VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1962/1963 - 17. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: 05.01.1963
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Tore: 1:0 Zipperer (16.)

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Sawitzki
  • Eisele
  • Seibold
  • Entenmann
  • Sieloff
  • Pfisterer
  • Zipperer
  • Höller
  • Weise
  • Wanner
  • Reiner

 


 

Trainer
  • Kurt Baluses
Trainer

Stürmer in der Versenkung

Bert Merz saß für den „Neuen Sport" im Stuttgarter Neckarstadion

VfB Stuttgart — Eintracht Frankfurt 1:0 (1:0)

Zwei Tore müßten zum Sieg im Neckarstadion reichen. Andere Thesen gab es nicht am regendurchdrängten Samstagvormittag zwischen Frankfurt und Stuttgart. Zwei Eintracht-Tore hätten gereicht. Aber wer sollte sie schießen? Von der 15. Minute an glaubten nur noch die Stuttgarter an Tore der Gästeelf. Die Frankfurter fühlten, daß die Dinge schief gehen mußten, weil die ganze Eintracht-Truppe und ihr Spiel schief lagen. Das Konzept der Riederwälder, am grünen Tisch entworfen, paßte nicht in die Wirklichkeit. Der von Eis und Nässe triefende Boden hätte harte Männer erfordert. Mit der weichen Welle mußte die Eintracht in die zweite Niederlage der Saison rutschen. Ohne den verletzten Stein, der bisher immer gegen Sawitzki sein Tor schoß, fand der Sturm so gut wie nie den geraden Weg zum Tor. Wahrscheinlich wäre bei einem Spiel bis Mitternacht der Ausgleich nie gefallen.

Die Stuttgarter waren noch schlechter dran als die Eintracht. Bei ihnen fehlten die gesperrten Hartl und Hoffmann, die verletzten Walter und Strohmaier, aber ihnen fehlte es nicht an Eifer, Kraft und Zähigkeit. Wie die kleinsten Leute, der linke Läufer Pfisterer und der Halbrechte Höller, sich im Mittelfeld ins Zeug legten, machte ihnen kein Eintrachtler nach. Am Schluß war kein VfB-Trikot und keine VfB-Hose mehr weiß. Seibold, der Kreß auf allen Wegen folgte, sah aus wie der Knabe aus dem Moor. Seine in der Pause neugefaßte Hose war Minuten später wieder kohlrabenschwarz. Bei der Eintracht ging Hahn fast sauber vom Feld.

Die Sache mit Mittelstürmer Hahn hätte selbst an einem strahlenden Tag und bei bestem Untergrund schief gehen müssen. Zu einem Hahn als Ballverteiler braucht man wahrscheinlich noch einen Hahn, einen der auf sein Spiel eingeht. Solange es solche Spieler nicht gibt, ist Hahn als Mittelstürmer eine von vorne herein verfahrene Sache. In der zweiten Halbzeit kam der Wechsel zwischen Hahn und Kreß. Aber besser wurden die Dinge nie. Jeder Spielzug war vorauszusehen. Das Wort „öfters mal was Neues" ist sei Alfred Pfaffs Zeiten aus dem Brevier entschwunden.

Die Hoffnungen, daß wenigstens über die Flügel die Wege zum VfB-Tor gefunden werden könnten, mußte man bald, Stück für Stück, abschreiben. Seit Jahr und Tag verstehen es die Stuttgarter am geschicktesten, eine Doppelsperre im Bereich von Kreß zu errichten. Der kurze Weg, den Richard in die Laufrichtung zu bringen, war an diesem Tag ein ebenso aussichtsloses Unternehmen wie die langen Pässe, die nach der ersten Bekanntschaft mit dem Boden die zehnfache Fahrt von sonst erreichten. Aus der Doppelbarriere des VfB wäre Pfisterer abzuzweigen gewesen, wenn Lindner mit neuen Einfällen aufgetreten wäre. Er hielt sich fast eine Halbzeit nur in der Nähe seines Rechtsaußens auf. Der Stuttgarter Läufer verlor Lindner niemals aus den Augen. Erst nach der Halbzeit plötzlich erschienen die Eintracht-Stürmer mehrfach auch in neuen Positionen. Aber es besserte sich nichts.

Die Dreieck-Kombinationen drehten sich auf engstem Raum, die Flanken waren an einer Hand abzuziehen, die Schüsse...? Der Sturm in der Versenkung schoß nicht. Schüsse gab es nur vom VfB zu sehen. Die Eintracht zielte vor der Halbzeit zweimal aus dem Hinterhalt am Sawitzki-Tor vorbei, einmal zeigte Lindner seinen guten Kopfball, der eine Ecke einbrachte. Große Chancen „starben", ehe sie richtig blühten. Die größte fiel in der ersten Minute an. Als das Leder durch die VfB-Deckung rutschte, hätte man sich einen Stein herbeigewünscht. Der Traber Hahn hatte bei seinem Fünf-Meter-Spurt die Kraft zu einem guten Schuß aufgebraucht.

Der Flügel Solz-Schämer begann gut. Aber als ihm nach einer Viertelstunde nichts Neues mehr einfiel, verschwand er fast von der Bildfläche. Der einzig gute Schuß, von Schämer, lag noch in der Zeit vor dem Stuttgarter Tor. Mit dem Kopfball von Zipperer in der 15. Minute war schon die beste Zeit praktisch dahin.

Bei etwas geschickterer Staffelung der Eintracht-Deckung wäre das Tor vermutlich nicht gefallen. Reiner, dem Loy entgegen gelaufen war, geriet in den Winkel, aus dem er selbst das Tor nicht mehr treffen konnte. Er flankte und hatte Glück, daß drüben Zipperer den halbhohen Ball ungehindert mit dem Kopf nehmen konnte. Reiner war der beste Stürmer auf dem Platz. Er hatte sich die Sache bei Lutz vermutlich selbst schwerer vorgestellt. Aber Lutz, der schon gegen Gento, Wilson und andere Linksaußen-Größen der Welt spielte, ging alles schief. Auch wenn er zuspielte, war er vom Glück verlassen. Höfer, am Tor nicht schuldlos, hat seine Krise (wie in Karlsruhe) immer nach einem Gegentreffer, der auf sein Konto geht. Aber er war bald wieder der Stärkste im Hinterland. An Landerer und Horn war ebenfalls wenig auszusetzen, am allerwenigsten aber an dem Wunderknaben Loy. Was wäre die Eintracht in dieser Saison ohne Loy? Wie die Dinge in Stuttgart lagen, gibt das 1:0 garnicht richtig wieder. Das Eckballverhältnis von 14:2 für den VfB sagt es schon deutlicher. (aus 'Der neue Sport' vom 07.01.1963)

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