Eintracht Frankfurt - Schalke 04

Bundesliga 1968/1969 - 34. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 07.06.1969, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Günter Linn (Altendiez)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (74.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Schalke 04

 


  • Norbert Nigbur
  • Klaus Senger
  • Klaus Fichtel
  • Waldemar Slomiany
  • Hans-Jürgen Becher
  • Hans-Jürgen Wittkamp
  • Franz Hasil
  • Reinhard Libuda
  • Gerhard Neuser
  • Hermann Erlhoff
  • Manfred Pohlschmidt

 

Wechsel Wechsel
  • Herbert Lütkebohmert für Franz Hasil (46.)
  • Jürgen-Michael Galbierz für Hans-Jürgen Wittkamp (76.)
Trainer Trainer
  • Rudolf Gutendorf

 

 

Zum Abschluss ein Sieg

Der Saisonausklang erhielt seinen Reiz durch die Tatsache, daß die Schalker eine Woche später an gleicher Stelle mit den Münchner Bayern um den DFB-Pokal kämpfen werden. Die 0:1-Niederlage der Westdeutschen darf nicht zu Trugschlüssen verleiten, denn man sollte doch nicht vergessen, daß die „Königsblauen" in der ersten Hälfte eindrucksvoll marschierten, daß sie in punkto Torchancen und Eckenverhältnis den Frankfurtern immer um eine Nasenlänge voraus waren.

Erst als die Gastgeber das Tempo forcierten, bekamen sie die Schalker langsam, aber sicher in den Griff. Auf beiden Seiten konnten die Kombinationszüge nicht gerade imponieren. Das lag wohl daran, daß hier wie dort je eine Korsettstange fehlte: Libero Willi Huberts bei den Frankfurtern, Mittelfeldstratege Heinz van Haaren bei den Gelsenkirchenern. So überwogen auf beiden Seiten die Abwehrreihen. Dabei wirkte die Eintracht eine Spur sicherer durch Ausputzer Lindner und den Schämer-Ersatz Kraus, der Libuda nicht viel Freiheit ließ.

Schalkes Abwehr war eine Spur härter, wobei vor allem Senger manchen Freistoß riskieren mußte, um Grabowski, den trickreichsten Stürmer auf dem Platz, auch nur einigermaßen zu halten. Und selbst ein Klassemann wie Fichtel hatte alle Hände voll zu tun, um in letzter Sekunde die Gefahren zu bereinigen, die Nickel oder der aus der zweiten Reihe immer wieder nach vorn stürmende Hölzenbein heraufbeschworen. Als dem Mittelstürmer eine Viertelstunde vor Schluß mit vertracktem Schuß das Tor des Tages glückte, ließen die Gaste das Spiel laufen.

Tor

1:0 Nickel (74.); ein Paß von Kalb, den Nickel im Strafraum an dem sich werfenden Nigbur vorbei ins lange Eck spitzelte, wo der Ball von Innenpfosten ins Netz sprang.

Stimmen

Schalkes Trainerassistent Günter Diegel zog etwas ernüchtert das Resümee: „Es war kein berauschendes Spiel." Wobei er offensichtlich in erster Linie die eigenen Truppe meinte und bei seiner Kritik gleich beim Torhüter anfing und beim Sturm, mit Ausnahme von Neuser, aufhörte. Als Erklärung für den matten Ausklang führte er Klagen einiger Spieler wie Fichtel, Erlhoff und Neuser über den Witterungsumschwung an, der „die Beine so müde machte." Zum nächsten Samstag meinte Diegel etwas bekümmert: „Als einzige Verstärkung können wir auf van Haaren hoffen." Dann meditierte er weiter: „Aber das Hauptproblem bleibt: wen stellen wir gegen Müller? Den Fichtel wollen wir dafür nicht opfern, denn dann bleibt uns wieder eine Lücke offen. Aber wen sonst?"

Sein Frankfurter Kollege Ribbeck bedankte sich am Schluß der Saison vor den Journalisten für die Leistung seiner Spieler, die „zwar spät, aber immerhin rechtzeitig genug" zu einer Mannschaft zusammengewachsen seien. Und als Hinweis für die Statistiker: „Wir sind die einzige Mannschaft, die in dieser Saison keinen Elfmeter bekommen hat!" (Kicker)

 


 

Ohne Huberts, Schämer und Wirth

Viel wurde den 10.000 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion nicht mehr geboten. Es war Abschiedsstimmung. Schalke probte für das Pokalfinale eine Woche später an gleicher Stelle; aber nur Fichtel und Neuser schauten auch wie künftige Pokalsieger aus. Probleme für die Eintracht-Abwehr gab es 20 Minuten lang, dann kaum noch. Ihre Notmannschaft — ohne Huberts, Schämer und Wirth — hatte in Hölzenbein und Kalb die eindrucksvollsten Figuren. Sie strahlten allerdings auch nicht mehr loderndes Feuer aus. Nach vielen vergeblichen Versuchen glückte Bernd Nickel in der 74. Minute endlich das Tor zum Sieg, das die Eintracht zu guter Letzt noch auf den achten Platz in der Abschlußtabelle brachte.

