1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1967/1968 - Achtelfinale

1:1 n.V. (1:1, 0:0)

Termin: 12.03.1968
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Max Spinnler (Mainz)
Tore: 0:1 Lothar Schämer (51.), 1:1 Wolfgang Overath (83.)

 


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1. FC Köln Eintracht Frankfurt

  • Toni Schumacher
  • Wolfgang Rausch
  • Fritz Pott
  • Matthias Hemmersbach
  • Wolfgang Weber
  • Karl-Heinz Thielen
  • Jürgen Jendrossek
  • Heinz Simmet
  • Hennes Löhr
  • Wolfgang Overath
  • Heinz Hornig

 


 

Wechsel
  • Anton Regh für Wolfgang Rausch (72.)
Wechsel
Trainer
  • Willi Multhaup
Trainer

 

 

Entscheidung vertagt

Nachdem das Achtelfinalspiel des DFB-Pokals der Frankfurter in Köln am 21. Februar den widrigen Platzverhältnissen nach einem Dauerregen zum Opfer fiel, starten die beiden Mannschaften 1. FC und Eintracht heute einen neuen Versuch, den Gegner der bereits zugelosten Braunschweiger Eintracht im Viertelfinale zu bestimmen. Gleichzeitig betrachten die Teams diese Partie auch als Chance auf eine gewisse Rehabilitierung, denn am letzten Bundesligaspieltag konnten beide keine Lorbeeren ernten: Die Eintracht verlor mit 0:3 beim FC Bayern, der FC kehrte mit einem 1:3 aus Bremen heim.

Zweimal standen sich die beiden heutigen Kontrahenten bislang im DFB-Pokalwettbewerb gegenüber. Im Juli 1961 schaffte der 1. FC Köln im Waldstadion das Kunststück, eine 2:0-Führung der Eintracht durch Erwin Stein und Alfred Horn durch zwei Treffer von Hans Schäfer in der regulären Spielzeit noch auszugleichen und in der Verlängerung durch ein Tor von Christian Müller den Sieg einzufahren. Die Revanche glückte der Eintracht ein Jahr später am 8. August 1962 im Viertelfinalspiel im Müngersdorfer Stadion. Die Führung der Kölner, wiederum durch Christian Müller, konnte Lothar Schämer in der 64. Minute egalisieren, Hans Weilbächer glückte dann in der Verlängerung der Siegtreffer für die Adlerträger.

Überhaupt ist Köln für die Riederwälder ein gutes Pflaster. Erst einmal konnten die 'Geißböcke' auf heimischem Terrain einen Bundesligasieg gegen die Eintracht einfahren - beim 1:0 im Oktober 1965 durch einen von Blusch verschuldeten Handelfmeter, den Fritz Pott verwandelte. Die letzte Ligapartie zwischen Eintracht und 1. FC in Köln brachte einen 4:1-Sieg der Gäste und für den Frankfurter Stürmer Siegfried Bronnert die Erkenntnis, dass die Kölner sein Lieblingsgegner sind. Denn nachdem Bronnert bereits beim Hinrunden-4:0 im Waldstadion nicht nur seinen ersten Bundesligatreffer überhaupt, sondern drei der vier Eintrachttore erzielt hatte, traf er auch im Rückspiel dreifach. Den vierten Treffer steuerte in beiden Spielen übrigens jeweils Wolfgang Solz bei.

Bei dieser Erfolgsbilanz von Bronnert ist es ein wenig verwunderlich, dass der kämpferisch veranlagte Stürmer keine Berücksichtigung für die Startelf findet. Mit dabei sind dafür die beiden Youngster Hölzenbein und Nickel sowie Wolfgang Solz, der in München fehlte. Die Handverletzung von Blusch ist soweit auskuriert, dass der Verteidiger auflaufen kann. Für den im Training leicht angeschlagenen Bechtold rückt Helmut Kraus als Linksaußen in die Mannschaft.

