Standard Lüttich - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1961/1962

0:2 (0:1)

Termin: 22.08.1961, Flutlichtspiel
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Piavier (Namur)
Tore: 0:1 Ernst Kreuz (20.), 0:2 Erwin Stein (67.)

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Standard Lüttich Eintracht Frankfurt

  • Nicolay
  • Vliers
  • Thellin
  • Crossan
  • Delire
  • Bonga-Bonga
  • Semmeling
  • Istvan Sztani
  • Ciaessen
  • Houf
  • Paeschen

 


 

Wechsel
  • Direndouek für Ciaessen
Wechsel
Trainer
  • Jean Prouff
Trainer

Weilbächer beschattete Sztani

Bericht unseres nach Lüttich entsandten Mitarbeiters Ludwig Dotzert

Standard Lüttich — Eintracht Frankfurt 0:2 (0:1)

Wohlgemut und den Matchkoffer unternehmungslustig durch die frische Abendluft schlenkernd begab sich Belgiens Meistermannschaft bereits eine Stunde vor Spielbeginn in die Umkleideräume. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn begann das Aufwärmen hinter der Tribüne. Zwanzig Minuten nach Spielbeginn wurde der erste Spieler ausgewechselt, Ciaessen gegen Dierendonck, derselbe Ciaessen übrigens, der kurz vor dem Umziehen noch von einem „Amüsierspiel" gesprochen hatte. Es war ihm offenbar nicht gelungen, die richtige Einstellung zu finden. In der zweiten Halbzeit spurtete schließlich Standard fast ununterbrochen. Fazit: Standard Lüttich nahm das Freundschaftsspiel, zu dem die Riederwälder am Dienstag mal kurz die deutsche Heimat verließen, von Minute zu Minute ernster.

Bei der Eintracht war es umgekehrt. Der Ernst stand am Anfang. Später durfte man die Angelegenheit dann getrost von der leichteren Seite betrachten. Es stand bereits 2:0 für Frankfurt. Es konnte nichts mehr passieren. Selbst Weilbächer, der seinen alten Freund Istvan Sztani vor dem Wechsel nicht aus den Augen ließ, wurde später allmählich großzügiger. So kam denn Istvan, der in der ersten Halbzeit auffiel, doch noch zu seinem Teil. Zum Schluß konnte man sagen, daß nicht nur die besten Riederwälder vom Riederwald stammten, sondern auch der beste Lütticher.

Das Ganze rollte auf hohem internationalem Niveau ab. Kraftakte, Kerzen, „Befreiungsschläge" und ähnliche Barbareien waren streng verpönt. Trumpf waren Technik und Tempo. Darin kannte man sich auf beiden Seiten aus. Den Gipfel an Technik und den Gipfel an Tempo aber boten zwei Riederwälder, Ernst Kreuz und Richard Kreß. Typen von ihrem Schlage waren den Belgiern kaum jemals begegnet. Was Wunder, daß sie nicht mit ihnen zurechtkamen. So gab es für Standard trotz nahezu gleichwertigem Mittelfeldspiel nichts zu gewinnen. An den springenden Punkten waren die Riederwälder unverkennbar im Vorteil.

Eigenbrodt und So1z , der nach der Pause für Horn eintrat, benutzten die Gelegenheit, um sich wieder interessant zu machen. Beide übertrafen in Lüttich die zuletzt registrierten Leistungen der Männer, in deren Vertretung sie in Lüttich mitwirkten, deutlich. Eigenbrodt stach Schymik aus, der sich seinerseits mit Erfolg in der Stinka-Rolle versuchte. Solz lief Horn den Rang ab. Aber ein Spiel ist kein Spiel. Man will die Konsequenzen aus den Eindrücken von Lüttich am Riederwald zumindest nicht übereilen. Da auch Landerer seine Stopperpartie sauber herunterspielte, wobei vor allem die Akkuratesse seiner Pässe bestach, wurden Stinka und Lutz, die sich am gleichen Abend in München präsentierten, nur selten vermißt.

Der Beifall, mit dem man die Eintracht verabschiedete, war noch wärmer als jener, mit dem man sie anderthalb Stunden vorher empfangen hatte. (aus 'Der neue Sport' vom 28.08.1961)

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