Willi Huberts. Star des Teams, war nicht dabei. 33 Punktspiele hatte er für die Eintracht mitgemacht; beim 34. und letzten mußte er wegen Verletzung zuschauen. So ist nun Bernd Nickel, der Jüngste im Team, der einzige, der immer dabei war. Und bei ihm ballten sich euch die ersten Gefahren, die die Eintracht in ihrem letzten Spiele schuf.

Doch vorerst standen sie in bescheidenem Verhältnis zu denen der Schalker. Kunter reckte den Arm, als Libuda stahlhart schoß und boxte in die Lüfte, Neuser verzog in völlig freier Position, Pohlschmidt zielte nur knapp, und Hasil "scheiterte an Kunter. Es fehlte ja nicht nur Willi Huberts, es fehlte auch Lothar Schämer. Kraus mußte umziehen in die Abwehr, wo Lutz nach langer Pause wieder einmal Stellung bezogen hatte. Und zum erstenmal um Punkte stürmte in dieser Saison Heiko Racky mit. Also eine Eintracht-Elf mit Notbesetzungen.

Bei den Schalkern vermißte man van Haaren und Rausch weniger. Neuser saß am Schalthebel, Libuda stellte Kraus naturgemäß vor Probleme, auch Jusufi beherrschte Pohlschmidt nicht richtig, und so hatte Ausputzer Lindner seine Arbeit, mußte Peter Kunter hart zu packen. Es hagelte Ecken, sechs in 25 Minuten.

Bei der Eintracht aber herrschte nur quirliges Leben, wenn Kalb und besonders Hölzenbein nach vorn trabten. Hölzenbein setzte auch den ersten Schuß aufs kurze Eck, als Torwart Nigbur eine Flanke erwartete. Und er köpfte auch im Sechs-Meter-Raum, doch er hätte nicken müssen. Und er schoß auch direkt, anstatt den Ball anzuhalten, als Kalb eine bildschöne 40-Meter-Flanke in seine Anlaufbahn schickte.

Aber blaß blieb Jürgen Grabowski, blaß blieb Bellut, dem fast alle Bälle verrutschten, blaß blieb Nickel, der gut abgesperrt war — und mutig gegen sie wirkte Reservist Racky. Als er angeschlagen wurde, waren die Ränge ernstlich böse. Kurz später war auch Kraus in Behandlung, doch beide blieben auf dem Platz.

Strahlende Figur in der Schalker Abwehr war natürlich Klaus Fichtel, der die Eintracht-Stürmer magnetisch anzuziehen schien. An seinen Stiefelspitzen fing sich das meiste An Ecken glich die Eintracht aus, aber Tore gab es 45 Minuten lang nicht zu sehen.

Die Schalker kamen mit Lütkebomert für Hasil, holten später noch Galbierz für den verletzten Wittkamp, aber bewegter wurde das Spiel deswegen nicht. Doch Chancen eröffneten sich nun fast nur noch für die Eintracht. Kraus, der langsam mit Libuda gut zurecht kam, bombte aus spitzem Winkel drüber und forderte bei seinem schönsten Schuß Nigbur zu seiner besten Parade. Nickel vergab eine große Gelegenheit, als er aus acht Metern hoch übers Tor donnerte und Bechtold, der für den schwachen Bellut ins Spiel gekommen war (62. Min.) zog den Ball ganz knapp an einem leeren Tor vorbei.

Aber schließlich fiel das Tor zum Sieg doch noch. Kalb, immer nach aggressiv, schickte Nickel, der schoß, bedrängt — und an Nigburs Fingerspitzen vorbei kullerte der Ball ins lange Eck. Der Ausgleich hätte postwendend fallen können. Wittkamp stand plötzlich vor Kunter, der mit der Fußspitze rettete. Und als der Ball noch einmal auf das Tor kam, stand Hölzenbein auf der Linie.

Die Trainer-Meinung

Rudi Gutendorf (Schalke) war in München, um sich Pokalgegner Bayern anzusehen. Sein Vertreter Günter Diegel klagte: „Unsere Mannschaft zeigte zu wenig Einsatz. Vielleicht war es der Wetterumschwung, daß die Spieler müde waren. Vielleicht schonten sich einige auch schon für das Pokal-Endspiel."

Erich Ribbeck (Eintracht): „Unser Tor sah zwar etwas komisch aus, aber ähnliche Treffer mußten wir in dieser Saison nicht selten hinnehmen. Wir waren zweifellos um das eine Tor besser, und ich fand das Spiel auch gar nicht so schlecht. Unsere Reservisten Racky und Kraus haben mir gut gefallen. Ich freue mich über den achten Platz und über unseren guten Endspurt mit zwölf Punkten aus sieben Spielen. Noch etwas, was für die Eintracht spricht: „Wir sind die einzige Mannschaft der Bundes-liga, gegen die in dieser Saison kein Elfmeter verhängt wurde." (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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