Bei den Kölnern ist Wolfgang Overath wieder an Bord, der seit dem 20. Januar wegen einer Verletzung pausieren musste. Auch der torgefährlichste Stürmer der Kölner, Hennes Löhr, der leicht angeschlagen aus Bremen zurückkehrte, kann spielen. Verzichten muss Trainer Willi Multhaup dagegen auf Carl-Heinz Rühl, den eine im Werder-Spiel erlittene Fleischwunde am Fuß außer Gefecht setzt. Im Tor steht heute Anton 'Toni' Schumacher statt des Stammkeepers Milutin Soskic.

Die Kölner starten besser in die Flutlichtpartie, die Schiedsrichter Spinnler aus Mainz vor rund 15.000 Zuschauern um 20:00 Uhr anpfeift. Bereits in der 9. Minute brennt es vor dem Kasten Tilkowskis, als Löhr eine scharfe Flanke in den Strafraum auf Jendrossek schlägt. Zwar greift Tilkowski ins Leere und der Kölner Außenstürmer landet im Netz, nicht aber der Ball, den er mit dem Kopf nur knapp verfehlt.

Nun findet auch die Eintracht ins Spiel und kann in der 12. Minute ihre erste große Chance verzeichnen, die Thielen mit einem Foul an Nickel im Strafraum zunichte macht. Nichts Irreguläres gesehen haben will allerdings Schiedsrichter Spinnler. Überhaupt ist Nickel der Aktivposten im Frankfurter Sturm. Wiederholt von Solz in Szene gesetzt, präsentiert sich der junge Amateur äußerst lauffreudig und stellt seine älteren Kollegen Lotz und Kraus in den Schatten. Gefahr geht auch von Friedrich aus, der aber zwei Schusschancen im Kölner Strafraum eher kläglich vergibt.

Pari geht in dieser Phase der Partie das Duell zwischen Overath und Huberts im Mittelfeld aus. Beide konzentrieren sich darauf, ihrem Widerpart nicht zu nahe zu kommen, um sich als Spielgestalter zu präsentieren. Das Ergebnis ist in beiden Fällen allerdings nicht sonderlich überzeugend; Overath merkt man die Spielpause nach seiner Verletzung an, Huberts agiert eher vorsichtig und lässt etliche Gelegenheiten ungenutzt, sich in Angriffe einzuschalten.

In der 22. Minute haben allerdings wieder die Kölner eine große Gelegenheit nach einem Fehler von Lindner, der Jendrossek sechs Meter vor dem Tor der Eintracht in Ballbesitz bringt. Statt zu schießen, verlegt der Kölner sich jedoch auf ein erfolgloses Dribbling. Eine knappe halbe Stunde ist gespielt, da muss die Eintracht einen Rückschlag verkraften. Nach einem harmlos anmutenden Foul von Thielen an Solz humpelt der bisherige Frankfurter Spielmacher vom Feld. Bald ist klar, dass er nicht mehr weiterspielen kann, für ihn kommt Bronnert auf den Platz.

Dieser Ausfall von Solz führt dazu, dass die Riederwälder in Unordnung geraten und ihre Linie verlieren. Bis zum Halbzeitpfiff sind die Kölner nun überlegen. So muss Blusch in der 32. Minute per Kopfball für seinen schon geschlagenen Torhüter auf der Linie retten. In der Folgzeit erhält Tilkowski Gelegenheit, sich auszuzeichnen, was ihm zweimal durch großartige Paraden gelingt. So bleibt es beim 0:0 bis zur Pause. "Oh je. In dem Spiel ist nicht viel drin", stellt der Mönchengladbacher Netzer auf der Tribüne fest, und Frankfurts Trainer Elek Schwartz kommt nicht umhin, seiner Zustimmung Ausdruck zu verleihen: "Ein Kampf ohne Höhepunkte."

