VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1949/50 - 25. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 02.04.1950
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Meißner (Fürth)
Tore: 1:0 Läpple (79.)

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Schmid
  • Retter
  • Steinle
  • Schlienz
  • Otterbach
  • Barufka
  • Läpple
  • Krieger
  • Bühler
  • Baitinger
  • Blessing



 

Trainer
  • Georg Wurzer
Trainer

Henig bewahrte Eintracht vor höherer Niederlage

Eines der typischen Spiele mitteilmäßigen Niveaus, mit aufgeregten Szenen vor beiden Toren und einem etwas glücklichen Siegestreffer, den ebensogut die Eintracht hätte schießen können! Der Gast enttäuschte und der Hausherr tat ebenfalls wenig, um die langweilige Unterhaltung in den ersten 45 Minuten durch witzige Einfälle oder nette „bon mots" zu würzen. Erst nach Wiederbeginn schien man sich auf den eigentlichen Zweck des Zusammentreffens zu besinnen. Das Spiel wurde zwar fesselnder; ohne aber Oberligaformat zu erreichen.

Nach dem Beifallsgeschrei glaubte man noch minutenlange, erlösende Seufzer zu hören, als in der 79. Minute der einzige Treffer des Tages durch Rechtsaußen Läpple „zurechtgestottert" wurde. Es hat außer der Geistesgegenwart des VfB-Rechtsaußen einer Ermutigungsflanke des wieder ausgezeichneten, von Linksaußen plötzlich hinübergewechselten Robert Schlienz bedurft, um ein Tor und zwei Punkte zu sichern. In der Folge hatten beide Mannschaften unglaubliches Glück: Der VfB kam um den noch bis Schlußpfiff drohenden Ausgleich herum und die Eintracht wehrte sich durch hervorragende Leistungen von Torwart Henig und Verteidiger Kaster, vor einer Erhöhung der Minustrefferquote mit bestem Erfolg.

Die Konsequenz der VfB-Elf ermöglichte den Sieg, der keineswegs unverdient erscheint, so wenig er auch nach den gezeigten Leistungen befriedigte. Die Stuttgarter werden zugeben müssen, daß sie einen im Quintett außerordentlich schwachen, unkonzentriert spielenden Gegner zu Gast hatten, der es nicht verstand, klare Chancen auszuwerten. Das zögernde, mangelhafte Abspiel, das völlig nutzlose Dribbeln und überflüssige Nahkämpfe, bei denen man fast stets den Kürzeren zog, waren manchmal geradezu entnervend. Die Stuttgarter Zuschauer hatten keine Gelegenheit, eine glanzvolle Eintracht zu sehen, wie vor Monaten, als über die Kickers ein 5:2-Sieg herausgesprungen war. Dem VfB selbst muß allerdings zugute gehalten werden, daß er, wie vor acht Tagen, abermals ohne seinen bewährten Stopper Ledl antrat, für den Otterbach zur Stelle war, ausgezeichnet von Schlienz und dem klug handelnden, genaue Maßarbeit verrichtenden Barufka assistiert, der mit Recht oft Sonderbeifall erhielt. Aber das Fehlen von Schlienz in der Vorderreihe zersplitterte die Aktionen der fünf Mann, von denen man — Blessing ausgenommen — den Eindruck hatte, daß sie sich nicht zu helfen wußten und daß die zahllosen Chancen sie vielmehr verwirrten als inspirierten.

Nachdem der VfB einen plötzlichen Durchbruch von Schieth gerade noch unterbinden konnte, köpfte Blessing knapp über die Latte des leeren Eintrachttores und Barufkas Weitschuß verfehlte nur um wenige Zentimeter das Ziel. Dazu konstatierte man jämmerliche Schüsse von Pfaff und Reichert, auch Lemm spielte nicht spritzig genug, um die noch nicht ganz taktfeste VfB-Deckung auszuschalten.

Erst nach Seitenwechsel kam Fluß in die Aktionen beider Mannschaften, und sehr gefährlich wurde es, als Reichert den Ball über die Latte des verlassenen VfB-Tores hob. Inzwischen hatte sich der VfB, der kurz vor Halbzeit auf den verletzten Blessing bis sieben Minuten nach Wiederanpfiff verzichten mußte, gefangen. Baitinger und der in dien Sturm gegangene Schlienz sorgten endlich für Tempo, so daß die Eintracht mit Ausnahme Schieths fast die gesamte Mannschaft in den Strafraum zurückbeordern mußte, ohne jedoch das einzige Tor des Tages verhindern zu können. Schlienz hatte sich seinen Bewachern entzogen, war nach Linksaußen geeilt, flankte und Läpple erwischte das Leder, um die wie versteinert dastehende gegnerische Abwehr zu überrennen und an Henig vorbei den Ball einzuschieben. Zwar gab die Eintracht das Spiel nicht auf, aber sie konnte andererseits auch von Glück sagen, daß kurz nach dem 1:0 ein Pfostenschuß von Schlienz sie vor weiterem Torverlust trewahrte.

Der VfB ohne Schlienz im Angriff ist keine Lösung, so wertvoll andererseits Schlienz als Außenläufer wäre. Aber ohne ihn gibt es weder Linie noch Fluß. Schiedsrichter Meißner aus Fürth war nicht immer fehlerfrei, leitete aber im großen und ganzen korrekt. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 05.04.1950)

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