VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1968/1969 - 5. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: Sa 07.09.1968, 15:30 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Horst Bonacker (Quadrath-Ichendorf)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Handschuh (10.), 2:0 Manfred Weidmann (30.)

 

 

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Gerhard Heinze
  • Hans Eisele
  • Hans Mayer
  • Theodor Hoffmann
  • Hans Arnold
  • Karl-Heinz Handschuh
  • Gerd Menne
  • Werner Haaga
  • Manfred Weidmann
  • Gilbert Gress
  • Bo Larsson

 


 

Wechsel
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Trainer
  • Gunther Baumann
Trainer



Ausgekontert

Präsident Rudi Gramlich sprach von einem irregulären Ausgang des Spiels. Er meinte damit die Entwicklung zum ersten Tor und die Tatsache, daß drei Spiele innerhalb einer Woche für „die jungen Spieler zu viel sind". Doch nicht die jungen Stürmer Hölzenbein, Grabowski und Nickel enttäuschten, sondern die alterfahrenen Abwehrrecken. Erich Ribbeck stellte sich nach dem Spiel maßlos enttäuscht den Journalisten. „Wenn Sie das Spiel gegen Braunschweig gesehen haben, dann müssen Sie mit mir einer Meinung sein, daß unsere Leute heute einige Klassen schlechter spielten. Das war amateurligareif. Vor allem die Abwehr! Wie kann man nur so offen spielen..."

Ribbeck hatte strikte Manndeckung vorgeschrieben, doch weder Jusufi (gegen Haaga), Schämer (gegen Weidmann) noch Lindner (gegen Handschuh) nahmen die Anordnungen wörtlich. Lutz fand zwar keinen direkten Gegenspieler vor, aber auch er wurde als zumeist letzter Mann oft überrannt und sah, wie seine Kollegen, resignierend zu, wie Handschuh, der beste Stürmer auf dem Platz, mit Weidmann, Haaga und manchmal auch Gress mit Hilfe biederster Mittel sechs Großchancen produzierten. Sie kamen deshalb zustande, weil die Außenstürmer Weidmann und Haaga bei den Ausflügen der Bewacher Jusufi und Schämer ihrer Abwehr vertrauten, an der Mittellinie stehen blieben und die abgefangenen Schämer-Jusufi-Attacken dank der Vorlagen von Gress und Larsson erwiderten und zwar wesentlich gefährlicher. Es war ja schließlich mehr Platz vorhanden.

Stunde lang durchaus an die Leistungen der vergangenen Spiele an. Hölzenbein, der beste Frankfurter Stürmer an diesem Tag, Nickel und Grabowski schüttelten zusammen mit dem des öfteren mitstürmenden Huberts in diesen 30 Minuten die harten, manndeckenden Schwaben ein ums andere Mal ab, den krönenden Abschluß fand jedoch keiner. Auch Lotz nicht, der während 67 Minuten fast nur die zahlenmäßige Funktion des elften Mannes erfüllte und dann, als Kraus hereinkam, auf die Reservebank mußte.

Die Frankfurter Angriffsflamme erlosch zum Zeitpunkt des zweiten Tores, das unerwartet kam und deshalb umso schmerzlicher traf. Handschuh hatte sich 20 Meter vor dem Tor im Dreikampf mit zwei Riederwäldern den Ball erkämpft,' ihn zu Weidmann geschubst, der mit festem Schlag Tilkowski keine Chance ließ. Von dieser 30. Minute an ging es bergab, weniger von den Spielanteilen als von der Moral betrachtet. Man merkte es zuerst den Stürmern an, daß sie keinen Sinn darin sahen, mit frischem Elan und glänzender Technik zu spielen, um letztlich doch zu verlieren. Lediglich Jusufi schuftete auch am Schluß noch wie einer, der vier Wochen lang in der Wüste einen Ball gesucht hat. Frisch waren zum Schluß natürlich noch die spät eingesetzten Kraus und Racky, der den verletzten Grabowski ablöste. Grabowski scheiterte an Menne, weil er den offenen Zweikampf nicht scheute. Er entschlüpfte seinem Bewacher etliche Male (Erich Ribbeck: „Der Menne war so unbeholfen, daß die Zuschauer über ihn gelacht haben"), stand auch dreimal frei vor dem Tor, wurde aber dann und wann rücksichtslos niedergestreckt und erhielt den K.o. in der 84. Minute. Trainer Ribbeck warf das Handtuch, und Menne fühlte sich als Sieger.

Tor gegen neun Eintrachtler

Rudi Gramlich bezeichnete schon das erste Tor in der 9. Minute als den Treffer, der der Siegesmoral ins Gesicht geschlagen hatte. Grabowski startete einen Flankenlauf und verlor dabei den rechten Schuh. Deshalb verlor er auch den Ball, und da Hölzenbein zu diesem Zeitpunkt gerade verletzt im Spielfeld lag, führten die Stuttgarter den Konterschlag gegen neun Frankfurter durch. Als Weidmann hierbei an der rechten Strafraumecke gefoult wurde, hatte Schiedsrichter Bonacker Gelegenheit, das Spiel zu unterbrechen. Er kümmerte sich jedoch nicht um Hölzenbein, der inzwischen auf dem Spielfeld verarztet wurde, sondern gestattete dem Franzosen Gress, den verhängten Freistoß rasch auszuführen. Handschuh stieß den Ball herrlich mit dem Kopf ins Tor. Die Eintracht hatte ihre tollste Möglichkeit In der 61. Minute. Nickel jagte einen Schuß von Schämerscher Qualität mit dem rechten Fuß — er läßt sich viele Chancen dadurch entgehen, well er sonst nur links abfeuert — an die Latte, Grabowski köpfte den Abpraller aus fünf Metern über das Tor.

„Uns fehlt im Sturm ein Mann, der Tore schießt", meinte Ribbeck. Wenn Nickel, Grabowski, Huberts oder Schämer aufs Tor ballern, kommen die Bälle zwar zum Teil wuchtig, aber die letzte Genauigkeit fehlt. Auch Stuttgart hat dies wieder gezeigt. Ein Spieler der Frankfurter Eintracht vereinigt die Schußeigenschaften in bester Weise: Walter Bechtold. Auf ihn wartet der Trainer. Und die Abwehr? „Die kriege ich schon hin, verlassen Sie sich darauf!" Grimmig und selbstbewußt ging er in die Kabine …

 

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