VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1961/62 - 10. Spieltag

0:3 (0:2)

Termin: 15.10.1961
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Jakobi (Heidelberg)
Tore: 0:1 Ernst Kreuz (19.), 0:2 Erwin Stein (42.), 0:3 Dieter Stinka (84.)

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Sawitzki
  • Eisele I
  • Seibold
  • Hartl
  • Sieloff
  • Hoffmann
  • Marx
  • Geiger
  • Weise
  • Strohmaier
  • Reiner

 


 

Trainer
  • Kurt Baluses
Trainer

 

Die Eintracht-Schau im Neckarstadion

Bert Merz berichtet aus Stuttgart

VfB Stuttgart — Eintracht Frankfurt 0:3 (0:2)

Wieviel Freunde die Eintracht in Stuttgart hat, spürte man an allen Ecken. Am Besuch, am Beifall, an allem. Die meisten Schwaben hätten nach dem Spiel am liebsten vor jeder schwarz-weißen Fahne den Hut gezogen, wenn sie einen getragen hätten. Es war sommerlich auf den Rängen, weiter unten war es kühler, und der Neckarstadion-Rasen so gut in Schuß, daß Friedel Lutz vorher meinte: „Da muß man ja zehn Zentimeter unter der Grasnarbe kombinieren." An Aufmunterungen für den VfB fehlte es nicht. Die Eintracht schien einem Stadion voll entschlossenen Stuttgartern gegenüberzustehen, die endlich wieder eine große Tat von ihrem VfB sehen wollten. Nach einer Halbzeit hatten die Riederwälder die Herzen der Schwaben gewonnen, die ihnen großzügig verziehen, daß sie den zweiten Teil mit gezogener Handbremse durchstanden.

Spätestens beim ersten Eintrachttor in der 17. Minute wußten die zahlreichen Schlachtenbummler vom Main, daß nur Sawitzki und vielleicht einer jener Schüsse, die Weise immer noch auf Lager hat, den Siegesbraten verderben konnten. Vor diesem 1:0, jenem Tor (Entfernung 18 Meter, linker Fuß) aus dem Märchen: „Ernst Kreuz und die Fußballkugel" hatten sich bereits vier Chancen angekündigt, daß demnächst ein Treffer fällig war. Daß bei drei dieser Angriffe zunächst einmal Schämer hinter dem Ball und Eisele hinter Schämer herrannte, war typisch für alles, was noch kommen sollte.

Schämer gefiel diesmal in einer anderen Rolle. Als Schütze hatte er zweifellos die Schuhe an diesem Tag verkehrt geschnürt. Was der Linksaußen aber an Spurts zu beiden Toren leistete, übertraf selbst das Richard-Kreß-Pensum an diesem Nachmittag. Wenn Schämer in der eigenen Hälfte hinter den Stuttgartern her war, dann konnten diese von Glück sagen, wenn ihr Angriff nicht im nächsten Moment zu Ende war. Schämer brachte es sogar noch fertig, mit dem erbeuteten Ball eine Kurve über das Mittelfeld zu drehen und über halbrechts langsam wieder gegen den VfB-Strafraum zu jagen.

Allerdings kam bei diesen Fußball-Marathons kein gezielter Schuß mehr heraus. Der Lothar übernahm dabei ein Teil der Aufgaben, für die eigentlich Kreuz oder Lindner zuständig waren. Aber Lindner schien mit dem verkehrten Fuß aufgestanden zu sein. Denn ihm mißglückte ziemlich alles, was er unternahm. Zunächst fiel es nicht sonderlich auf, weil Kreuz weder Schämer noch Stein in der Luft hängen ließ, sondern die vordere Eintracht-Truppe immer mit guten Vorlagen versah und Kreß oft vom rechten Flügel ein Stück herüberkam.

Nach dem Wechsel, im Stadium des absoluten „Was-kann-noch-Passieren" ließ auch die Produktivität von Kreuz nach. Seine kleinen Spielchen mit Stinka klappten nicht mehr so, und mancher Angriff ging schon zu Ende, ehe er richtig begonnen hatte. Da sich inzwischen auch Seibold besser auf Kreß eingestellt hatte, war das Feuer der ersten Hälfte verloschen.

Jetzt kam die große Zeit der Männer der Abwehr, die alle ihre guten Tugenden zum besten geben konnten. Denn so sehr auch Geiger und Weise sich bemühten, die Stuttgarter kamen meistens auf alten ausgetretenen Pfaden. So war die Riederwälder Deckung nicht ins Boxhorn zu jagen. Dafür hatten Lutz, Höfer und auch Eigenbrodt zu viele Erfahrungen auf internationalen Feldern gesammelt. Wenn sich einer der Cannstätter als Schütze versuchte, Weise meistens, Geiger einmal mit einem tollen Weitschuß, dann war Loy noch da. Schon in der ersten Halbzeit surrten zwei Schüsse von Weise an, die in anderen Spielen gut und gern ein Tor wert waren. Bei Loy nicht! Und bei Lutz, dem Wiedererstandenen, hatte Reiner (vierfacher Schütze gegen Schweinfurt) nicht einmal Gelegenheit, richtig zu zielen. Marx auf der anderen Seite war von der 45. Minute an Statist und ohne Chancen. Weiter hinten standen Stuttgarts beste: Sawitzki, Seibold und Sieloff.

Einmal allerdings zogen Sieloff und Sawitzki gegen Stein den kürzeren, als dieser wie ein Blitz zwischen sie raste, Sawitzki zweimal an der Nase herumführte und dann erst einschoß. Paul Oßwald und Ernst Berger stöhnten laut, bis der Ball im Tor unter war. Stinkas Flachschuß zum 3:0 war nicht absolut unhaltbar. Aber er kam so überraschend wie der Vorstoß des Eintracht-Läufers in den VfB-Strafraum, wo man zu spät wach wurde. (aus 'Der neue Sport' vom 16.10.1961)

 

 


Kress im Zweikampf mit Seibold

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