Eintracht Frankfurt - Juventus Turin

Messepokal 1968/1969 - 2. Runde, Rückspiel

1:0 n.V (0:0, 0:0)

Termin: 21.11.1968 im Waldstadion (Flutlichtspiel)
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Jaske (Jugoslawien)
Tore: 1:0 Walter Bechtold (120.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Juventus Turin

 


  • Roberto Anzolin
  • Sandro Salvadore
  • Gianluigi Roveta
  • Ernesto Castano
  • Giancarlo Bercellino
  • Gianfranco Leoncini
  • Gianfranco Zigoni
  • Romeo Benetti
  • Pietro Anastasi
  • Helmut Haller
  • Giampaolo Menichelli

 

Wechsel Wechsel
  • Pasetti für Bercellino (91.)
Trainer Trainer
  • Heriberto Herrera



Entscheidung in letzter Sekunde

Das Spiel zwischen der Frankfurter Eintracht und der Turiner Juventus, die zur Zeit auf dem dritten Platz der italienischen Tabelle steht, stand nach den 90 Minuten von Turin 0:0 und es stand nach weiteren 90 Minuten im Frankfurter Stadion 0:0. Als es in die Verlängerung ging, trug es den Stempel des 0:0 schon so deutlich auf dem Etikett, daß niemand mehr im Ernst daran glaubte, es könne jemals ein Tor fallen. Es war eine 0:0-Partie par excellence. Beide Mannschaften erschöpften ihre Kraft in sterilem Mittelfeldgestümper, dem jeder Zug ins Dynamische abging. Beide Torhüter wären bei nur etwas mehr Aufmerksamkeit ihrer Vorderleute überflüssig gewesen. Es kam nur zu Andeutungen von Chancen und kein einziger Trumpf auf beiden Seiten stach.

Bei Turin baute Haller nach der Pause ab und Anastasi verirrte sich von Anfang an hoffnungslos schon weit vor der Grenze, hinter der es hätte gefährlich werden können. Bei der Frankfurter Eintracht hatte Huberts seine besten Momente in der Abwehr, und wenn wirklich etwas halbwegs Vernünftiges passierte, dann waren die beiden Rekonvaleszenten Grabowski und Bechtold die Urheber, die jedoch zu kraftlos waren, um bei der Vollendung der von ihnen ausgelösten Angriffe wieder dabeizusein. Daß es hier immerhin darum ging, wer in das Achtelfinale des europäischen Messepokals einziehen würde, merkte man lediglich an den zahlreichen Fouls, vor denen besonders die Italiener nicht zurückschreckten. Aber auch die Eintracht war nicht zimperlich.

Die aufregendsten Szenen gab es noch in der Verlängerung, in der die Frankfurter oft mit allen Mannen stürmten. Aber jetzt mangelte es ihnen zu allem Überfluß auch noch am Glück. So mußte schließlich ein Zufallstreffer von Bechtold entscheiden, der wenige Sekunden vor Schluß bei einer Vorlage von Huberts blind zuschlug. Der hart geschossene Ball prallte von einem italienischen Abwehrspieler in die äußerste Ecke des von Anzolin gehüteten Tores.

Für Juventus Turin begann die Partie praktisch wie ein Heimspiel. Auf den Wogen der Juve-Juve- Rufe des Publikums, das zu einem hohen Prozentsatz aus Italienern bestand, starteten die Turiner offensiver als erwartet. Erstaunlich weit vorn lag vor allein der Aktionsradius von Haller, über den so ziemlich alles an Angriffen lief, was von Belang war. Haller sprühte denn auch vor Temperament und gab sich sichtlich Mühe, seinem Ruf gerecht zu werden. So kam es, daß Hölzenbein, der den blonden Italiener aus Augsburg bewachen sollte, zunächst kaum zu einer konstruktiven Aufgabe kam. Dafür machte sich Bellut um so selbstbewußter im Mittelfeld ans Werk und erzielte mit seinen schneidigen Einzelleistungen in der ersten Viertelstunde die tiefsten Einbrüche in die glänzend gestaffelte Abwehr der Italiener. Er und Grabowski bildeten die latente Gefahr für den Gegner, der die Überrumpelungsversuche der Frankfurter freilich mit erstaunlicher Souveränität überstand und von Minute zu Minute konsequenter zu dem ausgegorenen Konterspiel italienischer Prägung überging. Obwohl die Eintracht im Mittelfeld klare Vorteile hatte, sprangen die besseren Chancen für Juventus heraus und die Eintracht hatte Glück, daß die Stürmer aus dem Süden in der Torsekunde zweimal kläglich versagten. Auf der anderen Seite jedoch blieb die Torsekunde ganz aus.

Hoffnungen auf einen Treffer entstanden bei den Freunden der Eintracht nur dann, wenn der füllige jugoslawische Schiedsrichter eines der zahlreichen italienischen Fouls in der Nähe der Strafraumgrenze mit einem Freistoß ahndete. Die Schüsse von Schämer und Bechtold lagen jedoch weit daneben. Eine kurzfristige, aber intensive Belagerung des Eintracht-Tores hatte ihre Ursache in den Offensivgelüsten, von denen vor allem Salvadore befallen war, denn der Außenverteidiger erreichte am rechten Flügel zwei Einbrüche in den Frankfurter Strafraum, die weit bedrohlicher aussahen als die normalen, also die von den Stürmern geführten Angriffe. Zwischendurch kam die Eintracht unverhofft zu einer klaren Chance; nach einem Fehlschlag Castanos flog der Ball haargenau in die Laufrichtung von Huberts, doch der schaltete und startete zu spät, denn bis er losrannte, war Ansolin schon zur Stelle und hatte den Ball unter seinem Körper begraben.

Große Härten

Ein Freistoß von Grabowski, hart außerhalb des Strafraumes, nach einem Foul an Bechtold forderte von Anzolin die bis dahin stärkste Parade. Den mit Effet dem langen Eck zustrebenden Ball lenkte der Torwart mit den Fingerspitzen noch zur Ecke. Die Italiener ließen sich weiterhin bei allem, was sie anstellten, viel Zeit. Die Temperamente waren gekühlt, kaum ehe sie sich, was selten genug geschah, erhitzt hatten. Allmählich nahm auch die Härte zu. Bechtold und Wirth wurden am schwersten getroffen. Später humpelte auch Bellut. Eine Gegenattacke Lindners trat Haller, der schwer zu Boden gehen mußte.

Hölzenbein hatte sich von der Bewachung Hallers sporadisch gelöst und schickte u. a. einen der schärfsten Schüsse dieser zweiten Hälfte auf das Turiner Tor, der zu einem neuen Eckball führte. Aber mit Ecken war den langen Kerlen im Strafraum der Gäste kaum beizukommen. Die wachsende Hektik hatte nichts mit einer Niveausteigerung zu tun. Die Erhöhung des Tempos ging allein auf die Kappe der Eintracht, bei der sogar Dieter Lindner beim Stürmen half. Längst führte die Eintracht das Kommando und erspielte sich auch Chancen, während Juventus mit Fleiß den Eindruck verstärkte, daß ein 0:0 der Gipfel aller Wünsche sei. In der 75. Minute ging Bellut, und für ihn kam Abbe.

 

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