Mit Beginn der zweiten Halbzeit wird die Eintracht wieder offensiver, Jusufi schaltet sich jetzt häufiger in die Angriffe ein. Belohnt wird dieses mannschaftliche Engagement in der 51. Minute. Als Kölns Torhüter Schumacher einen Ball zu lange festhält, pfeift Schiedsrichter Spinnler einem indirekten Freistoß rund acht Meter vor dem Tor der Gastgeber. Fast geschlossen versammelt sich die Kölner Mannschaft zur Mauerbildung auf der Torlinie, davor steht Torwart Schumacher. Der Freistoß wird kurz zu Schämer gespielt, der den Ball mit Anlauf vehement in die Menge knallt, von wo er als Abpraller im Netz landet.

Nun nimmt das Spiel zusätzlich Fahrt auf. Auf dem Platz wird es hektischer, Overath muss eine Verwarnung einstecken. Eine Viertelstunde nach dem Treffer zum 0:1 hat die Eintracht in Person von Bronnert die Chance, die Führung auszubauen. Nach einem Fehler von Rausch kommt der Frankfurter vier Meter vor dem Kölner Tor an den Ball. Doch anstatt noch zwei Schritte zu laufen und einzuschieben, schießt er aus spitzem Winkel den Kölner Torwart an.

Auch die nächste Torszene gehört Bronnert, der in der 72. Minute in eine Flanke des überzeugenden Nickel rutscht, das Leder aber nicht über die Linie bringen kann, ehe Weber zur Ecke klärt. Um das Maß vollzumachen, ist Bronnert in der 76. Minute wiederum nach einem Zuspiel von Nickel rund acht Meter völlig frei vor dem Kölner Tor, schießt aber vorbei.

Die letzte Viertelstunde sieht eine dominierende Eintracht. Doch der leichtfertige Umgang mit Torchancen rächt sich in der 83. Minute. Einen von Schämer verschuldeten Freistoß schlägt Hornig von der rechten auf die linke Seite des Spielfelds, von wo der Ball nach einem Kopfball Löhrs in die Mitte fliegt. Dort steht Overath, dem es gelingt, mit einem weiteren Kopfball genau in den Torwinkel den heute guten Tilkowski zu schlagen.

1:1 steht es auch nach der regulären Spielzeit, so dass die beiden Kontrahenten zur Verlängerung antreten müssen, die nach den kräfteraubenden 90 Minuten eher betulich daherkommt. Keine der beiden Mannschaften will mit letzter Konsequenz den Sieg erzwingen, die Eintracht verlegt sich in der zweiten Hälfte der Verlängerung fast ausschließlich aufs Ballhalten. Trotzdem haben die Gäste in der 118. Minute die letzte Chance des Spiels. Doch Schämers Freistoß zischt am langen Eck vorbei.

Wer als Viertelfinalist die Reise nach Braunschweig antritt, soll sich nun am 19. März, also in einer Woche, im Frankfurter Waldstadion beim Wiederholungsspiel entscheiden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird Bernd Nickel diesen Termin quittiert haben. Denn der junge Eintracht-Amateur, der auf dem besten Weg ist, einen Stammplatz im Profikader zu erhalten, war vom Trainer der DFB-Amateurnationalmannschaft Udo Lattek in den Kader für das Länderspiel gegen Österreich am 20. März berufen worden. Es wäre die Premiere für Nickel in dieser Auswahlmannschaft gewesen.

Zwischenton: Wieder gemeinsam

Nachdem die Mitgliederversammlung der Sportgemeinde Eintracht bereits am 8. Dezember 1967 einer Wiedervereinigung mit den Turnern und Fechtern zugestimmt hatte, um die im Juni 1927 erfolgte Trennung zu revidieren, steht nun für Freitag, den 15. März, die Ordentliche Jahreshauptversammlung der Frankfurter Turn- und Fechtgemeinde Eintracht von 1861 an. Die Mitglieder stimmen der Fusion zu, die TFG tritt schließlich am 10. Oktober 1969 dem neuen Gesamtverein Eintracht Frankfurt e.V. als eigene Abteilung bei. (fgo/rs)

 

 

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