Schwaben Augsburg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 12. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: 11.11.1956
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Siebert (Mannheim)
Tore: 0:1 Eberhard Schymik (15.)

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Schwaben Augsburg Eintracht Frankfurt

  • Süßmann
  • Schmidt
  • Rothmeier
  • Lidinski
  • Schießl
  • Schmuttermeier
  • Lampert
  • Schmelzinger
  • Jungmann
  • Götz
  • Harlacher

 


 

Trainer
  • Werner Jakosch
Trainer

 

Kudraß kam ins Hospital

So notwendig wie das tägliche Brot sind diese sauer erkämpften Punkte für die Eintracht, aber nur einer schien sich zu freuen: Der zweite Bechtold schwenkte nach dem Schlußpfiff den Arm über dem Kopf wie eine Siegestrophäe. Das Glück, wieder einmal in der Ersten mitgemacht und gewonnen zu haben, hatte ihn übermannt.

Die übrigen ließen die Köpfe hängen. Hinter dem Tor krümmte sich Kudraß vor Schmerzen im Gras. Er lag noch da vom letzten Angriff der Augsburger, vom letzten und vom verbissensten. Auch dieser Angriff war gestoppt, als Kudraß vor dem anstürmenden Schmelzinger zum Schlag ausholte. Die letzte Chance für Augsburg schwand, — und in dieser hoffnungslosen Situation verlor Schmelzinger die Kontrolle über sich selbst. Mit durchgedrücktem Knie, Schuhsohle voraus, sprang er dem Eintracht-Verteidiger in den Schuß, und dieser sank lautlos zusammen. Der Arzt stellte Bruch des linken Unterschenkels fest. Während die anderen unter der Brause standen, wurde Kudraß ins Augsburger Krankenhaus transportiert.

So viel waren die Punkte wieder nicht wert. Der Ausfall von Kudraß verschlimmert die Lage der Riederwälder, bei denen außer Kreß diesmal auch Bäumler wegen neuer Beschwerden an einer alten Verletzung aussetzte, zu einer tiefen Misere. Der Arzt und Trainer Patek kommen aus der Flickschusterei einfach nicht mehr heraus. In Augsburg ging es noch einmal gut, es ging gut, obwohl jede Reihe der Eintrachtmannschaft eine Behelfslösung darstellte. In der Verteidigung half Horst Bechtold aus, in der Läuferreihe Höfer, und im Sturm bildeten zwei Außenläufer — Weilbächer und Schymik — den rechten Flügel, stürmte der ebenso eifrige wie naive Sausebraus Meyer als Linksaußen neben Alfred Pfaff, der sich mehr als einmal im Geist die Haare raufte. Es ging in Anbetracht dieser Verhältnisse teilweise sogar sehr gut. Bis zur Pause! Bis zur Pause verteilten die Riederwälder ihre Arbeit gleichmäßig auf Abwehr und Sturm, und beide Mannschaftsteile hatten unverkennbare Vorteile gegenüber den Schwaben, die sich mit holpernden Kurzpässen in Zehnmeteretappen durchs Mittelfeld quälten. Dia Riederwälder machten das einfacher. Schon in der 2. Minute schickte Pfaff einen Steilpaß in den Strafraum, spitz wie eine Injektionsnadel, der eine ganze Serie von Kombinationen ersparte. Schon diese Vorlage war ein Tor wert. Es fiel auch, geschossen von Feigenspan, der sich immer besser auf die Pfaffschen Intentionen einfuchst. Es fiel, aber es wurde wegen Abseits nicht anerkannt.

Das müssen Sie mir gelegentlich mal erklären, Herr Siebert aus Mannheim, wie ein Stürmer, der aus einem Knäuel von Gegnern heraus startet, abseits sein kann! Weiter gings fast ohne Protest der Eintracht. Pfaff blieb bei Laune, trieb sich links und rechts, hinten und vorn herum, nur nicht da, wo ihn der Aufpasser Lidinski vermutete, der von Augsburg extra dafür abgestellt war, Weilbächer focht krachende Zweikämpfe aus und bewahrte das Angriffspiel der Eintracht mit weittragenden Querpässen vor Einseitigkeit.

Und die Jugend sprang und rannte munter durch die Landschaft. Feigenspan und Meyer hatten aber auch ihre kleinen Fehler. Sie sahen bei ihren Spurts immer nur den Ball, aber nur selten den Gegner, und Meyer hatte dazu das Pech, daß er bei Schießl auf einen Gegner stieß, der sich durch keinen Puff erschüttern ließ. Mit Gewalt war gegen den rechten Verteidiger der Augsburger nichts auszurichten. An Cleverneß aber fehlte es dem Riederwälder aus Breidenbach noch sehr. Feigenspan schlug aus seiner Schnelligkeit immerhin noch so viel Profit heraus, daß Schwabens Ersatzstopper Schmidt manchmal die Bindung verlor. Aber auch der Mittelstürmer der Riederwälder hatte diesmal in entscheidenden Situationen keine Nerven. Was die beiden Jungen zuviel an Tempo besaßen, hatte Schymik als Rechtsaußen zu wenig. Er tut nichts auf gut Glück. Das stumpfte die Riederwälder Angriffe einerseits etwas ab, brachte aber andererseits auch die Entscheidung. Schymiks Tor, das Tor des Tages, war eine ausgesprochene Präzisionsleistung. Er schoß es, nachdem Weilbächer ihn geschickt freigespielt hatte, gezielt wie ein Elfmeter in die linke Ecke.

Der Umschwung nach der Pause war abrupt. Plötzlich gehörte die Eintracht-Hälfte den Schwaben. Plötzlich war kein Riederwälder Sturm mehr da, plötzlich steckten fast alle Mann einschließlich Außenläufern und Halbstürmern bis an den Hals in der Abwehrarbeit. Die unangenehmsten Erinnerungen (Freiburg!) stellten sich ein, als die Spurts der Frankfurter immer langsamer, die Konzentration immer schwächer und der Mut immer kleiner wurden. Wloka, Rothuber, Torpfosten und Torlatte verhinderten den Ausgleich der Schwaben in erster Linie. Die übrigen Riederwälder füllten die Lücken. Erst gegen Ende — nach aufgeregtem Gespräch zwischen Patek und Spielführer Pfaff an der Außenlinie — gings wieder langsam aufwärts. Und so blieb der Sieg bis zum Schluß doch ein verdienter. ('Der neue Sport' vom 12.11.1956)

 

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