VfR 07 Limburg - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1961/62 - 1. Runde

3:5 n.V. (3:3, 3:2)

Termin: 23.12.1961
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Wenzel (Bad Homburg)
Tore: 1:0 Becker (8.), 2:0 Becker (13.), 2:1 Dieter Stinka (38.), 3:1 Becker (39.), 3:2 Lothar Schämer (43., Elfmeter), 3:3 Erwin Stein (53.), 3:4 Dieter Stinka (103.), 3:5 Erwin Stein (110.)

>> Spielbericht <<

VfR Limburg Eintracht Frankfurt

  • Klimke
  • Henssel
  • Pollak
  • Papp
  • Krämer
  • Gaab
  • Becker
  • Basquitt
  • Orazem
  • Lohr
  • Els

 


 

Trainer
Trainer

 

 

Höfers Gegner schoß drei Tore

Ludwig Dotzert berichtet aus Limburg

VfR Limburg 07 — Eintracht Frankfurt n. Verl. 3:5 (3:2, 3:3)

Eine Minute vor Schluß der normalen Spielzeit schien der Rausschmiß für die Riederwälder perfekt. Limburgs Halbrechter Basquitt hatte acht Meter vor dem Tor nur noch Reservetorhüter Zscherlich vor sich. Aber Basquitt schoß dem Zscherlich die Lederkugel in der Aufregung direkt vor die Füße. Es blieb also beim 3:3, und die Eintracht kam für diesmal mit einer halben Stunde Nachexerzieren davon. Daß die Himmelsstürmer aus der Bischofsstadt in der Verlängerung nicht mehr mithalten würden, war von vornherein klar.

Der große Moment im Fußballerleben der Limburger dauerte immerhin volle anderthalb Stunden. Anderthalb Stunden lang wichen sie keinen Schritt vor den hohen Gästen zurück, rannten sich Wadenkrämpfe an die Beine und sprangen behend über ihre eigenen Schatten. Aber es war beileibe nicht nur Energie, Draufgängertum und Eifer was sie zu bieten hatten. Auch in technischer Hinsicht brauchten sie sich an diesem Tag keineswegs vor dem Oberligisten zu verstecken.

Die Riederwälder hielten konsequent an einem Kombinationsstil fest, der sich bei Bodenverhältnissen, wie sie in Limburg vorherrschten, nur mit äußerster Mühe und Beharrlichkeit verwirklichen ließ. Der Limburger Platz ist ansonsten sicher durchaus in Ordnung. Bei dem Frostwetter des Weihnachtssamstags jedoch fühlten sich die Riederwälder auf nacktem Fels. Selbst bei den akkuratesten Pässen sprang der Ball die Spieler an wie ein übernervöser Terrier, der sein Herrchen begrüßt. Auf jeder Station entstand eine halbe Sekunde Verspätung. So war es also von vorne herein nichts mit der Absicht, den Gegner durch hurtige Paßfolgen auseinander zu wirbeln. Die Entscheidung daraufhin mit Gewalt zu erzwingen, wäre nicht gentlemenlike und außerdem gefährlich und strapaziös gewesen. Was blieb anderes übrig, als es mit einer Art Geduldsspiel zu versuchen, mit „Lackschuh-Fußball" auf Feldwegterrain.

Von diesem Geduldsspiel ließ sich die Eintracht nicht abbringen, egal, was da kommen mochte. Ob sie 0:2 zurücklag wie nach dreizehn Minuten oder 1:3 wie noch kurz vor dem Wechsel — die Riederwälder spielten stoisch ihren Strich herunter. Sie nahmen eher die Gefahr einer Niederlage in Kauf als die Gefahr einer Verletzung oder übermäßiger Kraftverschwendung. Die Angelegenheit komplizierte sich weiter dadurch, daß Zscherlich und Büttner, die beiden Gastspieler aus der Reserve (Loy, Kreß und Kreuz fehlten), bis zur Pause unter schrecklichem Lampenfieber litten, daß Lindner (zunächst Mittelstürmer, dann Rechtsaußen) einen geradezu abwesenden Eindruck machte und daß sich Eigenbrodt von der Nervosität Zscherlichs anstecken ließ. Gar nicht zu reden von den Leichtsinnsfehlern der übrigen Deckungsspieler. Die fünftausend Zuschauer ahnten nur dann etwas von den Qualitäten der Weltstadtfußballer vom Riederwald, wenn Dieter Stinka oder Alfred Horn in die Szene eingriffen, die beiden Außenläufer vom letzenmal in den Halbstürmerrollen. Als Horn später mit Büttner den Posten tauschte, kam auch Büttner noch in Schwung. Weilbächer ging nicht mehr aus sich heraus, als dies von einem Spieler zu erwarten ist, der mehrere Wochen aussetzte. Die anderen werkelten emsig mit. Das Beste an der Eintracht war die offenbar unerschütterliche Gewißheit, daß sich ihre Klasse zu guter Letzt eben doch durchsetzen müsse. Der Erfolg gab ihr recht.

Die Helden des Tages aber standen auf der Seite der Bezirksligisten, von denen es ein kleiner Rechtsaußen namens Becker im Kampf gegen Hermann Höfer auf drei volle Tore brachte, die mit dem Ungarnflüchtling Papp zeitweilig den stärksten Außenläufer auf dem Platz stellten und deren Stopper Krämer sich weder von Lindner noch von Erwin Stein an der Nase herumführen ließ. Das Imposanteste an den Limburgern war ihre geradezu lupenreine Fairness im Kampf Mann gegen Mann und in ihrer ganzen Einstellung zum Spiel. (aus 'Der neue Sport' vom 27.12.1961)

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