Eintracht Frankfurt - SSV Reutlingen

Oberliga Süd 1962/1963 - 14. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: 02.12.1962
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Eisemann (Heidelberg)
Tore: 0:1 Biesinger (24.), 1:1 Erich Hahn (75.), 2:1 Ludwig Landerer (88.), 2:2 Schießl (90.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SSV Reutlingen

 


  • Bögelein
  • Hämmerle
  • Kostorz
  • Schießl
  • Kasperski
  • Fritschi
  • Gresens
  • Sattler
  • Biesinger
  • Kröner
  • Kammal

 

Trainer Trainer
  • Georg Wurzer

Nur Landerer behielt den Kopf oben

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — SSV Reutlingen 2:2 (0:1)

Da kam einer zu Besuch, der gar nicht in die Bundesliga will, und er hieß SSV Reutlingen. Er kam zu Besuch zu einem hundertprozentigen Bundesligisten, der nennt sich Eintracht Frankfurt. Diese Begegnung schien so bedeutsam, daß sich neben den Kameras des Hessischen Rundfunks die Kameras des Zweiten Fernsehens aufgebaut hatten. Sie kurbelten nur zur Uebung eine Live-Sendung herunter, auf dem Bildschirm wird man dieses Reutlinger Gastspiel nie zu sehen bekommen und mancher Eintrachtfan wird nicht böse darob sein, denn wer ärgert sich gerne noch einmal die Galle hoch.

Und dieses Spiel bereitete den Eintrachtanhängern ein großes Aergernis. Da ließ sich die geliebte Mannschaft plötzlich die Butter vom Brot nehmen. Erreichte gegen Schluß einen 2:1-Vorsprung und ließ ihn in der Schlußminute fahren. Die Unentschiedenserie wurde also fortgesetzt. Wann sie zu Ende sein wird, wissen die Götter! Die ganze Geschichte, auf einen Nenner gebracht, muß
folgenden Titel tragen: In der Eintracht ist der Wurm drin.

Läßt man die neunzig Minuten rückblickend noch einmal abrollen, dann darf man nur einen Spieler aufzeichnen, der ohne Fehler sein Pensum absolvierte: Landerer. Er kannte gegen Biesinger keinen Pardon, ließ sich von Reutlingens Mittelstürmer nicht herauslocken und blockierte unermüdlich dessen Weg zum Tor. Daß Biesinger ein Tor schoß, war nicht Landerers Schuld. Hier war die ganze Abwehr schuld, die glaubte auf eine Mauer verzichten zu können. Doch darüber später.

Zuerst lief das Spiel ganz gut an, die Reutlinger spielten bieder und hausbacken und schienen von dem Bundesliga-Glanz ihres Gegners geblendet. Bögelein wurde beschäftigt und hatte schon in der ersten Minute Glück, daß Hahn beim Schuß aufs Tor den falschen Fuß benutzte. Bögelein nahm Stein den Ball vom Fuß, Kasperski rettete hart am Pfosten als Hämmerle einen Solz-Schuß abgelenkt hatte.

Plötzlich stand es 0:1. Man verzichtete auf eine Mauer als Biesinger sich den Ball zum Freistoß hinlegte. Das wäre noch glimpflich ausgegangen, wenn nicht Schymik Biesingers Schuß abgelenkt hätte. Es stand also urplötzlich 0:1 und sofort war das Eintrachtspiel aus dem Leim geraten. Die Abwehr — mit Ausnahme von Landerer und Loy — geriet ins Schwimmen, die Reutlinger zogen mit ihrem Direktspiel steile Striche auf den durch den Reif glatten Rasen.

Da hatte Höfer mit Gresens plötzlich seine Mühe, da lief Kammal einem Lutz davon. Und aus dem Hintergrund baute Biesinger die Gegenzüge auf, ohne daß einer der Eintrachtläufer auf die Idee kam, den Reutlinger dabei zu stören. Ja, weder Schymik noch Horn kümmerten sich überhaupt um ihre Halbstürmer. Mit drei Zügen standen die Reutlinger Stürmer vor Loys Tor. Einmal hatte Loy Glück, als sowohl Gresens als auch Schießl Kammals Flanke verfehlten, das andere Mal rollte Gresens' Schuß am Tor vorbei.

Loy bekam erst kurz vor der Pause Luft, als sich der Eintrachtsturm endlich wieder bemerkbar machte, fast wäre Lindner ein Tor gelungen, aber Hämmerle schlug den Ball aus dem Tor. Mit aller Gewalt versuchte die Eintracht das Schicksal zu wenden, doch aus der Abwehr wurden die Bälle schlecht zugespielt, und die Stürmer drängten sich immer wieder in der Mitte zusammen. Auf der Tribüne klangen Sprechchöre auf: „Höfer vor, Höfer vor!" Ein Mißtrauensvotum für die Stürmer. Schließlich tauschte Höfer mit Schymik den Platz.

Und dann schien alles noch gut zu werden. Hahn gelang nach Bögeleins Faustabwehr (nach einer Kreß-Ecke) ein Abstaubertor, und Landerer schoß den zweiten Treffer. Aber der Eintracht fehlt es zur Zeit an der Konzentration. Sonst hätte Schießl Biesingers Freistoß nicht in der letzten Minute aufnehmen und in ein Tor umwandeln können. (aus 'Der neue Sport' vom 03.12.1962)

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