Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1964/1965 - 20. Spieltag

3:1 (1:0)

Termin: Sa 30.01.1965 15:00
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Willi Thier (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Hartmann Madl (21.), 1:1 Horst Trimhold (34.), 2:1 Horst Wild (62.), 3:1 Horst Wild (73.)

 

 

>> Spielbericht <<

Karlsruher SC Eintracht Frankfurt

  • Erich Wolf
  • Ernst Röhrig
  • Dieter Klaußner
  • Peter Koßmann
  • Gustav Witlatschil
  • Hartmann Madl
  • Horst Wild
  • Hans-Peter Lamparth
  • Horst Saida
  • Otto Geisert
  • Horst-Dieter Berking

 


 

Trainer
  • Helmut Schneider
Trainer



Verdienter Sieg des Tabellenletzten

Vor acht Tagen noch hätten auch die eingefleischtesten Karlsruher Anhänger keinen Pfifferling mehr für den KSC gegeben. Nun besteht wieder die reelle Chance, den drohenden Abstieg doch noch zu vermeiden. Der Mann, der diesen Umschwung herbeigeführt hat, ist der neue Trainer Helmut Schneider, der am Mittwoch ohne viel Federlesens die Trainingsleitung übernahm und sofort auf Tempospiel „machte". Natürlich hat er in wenigen Tagen das spielerische Gesicht der Mannschaft nicht total umzukrempeln vermocht. Aber er steckte sie durch die Begeisterung an, mit der er seine Aufgabe übernahm. Obwohl mit Wischnowsky, Marx und Cieslarczyk drei tragende Säulen fehlten, fand seine Anweisung, vor allem ein Tempospiel aufzuziehen, auch bei den verfügbaren Kräften offene Ohren.

Die Stürmer waren ebenso in der Verteidigung zu finden, wenn es nötig war, wie die Abwehrspieler sinnvoll die Angriffe aufbauten. Mit weiten Steilvorlagen in den freien Raum über 20 und 30 Meter hatte die Spielanlage ein unbestreitbar modernes Gesicht. Der Erfolg war vor allem deshalb wichtig, weil er das Vertrauen in das eigene Können wieder geweckt hat. Natürlich wird für die Zukunft noch viel zu tun bleiben, aber ein erster erfolgreicher Schritt ist bereits getan, der auch die unmutig gewordenen Besucher wieder zu treuen Anhängern gemacht hat.

In der Karlsruher Mannschaft gab es kaum einen schwachen Punkt. Als Torwart übertraf Wolf in puncto konzentrierter Aufmerksamkeit und Übersicht diesmal auch sein renommiertes Gegenüber Loy. Witlatschil als ruhender Pol der Abwehr stellte den zu verspielten Eintracht-Innensturm völlig kalt. Sehr wirkungsvoll wie ein routinierter Profi arbeitete der junge Amateur Röhrig, dem Klaußner nach kurzer Anlaufzeit nicht nachstand. Die Außenläufer, denen sich der geschickte Pendler Geisert hinzugesellte, leisteten wirkungsvolle Vorbereitungsarbeit für die schnellen Stürmer Tor allem Madl und Wild geizten nicht mit saftigen Schüssen.

Wahrend die Karlsruher ihre Außenstürmer mustergültig einzusetzen verstanden, versuchten die Gaste immer wieder, in der Mitte durchzukommen. Das Innentrio wirkte zwar spielerisch perfekt, aber ließ jeden Druck vermissen. Hier fehlte ein Erwin Stein wie das Salz in der Suppe. Nachdem Solz angeschlagen war und für zehn Minuten ausschied, blieb nur Trimhold gefährlich. So verpuffte auch das famose Aufbauspiel der Außenläufer in der elastischen Karlsruher Deckung. Dem Angriff Impulse zu geben versuchte auch immer wieder der weit aufrückende Blusch, aber dadurch entstand ein gefährliches Loch auf der rechten Abwehrseite. Loy und Lutz waren nicht frei von Schwächen, wobei sich der Stopper oft von den Dribblings eines Madl versetzen ließ. So war Höfer die tragende Abwehrsäule. Er verhütete mehrfach Schlimmeres.

Der KSC begann mit imposantem Schwung. Erst in der 13. Minute bekam Wolf den ersten Ball, von Solz geschossen, zu halten. In der 21. Minute ließ Madl halblinks vom Strafraum eine tolle Bombe los, die neben Loy im kurzen Eck einschlug. Erst nach der Pause wurde die Eintracht gefährlicher. Trimhold gelang im Alleingang der Ausgleichstreffer, und eine Zeitlang sah es böse für den KSC aus. Aber die Mannschaft riß sich nochmals zusammen und kam durch zwei herrliche 20-m-Schüsse von Wild nach Zuspiel von links zu einem verdienten Sieg.

Endlich wieder einmal zufriedene Mienen Im Lager des KSC dankten Trainer Schneider seinen Anfangserfolg. Auch er strahlte übers ganze Gesicht und meinte: „Da wird sogar mein Dackel vor Freude mit den Ohren wackeln! Mir ist geradezu ein Stein vom Herzen gefallen. Jeder hat sich für den anderen restlos eingesetzt. Ursache für den Erfolg war das forcierte Flügelspiel. Diese schnelle Spielanlage wollen wir in Zukunft gemeinsam noch ausprägen. Es wurde nicht nur gekämpft, sondern auch bei aller Zweckmäßigkeit gefällig gespielt."

Eintracht-Betreuer Horvat erkannte den verdienten Karlsruher Sieg neidlos an. „Es war kein hochklassiges Spiel, aber die jungen Karlsruher haben kämpferisch schon sehr imponiert. Unsere Spieler sind ausgepumpt. Der glänzende Zwischenspurt über drei Monate hat ihre Kräfte überfordert. Sie sind einfach zu verspielt. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn wir Stein dabei hätten."

 

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