Hannover 96 - Eintracht Frankfurt

Oberliga Vergleichsrunde (Totorunde) 1955 - Gruppe 3

0:0

Termin: 12.06.1955
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Kamerad (Troßleinau)
Tore: ./.

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Hannover 96 Eintracht Frankfurt

  • Krämer
  • Geruschke
  • Kirk
  • Gerke
  • Bothe
  • Hundertmark
  • Pape
  • Paetz
  • Böttner
  • Zielinski
  • Tkotz

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Helmut 'Fiffi' Kronsbein
Trainer

Heilig in guter Form

Eintrachtsturm ohne Schußglück

Die Eintracht verließ das Eilenriedestadion mit bitterem Nachgeschmack auf der Zunge. Sie hatte gekämpft und gespielt, sie legte los mit Feuereifer und erkämpfte neben der absoluten und eindeutigen Ueberlegenheit Chance auf Chance. Alles lief ohne Aufenthalt bis zum Straf- oder Torraum, aber wer hier zum Schuß ansetzte, war bar jeden Glückes.

Es war Weilbächer, dem Mitte der ersten Hallte ein verlorener Ball vor die Beine rollte. Der blonde Hans schlug zu, aber um Millimeter schlug er am Tor vorbei. Es war Pfaff, der mit elegantem Slalomlauf Hannovers komplette Abwehr versetzte, aber Krämer als letzte Instanz hatte mit seinem Eifer das Glück zur Seite und schlug mit Reflexbewegung den Ball zur Ecke. Die Stationen des vollkommenen Fußballs liefen parallel mit denen des Pechs. Es begann in der ersten Minute, als Kreß von Pfaff angespielt wurde und nur um eine Fußspitze zu kurz kam. Es setzte sich fort und schloß ab mit jenem Augenblick, als endlich auch der Eintracht das Glück lachte. Das geschah zwölf Minuten vor dem Ende, als sich plötzlich Hundertmark in Hannovers Angriff einschaltete, Lange ausspielte und für Rothuber unerreichbar aufs Tor schoß. Er warf die Arme schon hoch, aber vom Kanten des Pfostens sprang der Ball vor Remleins Füße.

Die erste Halbzeit sah die echte Eintracht ohne Hemmungen, ohne Kompromisse. Sie spielte los mit enormer Sicherheit. Pfaff war der beste Mann im Sturm, der sich von Gerke nie beeindrucken ließ. Er leitete alles ein, was Hand und Fuß hatte, und er konservierte seine großartige Haltung bis zur 90. Minute. Er steckte auch dann nicht auf, als die Gegenwehr des deutschen Meisters härter und verbissener wurde. Sonst enttäuschte der Sturm, vor allem im ersten Abschnitt, weil Weilbächer blaß blieb und Kreß bei Bothe zunächst in besten Händen war. Aber siehe da, aus den Kabinen kam eine renovierte Eintracht. Jetzt zeigte auch Hesse seine Qualitäten, jetzt konnte Kreß wieder spurten, und Geiger steigerte sich um volle 50 Prozent. Die wildverwegene Jagd nach dem Sieg begann. Sie wurde aber dreimal kurz vor dem Ziel wieder abgebrochen.

Wie ideal sich Heilig und Remlein verstehen und vervollständigen, zeigte Hannover. Der Spielmacher Remlein konnte sieh ohne Sorge nach vorne orientieren und dem Sturm auf die Beine helfen. Hinten stand in bester Kondition und voller Frische Heilig auf sicheren Beinen. Zwischen ihnen arbeitete Höfer als Stopper von Format. Daß er Böttner vollkommen ausschaltete und an die Wand spielte, war nur ein Teil seines Verdienstes. Daß er nebenbei auch noch Zielinski überschattete, würde ausreichen aber daß er jeden seiner Abschläge an die richtige Adresse brachte und enorm viel für den Aufbau tat, stempelte ihn zusammen mit Pfaff zum Mann des Tages. Den Verteidigern wurde das Leben schwer gemacht. Kudraß hatte es leichter, denn Pape war zwar ein enormer Sprinter und Kämpfer, schaffte aber ohne Uebersicht und Linie. Langes Lampenfieber war verständlich, stand er doch dem berühmt gewordenen Tkotz gegenüber. So blieben einige Pannen zu Beginn nicht aus, doch nach einer halben Stunde war alles aufgebügelt. Jetzt war Lange oben, Tkotz unten. Rothuber blieb ruhig und sicher bei allen Ausbrüchen der Hannoveraner. Er überstand auch fehlerlos den letzten Spurt der 96er. (aus 'Der neue Sport' vom 13.06.1955)

 

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