Eintracht Frankfurt - Jahn Regensburg

Oberliga Süd 1956/57 - 5. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: 23.09.1956
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Stoll (Mühlacker)
Tore: 1:0 Eckehard Feigenspan (35.), 1:1 Effenhauser (50.)

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Eintracht Frankfurt Jahn Regensburg

 


  • Niemann
  • Effenhauser
  • Wagenpfeil
  • Lehrrieder
  • Schamriß
  • Gehring
  • Dirrigl
  • Schlief
  • Ipflkofer
  • Reindl
  • Hofmeier

 

Trainer Trainer
  • Josef Uridil

 

Jahn spielte mit zehn Mann

Niemann entführte Punkt

Die Eintracht schickte ihre „Flutlichtelf" aufs Feld, die am Dienstagabend den 1. FC Köln so auseinandergenommen hatte. Lediglich hinter dem Namen Bechtold war für die römische Eins eine römische Zwei zu setzen. Das gute Omen, das sich so viele Eintrachtenhänger von dieser Aufstellung erhofften, traf nicht ein. Vor dem Ernst des (Punkte-)Lebens scheiterte der Eintrachtsturm, und so entführten zehn (!) Regensburger einen Punkt an die Donau.

Es war wie im Dezember 1953, als zehn Regensburger am Riederwald ebenfalls einen Punkt erkämpften. (Nach 10 Minuten schied damals Stopper Beyerlein verletzt aus.) Wieder verloren die Gäste einen Spieler, schon frühzeitig. Mittelläufer Schamriß stürzte in der 13. Minute so unglücklich, daß er vom Feld humpelte, als Statist wiederkam und in der 25. Minute endgültig vom nun eingenommenen Linksaußenplatz verschwand. Wegen seiner großen Hüftschmerzen wurde er in ein Krankenhaus übergeführt. Da bei Jahn zudem Hubeny, Popp, Beyerlein und Kruppa ersetzt werden mußten, schien die Situation für die Mannschaft hoffnungslos.

Trainer Uridil mußte also nach dem Mißgeschick seines Mittelläufers umkrempeln: Effenhauser ging in die Abwehrmitte und der Halbrechte Reindl nahm den Posten des rechten Verteidigers ein. Wie vor bald drei Jahren, so war es auch diesmal, die Regensburger sagten sich, jetzt erst recht und stemmten sich immer verbissener allen Eintrachtangriffen entgegen. Zuweilen verteidigten sie mit acht Mann, aber die zwei (oder drei) Stürmer waren mit ihren steilen Angriffen stets gefährlich.

Entscheidend aber war, daß der wohlproportionierte Effenhauser — einige sprachen vom Bierbauch — wie ein Fels in seinem Strafraum stand und Feigenspan immer stärker einschüchtern konnte. Hinter ihm stand der sehr gut aufgelegte Niemann. Ein Teufelskerl! Das Publikum war objektiv genug, seine herrlichen Paraden und Rettungsversuche zu beklatschen. Das Tollste leistete er sich aber, als er einen genau abgezirkelten Schuß Pfaffs noch neben dem Pfosten erwischte und zur Ecke ablenkte. Niemann hatte den größten Anteil an diesem Unentschieden, den geringeren hatten die Eintrachtstürmer. Erkannte denn keiner, daß der fangsichere Regensburger Tormann mit hohen Bällen nicht zu schlagen war. Bemerkte denn keiner, daß er bei flachen Schüssen empfindlicher, war, weil er Zeit benötigte, um sich zu Boden zu werfen? Keiner erkannte diese Schwäche und so wurde sage und schreibe Niemann bis zur 90. Minute mit hohen Bällen bedacht.


Feigenspan köpft das 1:0

Was nutzte es also, daß sich das Spielgeschehen zu neunzig Prozent in der Regensburger Hälfte abspielte, was nutzte das schöne Tor, das Feigenspan in der 35. Minute nach einer Flanke Schymiks erzielt hatte. Man rannte blindlings in der Jahn-Abwehr fest. Feigenspan fand in Effenhauser seinen Meister, Bäumler tändelte zu sehr, Geiger mißglückten die ersten Chancen und schon war er gleich kopflos (warum dieses blödsinnige Pfeifen bei einem jungen Spieler?), Kreß verdarb einiges durch seinen Uebereifer, immerhin war er noch der gefährlichste Stürmer und Pfaff ...?

Von Pfaff wußte man nicht, was man von ihm halten sollte. „Pfaff mit dem Ehrgeiz von Kreß und Kreß mit dem technischen Können von Pfaff, das wären zwei Halbstürmer", sagte ein Tribünengast. Hier liegt die eigentliche Ursache für den Punktverlust, aber kein Mensch kann über seinen Schatten springen. Pfaff brannte einfach nicht, und als er das Mißgeschick hatte, in der 18. Minute zwei Meter vor dem Tor (Niemann war von Geiger ausgespielt worden) den Ball über die Latte zu dreschen, da war es mit der Spiellaune dieses Individualisten aus.

Vielleicht wäre es noch gut ausgegangen, wenn Höfer sich nicht ein Foul geleistet hätte, das zum Ausgleich führte. Fünf Minuten nach der Pause zog er dem davonziehenden Schlief die Beine weg. Effenhauser, legte sich etwa zwanzig Meter vom Eintrachttor den Ball zum direkten Freistoß zurecht. Ein Anlauf... und der Ball krachte von der Innenkante des linken Pfostens ins Eintracht-Netz. Für Loy war da nichts zu machen.

Die Abwehr kam bei dem reduzierten Jahn-Sturm kaum in Nöte. Zudem war Kudrass einfach nicht zu überlaufen. Bei Bechtold II tauchten gegen Schluß einige Schwächen auf und Höfer wirkte souverän. Aber er ist kein Wloka, er strahlt nicht dessen Ruhe aus. Zudem muß er sich einmal gesagt sein lassen, daß er mit seinem etwas unsauberen Angehen (Stoßen und Schieben) des Gegners seiner Mannschaft nur schadet. Siehe Ausgleich! Loy machte das Wenige, was er zu tun bekam, sehr ordentlich.

Zum Schluß war es ein pausenloses (und etwas kopfloses) Anrennen gegen die Jahn-Abwehr. Trainer Patek stellte um: Weilbächer, der mit Schymik versucht hatte, seinen Sturm anzukurbeln, wobei der bessere Aufbauspieler Schymik war, dieser Weilbächer rückte in die Sturmmitte, Feigenspan nahm den rechten Flügelposten ein und Bäumler spielte linker Läufer. Doch Weilbächers kräftiges Anstürmen konnte Effenhauser nicht mehr erschüttern. Man beorderte fast alles in den eigenen Strafraum zurück und überstand so die letzten Minuten. Sehr gut war Schiedsrichter Stoll, der etwas kleinlich pfiff, damit aber von Anbeginn an eine härtere Spielweise unterband. Er ließ sich auch von Hofmaier nicht täuschen, der durch Hinfallen immer wieder versuchte, Strafstöße herauszuschinden. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 24.09.1956)

 

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