Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1964/1965 - 9. Spieltag

1:3 (1:1)

Termin: Sa 24.10.1964 15:15
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Helmut Fritz (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Timo Konietzka (11.), 1:1 Wilhelm Huberts (22.), 1:2 Wolfgang Solz (72.), 1:3 Wilhelm Huberts (80.)

 

 

>> Spielbericht <<

Borussia Dortmund
Eintracht Frankfurt

  • Hans Tilkowski
  • Gerhard Cyliax
  • Lothar Geisler
  • Dieter Kurrat
  • Rudolf Assauer
  • Lothar Emmerich
  • Friedhelm Konietzka
  • Reinhold Wosab
  • Wilhelm Sturm
  • Hermann Straschitz
  • Franz Brungs

 


 

Trainer
  • Hermann Eppenhoff
Trainer



„Zuerst die Moral, dann die Punkte"

Auch ein König sitzt nur mit dem Hosenboden auf dem prächtigsten Thron und die höchsten Stelzen ergeben keine besseren Beine. So würde ein Schriftsteller der französischen Klassik vielleicht heute den Sturz des Tabellenführers der Bundesliga beschreiben. Um gleich zur Sache zu kommen, Borussia Dortmund ging bereits mit einer gewissen Überheblichkeit in den für sie doch so wichtigen Kampf. Die Glieder wurden reichlich geschont. Trainingsspiele in der Woche mit einem Ausflug an die Gestade des Zürcher Sees darf sich auch Borussia Dortmund nicht leisten.

War dies aber die einzige Ursache für das offensichtliche Versagen Borussias? Natürlich kann man eine ganze Reihe von Entschuldigungsgründen aufführen: Vor allem das Fehlen von Alfred Schmidt, dann die Verletzung von Tilkowski, der Ausfall der erst kürzlich an dieser Stelle gelobten Flugeistürmer Wosab und (besonders) Emmerich. Das alles ergab eine Melange dunkler Tönung. Entscheidend war jedoch hauptsächlich die offensichtliche Verdrossenheit, das ungnädige Publikum wieder zu versöhnen. Die Dortmunder schwenken keine Fahnen und stimmen ihren trotzigen Kantus nicht an, wenn einige Spieler sich am Amüsement für die zufällig anwesende Münchner Lach- und Schießgesellschaft beteiligen.

Anders die Frankfurter. „Zuerst kommt bei uns die Moral, dann kommen auch die Punkte", variierte der Eintracht-Präsident Rudolf Gramlich beschwingt eine bekannte Sentenz, als ihn August Lenz, mit dem er beim Berliner Olympia 1936 in einer Mannschaft stand, begrüßte. Wirklich, Eintracht Frankfurt wuchs in Dortmund über ihre stolze Position hinaus. Die Frankfurter rissen mit ihrem großartigen Eifer viele Schranken nieder. Ein Partner für ein erstklassiges Spiel wurden sie dabei nicht. Das Ziel, die Zeit der Verletzungs-Handicaps zu überstehen, wurde jedoch glänzend erreicht.

In Perfektion beherrschte Eintracht die Schlachtordnung nach dem Schema 4—2—4. Konietzka, Dortmunds bester Stürmer, wurde von einer Kette, die abwechselnd die Namen Trimhold, Lindner, Blusch und gelegentlich auch Schämer verzeichnete, matt gesetzt. Die Tatsache, daß Konietzka sich oft genug hieraus befreite und sogar in Hochform geriet, gehörte zu den erfreulichsten Feststellungen des Borussenanhangs. In allen Aktionen aus der Hinterhand zeichnete sich Schämer besonders aus. Er war nach Loy Frankfurts bester Spieler. Der viel gelobte Stein spielte diesmal von Anfang an Rechtsaußen. Sein schneller Antritt wurde meist von Lothar Geisler, der erstmals Mannschaftskapitän (ersatzweise für Schmidt) der Dortmunder war, gebremst.

Es kam wieder einmal zu einem Stichkampf der Verbindungsläufer. Schämer schnitt etwas besser ab als Kurrat, der seine schlechte Laune nicht verhehlen konnte. Lindner und Sturm zeigten sich ebenbürtig. Die beiden Stopper lieferten brave Werkarbeit.

Stimmen zum Spiel

Alfred Schmidt, der Zuschauer: "Unsere spielten zu langsam. Der Übergang von der Defensive zur Offensive erfolgte an den Wendepunkten beider Halbzeiten zu langsam. Unsere Außenstürmer befanden sich in schwacher Form. In zwei Wochen spiele ich wieder, also beim nächsten Punktespiel."

Hermann Eppenhoff: „Keine Kondition! Wir werden andere Trainingsmaßstäbe anlegen müssen. Viele Spieler, die sonst Strapazen gut überstehen, waren diesmal schlecht in Form. Der Sieg der Frankfurter war durchaus verdient."

Eintrachts Trainer Oßwald empfing freudig den ehrlichen Glückwunsch seines Kollegen Eppenhoff. „Wir sind unserem Prinzip treu geblieben, auswärts die Register zu ziehen. Man bedenke, daß wir immer noch mit einer Behelfsabwehr in das Spiel gingen. Von meinen Leuten gefiel mir Schämer deswegen besonders, weil er als Außenläufer erstmals mit einer neuen Aufgabe fertig wurde."

 

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