Viktoria Aschaffenburg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 1. Spieltag

1:3 (1:1)

Termin: 19.08.1956
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Mirsberger (8., Eigentor), 1:1 Budion (22.), 1:2 Eckehard Feigenspan (46.), 1:3 Eckehard Feigenspan (70.)

 

>> Spielbericht <<

Viktoria Aschaffenburg Eintracht Frankfurt

  • Groh
  • Mirsberger
  • Buller
  • K.Schmitt
  • Ertel
  • Walther Giller
  • O.Schmitt
  • Herbolsheimer
  • Staab
  • Depp
  • Budion

 


 

Trainer
  • Hans Tauchert
Trainer

 

Pfaff war 25 Minuten in Laune

Des Reporters Nachbar zur Rechten hieß Helmut Schön. Er sagte nicht besonders viel, und nach zwanzig Minuten sagte er überhaupt nichts mehr. Nach zwanzig Minuten hatte er seiner Begleiterin die Sehenswürdigkeiten des Spiels restlos erklärt: „Das ist der Kreß, das ist der Bäumler, das ist der eisenharte Stopper Wloka, und das ist Pfaff." Nur gegen Ende tat er auf Befragen noch einmal den Mund auf: „Es war nicht gerade ein großes Spiel, aber die Eintracht wirkte doch in allen Belangen stärker, schade, daß Aschaffenburg nicht komplett antrat." Soweit Helmut Schön in Aschaffenburg.

Die klare Ueberlegenheit der Eintracht in den ersten 25 Minuten hielt genau so lange an, als Pfaffs Laune frisch und unverdorben war. In dieser Periode sprang der Alfred mit seinen Gegnern um wie mit Studenten. Er hatte zwei Gegner: Karl Schmitt, den rechten Läufer, und Otto Schmitt, den Rechtsaußen, der sich ihm sofort an die Fersen heftete. Die Schmitts aber hatten den Alfred nur dann unter Kontrolle, wenn sich gerade nichts abspielte. Griff der Alfred jedoch plötzlich in die Geschehnisse ein, dann liefen sich die Schmitts nur noch im Wege herum. Das Aschaffenburger Sicherheitsschloß schien vergebens konstruiert, Alfred schlüpfte durchs Schlüsselloch. Daß in dieser ersten Periode nur ein Tor für die Eintracht fiel, das Pfaff selbst schoß (Mirsberger gab beim Rettungsversuch dem Ball auf der Linie noch einen Schnick, aber es war auch so passiert), lag hauptsächlich an den Außenstürmern und hier wiederum vor allem an Geiger, der sich diesmal mit den eigenen Füßen im Weg stand.


Bechtold, Rothuber
und O. Schmitt

Schwerer ins Gewicht als dies aber fiel, daß die Eintracht nach ihrem Führungstreffer selbstzufrieden wurde. Man sah es zuerst daran, daß Pfaff das Laufen ohne Ball einstellte und daß Kreß nicht mehr rechtzeitig abspielte. Man sah es außerdem später daran, wie sehr sich die Riederwälder Deckung von den Aschaffenburger Gegenmaßnahmen überrumpeln ließ. Diese Gegenmaßnahmen erinnerten streckenweise an die besten Zeiten der Viktoria, obwohl ohne Hoffmann, Hauner und Neuschäfer eine ganz neue Mannschaft zusammengebaut werden mußte. Die Rolle Neuschäfers übernahm Budion, der auf seinen Kaperfahrten durch die Eintrachthälfte überhaupt nicht zu fassen war, die Rolle Hauners war Depp zugedacht, dem außer einem bißchen Tempo manchmal nichts zu fehlen schien, um seinen Vorgänger zu kopieren.

Es mangelte nur an den Querverbindungen. Und so gelang es nicht, den aufmerksamen Wloka von Staab hinwegzulocken. Staab konnte hinlaufen, wo er wollte. Wenn er sich umdrehte, stand der „Eiserne Hans" hinter ihm. Immerhin stieg die Verwirrung der Eintrachtabwehr zusehends und hatte ihren Höhepunkt, als Schymik einen harmlosen Eckball, den er schon im Aus wähnte, an sich vorbeiziehen ließ. Ehe die Schrecksekunde verstrich, hatte Budion ausgeglichen.

Die Courage der Viktoria wuchs. Otto Schmitt, dem Sonderbewacher Pfaffs, wurde es hinten langweilig, und beim Großangriff der Aschaffenburger kurz vor der Pause durfte er unbesorgt mitstürmen. Die Eintracht-Außenläufer Schymik und Bechtold saßen bis an den Hals in der Tinte. Um so unerwarteter kam der Umschwung.

Nach dem Wechsel verschaffte sich die Eintracht nach und nach soviel Vorteile, daß ihre Deckung endlich Muse fand, die Aufgabengebiete genau abzustecken. Es war ganz einfach. Die Viktoria leistete eine halbe Stunde lang mehr, als man sich von einer Verlegenheitself versprochen hatte. Sie fiel erst auseinander, als nach dem zweiten Führungstreffer der Riederwälder niemand in ihren Reihen mehr recht wußte, ob er seinen ursprünglichen Auftrag ausführen oder frei von der Leber weg spielen sollte So kam weder eine klare Defensiv-, noch eine konsequente Offensivformation zustande. Typisch war wiederum der Fall Otto Schmidt, der nun immer an der falschen Stelle auftauchte: Einmal bei Pfaff, wenn er vorn gebraucht wurde, und das andere Mal vorn, wenn er bei Pfaff gebraucht wurde. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 20.08.1956)

 

 

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