Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Oberliga Süd 1956/57 - 2. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: 26.08.1956
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Reil (Weiden)
Tore: 0:1 Beck (9.), 1:1 Helmut Geiger (19.), 1:2 Beck (65.)

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Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • Fischer
  • Hesse
  • Baureis
  • Ruppenstein
  • Geesmann
  • Roth
  • Siedl
  • Sommerlatt
  • Kohn
  • Beck
  • Termath

 

Trainer Trainer
  • Ludwig Janda

 

Sepp Herberger sah zu

15 Eckbälle und nur ein Tor

Im Vorjahr imponierte der KSC bei seinen beiden Frankfurter Gastspielen durch seine unerschütterliche Bierruhe. Wer hat vergessen, wie diese Klassemannschaft sich durch 2:0-Rückstände nicht beeindrucken ließ und wie ein erfahrener Boxer eiskalt zurück- und ihren Gegner zu Boden schlug? Nun, die Erfahrung war auch in diesem Fall unzweifelhaft auf Seiten der Karlsruher, aber die Nervenstränge schienen nicht mehr so kabelfest wie vor zwölf Monaten. Immer Favorit sein, das zehrt an den Nerven. Wie wollte man sonst Becks Fouls am laufenden Band verstehen (— nicht entschuldigen!)

Um in der Boxersprache zu bleiben: die Eintracht griff an wie ein Herausforderer, der weiß, daß er nichts verlieren und alles gewinnen kann. Der KSC nahm die Deckung hoch, spähte seelenruhig nach Blößen seines Gegners aus und schlug zweimal blitzschnell zu. Dieses zweimalige Zuschlagen genügte vollauf zum Sieg. Ein Sieg, der der technischen Fähigkeit und der besseren Taktik nach verdient war. Doch für den unermüdlichen Einsatz der elf Frankfurter hätten diese zumindest ein Unentschieden verdient.

Den Karlsruhern war aber auch schwer beizukommen. Ludwig Janda versuchte es mit dem italienischen Schema, das im Vorjahr die Aschaffenburger so gerne anwandten: Hesse, als rechter Verteidiger nominiert, hatte Pfaffs Bewachung übernommen. Dafür spielte der linke Läufer Roth rechter Verteidiger. Für ihn wirkte Rechtsaußen Siedl als linker Läufer, während Ruppenstein und Sommerlatt aus dem Hintergrund aufbauten. Nach der Pause übernahm Siedl den Stopperposten, Ruppenstein stand neben Kreß und Geesmann putzte hinter allen fleißig aus. In beiden Halbzeiten bildeten Kohn, Beck und Termath den eigentlichen Sturm.

Diese drei waren gefährliche Burschen, sie waren so gefährlich, daß sie Sommerlatts und Siedls Zurückhängen einfach vergessen ließen. Sie wirbelten so durcheinander, daß es für die Eintrachtabwehr nicht leicht war, zu wissen, wen sie decken sollte. Kudrass hatte mit Termath seine liebe Mühe, erst als Termath nach der Pause allmählich abbaute, da fand Kudrass die richtige Einstellung. Zu loben sein unermüdlicher Einsatz.

Ueberhaupt: bei der Eintracht war Einsatz großgeschrieben. Wloka fuhr Kohn in die Parade, Höfer setzte sich unerbittlich ein, Schymik und Bechtold I rackerten sich ab, und mit ihnen im Bunde schuftete Kreß für zwei. Feigenspans Schnelligkeit riß oft die Karlsruher Abwehr auseinander, und Geesmann brauchte häufig die Unterstützung seiner Nebenleute. Bäumler fleißig, aber etwas unglücklich, ebenso Geiger.

Die Eintracht regierte im Mittelfeld, wenn man auch zugeben muß, daß die Karlsruher diese Position freiwillig räumten und vor ihrem Strafraum einen Sechs-Mann-Riegel aufbauten. An diesem Riegel zerschellten alle so gutgemeinten Vorstöße des Frankfurter Sturmes. Sie mußten zerschellen, weil man blindlings anrannte und zu engmaschig aufspielte. Sie mußten aber auch zerschellen, weil Alfred Pfaffs Leistung neunzig Minuten farblos blieb. Der Alfred liebt es nicht, wenn man ihm auf den Füßen steht. Hesses Härte war für ihn Gift und wenn er diesen harten Mann ausgespielt hatte, da standen ihm Ruppenstein oder Roth im Wege. Ja, viele Hunde sind des Hasen Tod. Die Wahrheit dieses Sprichwortes mußte Alfred Pfaff unter den Augen von Sepp Herberger erfahren.

Der Start der Eintracht riß die Zuschauer von den Sitzen. Schon in der 2. Minute raste Feigenspan von der Mittellinie aus an der rechten Seite entlang, kurvte nach innen, während die überraschten Baureis und Geesmann zurückblieben, und jagte den Ball haarscharf über die Querlatte. Pech für Kreß, daß sein in die lange Torecke gezielter Ball vier Minuten später vom Wind neben das Tor gedrückt wurde. Mitten in die Drangperiode der Eintracht platzte der Karlsruher Führungstreffer: Kohn schickte den Ball steil nach vorne, und zwischen Kudraß und Wloka hechtete Beck im Sprung nach dem Ball und stieß ihn mit dem Kopf ins Netz.

Der Ausgleich war glückhaft, aber nicht unverdient. Hesse und Roth waren sich nicht einig, was sie mit einer Flanke Bäumlers machen sollten. Geiger schaltete sich ein und stieß den Ball an beiden vorbei und unter dem sich werfenden Rudi Fischer ins Tor (19. Minute).


Das 1:1 durch Geiger

Das Tempo ließ verständlicherweise in der zweiten Halbzeit nach. Beck versuchte mit Tätlichkeiten sein Nachlassen zu verdecken und hatte Glück, daß Schiedsrichter Reil in der 49. Minute eine Tätlichkeit an Höfer nicht sah. Reil hatte sehr viel Mühe, das Spiel im sportlichen Rahmen zu halten. Er trug einige Schuld an diesen Szenen, da er nie die rechte Uebersicht zu haben schien. Wie konnte er einen indirekten Freistoß verhängen, als in der 60. Minute Baureis Bäumler im Strafraum umstieß? Wenn das kein Elfmeter war!

Wie in der ersten Halbzeit, stieß Beck einem steilen Zuspiel nach, und unter Rothuber rutschte der Flachschuß ins Netz. Eine Minute später hatte die Eintracht ausgeglichen, aber Reil anerkannte diesen Treffer nicht an; Kreß sollte die Hand mitgenommen haben. Es blieb bei der Niederlage; gewinnt der KSC immer in Frankfurt? (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 27.08.1956)

 

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