Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Oberliga Süd 1954/55 - 24. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 13.03.1955
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 1:0 Erich Bäumler (78.)

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Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Geißler
  • Bauer
  • Koch
  • Mai
  • Vorläufer
  • Gottinger
  • Hoffmann
  • Appis
  • Erhardt
  • Baumgärtner
  • Landleiter

 

Trainer Trainer
  • Willi Hahnemann

Mai spielte wieder wie einst im Mai

Bäumlers Fallrückzieher — Marke Piola

Viele der 11000, die sich an diesem rauhen Samstagabend auf dem Sportplatz am Riederwald eingefunden hatten, mögen Jahre ihres Lebens — mindestens aber einige Haare — eingebüßt haben, denn was die Eintracht während der ersten 60 Minuten bot, war mehr als dürftig, von meisterlich ganz zu schweigen.

Wie gespielt wird, im wahrsten Sinne des Wortes gespielt wird, das zeigten die Fürther, die mit Lang-, Quer- und Kurzpässen operierten, stets ihren Mann suchten, wenn sie den Ball hatten und ein Feldspiel demonstrierten, daß einem das Herz aufging. Sie wirkten im 1. Abschnitt gegen die Eintracht wie eine Horde spielfreudiger Buben gegen einen alten Mann, der zwar aufrecht, aber mühsam seine Schritte lenkt. Wie sich allerdings die Kleeblätter vor dem Tor anstellten, das jammerte einen Hund. Meterweit sausten die Schüsse am Tor vorbei und am Schluß hatte Loy im Eintracht-Kasten weit weniger geleistet als sein Gegenüber Geißler, der sich bei hohen Bällen als souverän erwies, sich aber auch bei dessen sonstigen Rettungsaktionen als Hüter mit Uebersicht, Reaktionsvermögen und der für diesen Posten nun einmal notwendigen Kaltschnäuzigkeit bewährte.

Sein Vordermann zur Linken, Koch, der eine großartige Partie lieferte, tauchte immer wieder im Angriff auf und die prächtigen Außenläufer, von denen Mal nicht nur „wie einst im Mai" spielte, sondern schlechtweg gesagt alles in die Tasche steckte und nach Belieben herumwirtschaftete, betätigten sich als Stoßkeile.

Im Angriff wurde rochiert, daß es eine wahre Pracht war und es gab selten einen Fürther Spieler zu sehen, der nicht in Bewegung gewesen wäre. So wurde die Eintrachtdeckung, in der zunächst nur Remlein und Höfer dem Fürther Wirbel und den raffinierten Tricks des gegnerischen Sturms etwas Entscheidendes entgegenzusetzen hatten, teilweise böse überfahren. Besonders der emsige Appis, der später einmal aus Verärgerung „pausierende" Hoffmann und der überall zu findende Ehrhardt legten eifrig Fußangeln; aber die Schüsse aufs Loy-Gehäuse standen im umgekehrten Wert zum vorgeführten herrlichen Kombinationsspiel.

Wären die Fürther mit einem 2:0- oder 3:0 Vorsprung in die Pause gegangen, es hätte — weiß Gott — niemand etwas dabei gefunden. Bei der Eintracht ging aber auch gar nichts zusammen. Kreß vor allem erwies sich als Unglücksrabe ohnegleichen. Ihm glückten weder Ballannahmen noch Ballabgaben. Er verpaßte aber auch viel durch sein eigensinniges und eigennütziges Spiel. Auch sonst war zunächst der Wurm drin und viel mag daran gelegen haben, daß Wloka und Heilig selten ein vernünftiges Abspiel glückte, daß aber auch — im Gegensatz zu den Gästen — doch zu sehr am Platz geklebt, zu wenig gelaufen wurde und die Verbindung zwischen den einzelnen Angriffspielern nicht klappen wollte. Trotzdem kamen einige sehr schöne Chancen zustande, die im wesentlichen auf Pfaffs Einfädelkunststückchen und auf die offene Fürther Deckung zurückzuführen waren.

Nach der Pause ging es zunächst im alten Trott weiter, bis die Fürther ihr Stündlein für gekommen hielten, den Laden dicht zu machen. Das war fast nach dem Geschmack der Platzherren, die urplötzlich aus ihrer Lethargie erwachten und feurig wie die Spanier über das Feld huschten. Zeitweilig waren acht Fürther im eigenen Strafraum versammelt und so erstickten die aufgezogenen Fürther Kombinatiönchen bereits im Keime. Das auflodernde Leben bei der Eintracht aber war auch Platzwechseln zu danken. Kreß auf Rechtsaußen (wo er viel besser aufgehoben ist wie als Mittelstürmer) kam besser zur Geltung, Geiger fühlte sich auf Linksaußen wohl wie ein Fisch im Wasser, während Pfaff, der überaus gescheit spielende Bäumler und Weilbächer es nun Ihrem Gegner nachmachten und ihre Positionen so geschickt wechselten, daß die Fürther Abwehr nicht mehr wußte, was vorn und hinten war.

Der Lohn der Angst um den einen Punkt kam in der 79. Minute: Geiger hatte seine zweite Ecke von links getreten, der vorgeeilte Heilig schlug den Ball aufs Tor, aber von einem Fürther Bein sprang das Leder ab zu dem auf halblinks stehenden Bäumler, der mit einem herrlichen Rückzieher ins kurze Eck den langen Weg der Kugel beendete. Die Fürther versuchten sich nun noch einmal aus der Umklammerung zu lösen und schließlich überließen die Frankfurter ihnen auch das Mittelfeld. Es gab noch aufregende Sekunden kurz vor Schluß, so, als ein Ball an dem bereits geschlagenen Loy vorbeihuschte und am Eintracht-Tor entlangschlitterte, aber der Kelch ging an den Riederwäldern noch einmal vorbei.

Ein Taktiker würde sagen, daß die Eintracht die Fürther habe erst einmal ausspielen lassen, um sie für ihr Finish mürbe zu bekommen. Es war auch tatsächlich so, daß sich die Adlerträger (wie gegen den VfB Stuttgart) ungeahnte Kräfte aufgespeichert hatten, die sie dann gegen eine völlig ins Schwimmen gekommene und wacklig gewordene Fürther Elf in die Wagschale zu werfen hatten. Die Frage ist natürlich, ob das auch immer so gut geht. Diesmal jedenfalls klappte es noch einmal... (aus 'Der neue Sport' vom 14.03.1955)

 

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