war alles andere als eine überzeugende Leistung des Oberligavereins gegen den Bezirksklassenvertreter. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß dieser Sieg nur gegen 10 Mann erkämpft wurde, da Hamburger, der rundliche Stopper der Gäste, der Verlängerung von der Außenlinie verletzt zuschaute.

Mit dem Anpfiff des Bad Homburger Unparteiischen Kraft, der diesem Spiel kaum gewachsen war, zogen die Hanauer vom Leder, daß den Eintracht-Anhängern angst und bange wurde. Mit ihrem einfachen, ungekünstelten Spiel, mit einem Rieseneifer und restlosem körperlichen Einsatz spielten die Gäste die Elf im schwarzrot gestreiften Hemd eine volle Stunde lang glatt an die Wand. Vor dem Tor allerdings versagte das Können des Hanauer Sturmes. Von mindestens einem Dutzend bester Chancen vermochte er nur eine zu nutzen; in der 40. Minute durch den Rechtsaußen Sievers. Von der Eintracht aber sahen wir bis zur Pause nur einen einzigen Schuß aufs Tor, den Kraus abgab und Hamel überzeugend parierte. Auch nach Seitenwechsel waren zunächst die Gäste überlegen. Nur langsam kamen die Frankfurter einigermaßen ins Spiel und konnten von Glück sagen, daß Kraus in der 73. Minute nach Zusammenspiel mit Lemm und Kaster den Ausgleich besorgte und damit die Verlängerung erzwang. Wenn hier die elf Eintrachtspieler endlich Oberwasser bekamen, dann lag dies nicht zuletzt daran, daß auf der anderen Seite nur noch zehn Mann standen. Mit dem Mute der Verzweiflung suchten sich die Hanauer in die Wiederholung zu retten. Aber ein Schuß von Lemm in der 109. Minute machte ihre Hoffnungen zunichte. (aus 'Frankfurter Neue Presse' vom 19.09.1949)

 

 

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