Eintracht Frankfurt - FC Bari

Freundschaftsspiel 1969/1970

1:1 (1:0)

Termin: 20.05.1970 in Chicago
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Samardzic
Tore: 1:0 Horst Heese (22.), 1:1 Fara (74.)

 


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Eintracht Frankfurt FC Bari

 

 

 

  • Spalazzi
  • Pasquale Loseto (Platzverweis)
  • Mario Fara
  • Matteucci
  • Chiesa

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Carlo Matteucci

 

 

Jusufi verletzt ins Krankenhaus

1:1 der Eintracht gegen Bari • Hartes Spiel auf Amerika-Tournee

Zum 'zweiten Male innerhalb von zehn Tagen trennten sich FC Bari und Eintracht Frankfurt unentschieden; dem 0:0 von Montreal folgte jetzt ein 1:1 in Chikago. Vor 8000 Zuschauern ging Eintracht durch ein Tor von Heese (22.) in Führung, die Fara erst in der 74. Minute ausglich. Schiedsrichter Samardzic hatte ein schweres Amt bei dem recht hart geführten Treffen: kurz vor Schluß wurde der Italiener Loseto nach einem üblen Foul an Frankfurts Torwart Feghelm des Feldes verwiesen. Nach einem Zusammenprall mit Schlußmann Spalazzi schied der Eintrachtler Jusufi mit Verletzung aus; mit einer Augenverletzung und einer möglichen Knöchelfraktur wurde der Spieler ins Krankenhaus gebracht.

Die Eintracht spielte mit Feghelm; Jusufi, Trinklein, Huberts, Wirth, Kalb, Lindemann, Hölzenbein, Heese, Nickel, Wagner. ('Frankfurter Allgemeine' vom 22.05.1970)

 

 


 

 

Ohne Sitzplatz kein Zuschauer

Horst Heeses zweiter Brief aus Amerika ist eingetroffen. Er schildert die Erlebnisse der Spieler der Frankfurter Eintracht auf ihrer großen Amerika-Reise.

San Franzisko, die zweite Station unserer Amerika-Reise, bescherte uns wie schon in Montreal zahlreiche unvergeßliche Eindrücke. Schon am ersten Abend unseres Aufenthaltes unternahmen wir einen kleinen Stadtbummel, wobei wir es nicht versäumten, das Chinesenviertes zu besichtigen. Selbstverständlich fuhren wir auch mit der weltberühmten Straßenbahn, der „cable-car", was uns riesigen Spaß machte. Ein großes Erlebnis wurde für uns das erste Training in San Franzisko. Zu unserer großen Überraschung tauchte neben zahlreichen Zuschauern auch ein amerikanisches Fernseh-Team auf, das unser Training in allen Details filmte. Trotz aller Müdigkeit machten wir danach mit dem Bus eine Stadtrundfahrt, bei der wir weitere Sehenswürdigkeiten bestaunten. Es waren so viele neue Eindrücke, die in diesen Minuten auf uns einstürmten, daß ich nur einige davon schildern kann. Da war zum Beispiel die Fahrt über die Golden Gate Bridge, die Besichtigung des einst ausbruchsichersten Gefängnisses der Welt „Alcatrac", das nun die Indianer als Ansiedlung in Besitz genommen haben, ohne daß die Polizei sie von dort vertreiben kann. Unvergeßliche Eindrücke sammelten wir im Hippieviertel der Stadt bei den Blumenkindern, und am Ende des Trips stand die Besichtigung des Muir Woods National Monuments mit den umfangsstärksten und ältesten Bäumen der Welt.

Eine große Überraschung: erlebten wir am folgenden Tag bei der Besichtigung des Stadions, wo wir gegen Manchester United spielen sollten. Zunächst sah alles herrlich aus, und die Tatsache, daß kein einziger Stehplatz, sondern ausschließlich Sitzplätze zu entdecken waren, erläuterte uns ein deutsch-amerikanischer Begleiter mit den Worten: „Wenn die Amerikaner bei einem Fußballspiel noch stehen müßten, würde jedes Spiel vor leeren Kulisse stattfinden."

Weit mehr überrascht wurde ich von dem folgenden Ereignis: Als ich nichtsahnend über den Platz schlenderte, wurde ich plötzlich von dem Gelächter einiger Kameraden aufgerüttelt. Ihre Schreie wollten und wollten kein Ende nehmen, so daß ich schließlich schleunigst zu ihnen marschierte. Sie standen noch immer am selben Fleck und rührten sich nicht, nur das Gelächter, in das ich bald einstimmte, blieb. Ich traute meinen Augen nicht, denn mitten auf dem Fußballplatz war eine komplette Weitsprunganlage mit einer langgezogenen Anlaufbahn aus Asche und einer mit Sand hoch aufgefüllten Sprunggrube. Trotz dieser Widrigkeiten spielten wir am Abend vor 10.000 Zuschauern gegen Manchester United und mußten gegen die mit einem entfesselten George Best spielenden Engländer eine 1:2-Niederlage hinnehmen.

Am anderen Morgen wurden wieder die Koffer gepackt, und weiter ging es nach Los Angeles, der bisher schönsten Station dieser Reise. Wir hatten herrliches Wetter während dieser Tage, und so war es kein Wunder, daß die Sonnencreme sehr begehrt war. Besondere Freude hatten wir an dem Swimmingpool im Garten unseres Hotels, das für uns eine willkommene Abwechslung war. Den Höhepunkt des Aufenthaltes in Los Angeles war schließlich der Besuch des Disneylandes und des Sunset Boulevards in Hollywood, denn selbst die alten Reise-Hasen konnten ihre Begeisterung nicht verbergen. Sehr eigentümlich verlief unser Training: wir trainierten in einem gegenüber dem Hotel liegenden Park, denn die bei uns üblichen Schilder „Rasen betreten verboten" gibt es hier nicht.

Unser zweites Spiel gegen Manchester United trugen wir vor 13.000 Zuschauern im Olympia-Stadion von Los Angeles aus. Der Held des Tages war Bernd Nickel, der gegen George Best eine Bombenpartie lieferte und ihn nicht nur völlig abmeldete, sondern auch noch bester Stürmer auf dem Feld war. Doch auch diese herrlichen Tage gingen vorüber, und nächstes Ziel war Chicago, wo es uns bisher noch nicht so richtig gefällt. Unser Spiel gegen Bari endete 1:1, wobei wir allerdings durch die Verletzung von Jusufi einen harten Schlag einstecken mußten. Doch schon bald geht es wieder weiter, und wir freuen uns jetzt schon auf den Aufenthalt in New York, von wo ich auch meinen nächsten Brief schicken werde. Bis dahin viele Grüße Ihr Horst Heese. ('Frankfurter Rundschau' vom 25.05.1970)

 

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