Eintracht Frankfurt - SSV Reutlingen

Oberliga Süd 1961/62 - 4. Spieltag

2:2 (0:0)

Termin: 27.08.1961
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Kandelbinder (Regensburg
Tore: 0:1 Scheurer (46.), 1:1 Alfred Horn (51.), 2:1 Erwin Stein (72.), 2:2 Dulz (83.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SSV Reutlingen

 


  • Bögelein
  • Rick
  • Kostorz
  • Fritschi
  • Schießl
  • Jost
  • Wodarzik
  • Weiß
  • Biesinger
  • Scheurer
  • Dulz

 

Trainer Trainer
  • Hans Merkle

Schymiks Ausrutscher kostete Punkt

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — SSV Reutlingen 2:2 (0:0)

Es wurde das erwartete schwere Spiel für die Eintracht. Man schlug sich eine Stunde lang mit der tief gestaffelten Reutlinger Abwehr herum, mußte das 0:1 gleich nach der Pause verdauen und bekam erst Oberwasser, als zwei Einzelleistungen von Horn und Stein Bögelein das Nachsehen gaben. Doch dieser dumpfschwüle Nachmittag sollte für die Riederwälder nicht ohne Nackenschläge abgehen. Ein Ausrutscher von Schymik sechs Minuten vor dem Schlußpfiff, und die Reutlinger kamen noch zu dem nicht mehr erwarteten Unentschieden. Der erste Heimpunkt war flöten.

Die Gäste aus Reutlingen wußten, wie man der Eintracht beikommt. Ihr Halbstürmer Weiß zog sich sofort in die Läuferreihe zurück, die beiden Außenläufer befaßten sich nur mit defensiven Aufgaben. Vorne mußten vier Stürmer sehen, wie sie fertig wurden. Sie wurden mit ihrer Aufgabe großartig fertig. Diese vier schoben sich den Ball akkurat zu, sie kamen immer wieder mit den gleichen Tricks, und es dauerte eine Halbzeit, bis man in der Frankfurter Hintermannschaft den Reutlingern auf die Schliche kam.

Sie verstanden es aber auch großartig, sich den neuralgischen Punkt auszusuchen. Der lag bei Schymik, der sich von Dulz ein dutzendmal wie ein Anfänger genarrt sah. Entweder lockte Dulz Schymik heran, spielte den Ball zu Scheurer, während Dulz selbst schon in die Gasse gestartet war. Oder Dulz trickste den Ball auf ganz einfache Weise an Schymik vorbei. Wie überhaupt das Reutlinger Kombinationsspiel simpel, ja etwas hausbacken aussah, aber gerade mit dieser Schlichtheit kam man zu vier hundertprozentigen Chancen. Und hier zeigte sich die Schwäche der vier SSV-Stürmer: mit ihrer Schußkraft war es nicht weit her.

Eine Mannschaft, die derartige Chancen nicht auswerten kann, hat keinen Sieg verdient. Man notierte: Wodarzik schickt Scheurer in die Gasse, dessen Schuß steigt von dem herauslaufenden Loy hoch. Scheurer hechtet dem Ball entgegen und köpft neben das Tor (17.). Biesinger schickt Scheurer in die Gasse, der hat, von drei Mann verfolgt, freie Schußbahn — Loy fängt (24.). Biesinger tankt sich durch — schießt vorbei (29). Dulz gewinnt ein Kopfballduell gegen Schymik, lauft allein aufs Tor — und schießt vorbei (38.).

Immerhin erkannten die Zuschauer die Leistungen der Reutlinger so an, daß Beifall aufkam, als diese gleich nach der Pause zum ersten Treffer kamen. Biesinger zog zwei Gegner auf sich, spielte zu dem in die Gasse gestarteten Scheurer, der sich mit einer Scheinbewegung freie Schußbahn schaffte und plaziert einschoß (46.). Gerade rechtzeitig fiel der Ausgleich. Noch ehe sich Resignation einschleichen konnte, sorgte Horn durch einen Schuß, der von der Innenkante des Pfostens ins Tor sprang, für das 1:1 (50). Dieser Ausgleich rüttelte die Frankfurter wach. Schymik warf alle Hemmungen gegen Dulz über Bord, je länger die zweite Spielhälfte, desto kleinmütiger setzte sich Dulz in Szene. Zudem ging den vier Stürmern langsam aber sicher die Puste aus. Die Eintracht-Hintermannschaft wurde Herr der Situation. Der Sturm tauchte aus seinem Tief auf. Kreß, der vor der Pause oft mit dem Kopf durch die Wand wollte, besann sich aufs Mannschaftsspiel. Schämer fiel es ein, daß er schließlich mit acht Treffern Schützenkönig im Süden war, Kreuz und Horn versuchten es mit wechselnden Pässen, und Stein nahm vieles auf die eigene Kappe.

Das Eintrachtspiel lief allmählich besser, die Nervosität war verschwunden, die Lücken, die durch das Vorwärtsdrängen von Weilbächer und Stinka vor der Pause entstanden waren, endlich verstopft. Und doch mußte eine Einzelleistung von Stein das zweite Tor herbeiführen. Zuerst eine tolle Kanonade, die Bögelein von einer Ecke seines Tores zur anderen springen und hechten sah. Selbst einen Gewaltschlag Weilbächers fing er (57.). Einen Schuß Stinkas drehte er um die Ecke (58.). Und ein Schuß Schämers nahm den gleichen Weg (66.). Zweimal zwang Biesinger Loy zu Rettungstaten, da kam Steins Tat. Schießl verfehlte den Ball, blitzschnell schaltete Stein, ließ sich nicht mehr abdrängen, umspielte Bögelein und schob den Ball zum 2:1 ins Tor (71).

Die Eintracht hatte das Spiel in der Hand, die Reutlinger hatten keinen Biß mehr und versuchten nur noch mit letzter Kraft einigermaßen aber die Runden zu kommen. Da schlug es in der 84. Minute ein: Schymik rutschte bei einem Abwehrversuch aus, Dulz hatte freie Bahn und ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen (2:2). (aus 'Der neue Sport' vom 28.08.1961)

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