Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1970/1971 - 29. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Sa 01.05.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Franz Wengenmeyer (München)
Tore: 1:0 Peter Reichel (45.)

 

 

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Gerhard Heinze
  • Willi Entenmann
  • Hans Arnold
  • Reinhold Zech
  • Hans Eisele
  • Manfred Weidmann
  • Jan Olsson
  • Hartmut Weiß
  • Herbert Höbusch
  • Horst Haug
  • Karl-Heinz Handschuh

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer



"Das schwächste Spiel der Saison"

Engagierte Eintracht-Anhänger waren einem Herzinfarkt nahe. Nicht deshalb, weil die Partie gegen den VfB Stuttgart so aufregend, sondern weil sie so schlecht war. Vor lauter Nervosität brachten die Riederwälder einfach nichts zustande. Daß die Punkte am Ende dennoch im Lande blieben, war lediglich dem totalen Versagen der im Mittelfeld weitgehend überlegenen Schwaben im gegnerischen Strafraum zu danken — und jenem Glückstreffer, den Außenverteidiger Reichel wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff erzielte.

Die Gäste begannen nach jenem Rezept, das Trainer Zebec für Auswärtsspiele zurechtgeschneidert hat: Spiel verzögern, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Aber auch in dieser ersten Hälfte zeigte sich, wie schwach die Frankfurter Abwehr (immer noch ohne Lutz) auch an diesem Tage war. Gingen die Schwaben einmal vor, dann zerschnitten sie die Eintracht-Deckung wie ein Messer die Butter. Aber mit dem Abschluß haperte es halt. Es haperte noch mehr nach der Pause, als der VfB nach dem überraschenden Frankfurter Führungstreffer nun angreifen mußte.

Jetzt gehörte das Mittelfeld völlig den Gästen. Vor dem Kasten der Riederwälder aber bot sich das gleiche Bild. Oft nur stolpernd und stürzend brachten die manchmal hilflos wirkenden Gastgeber das Leder immer noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone, so daß Torhüter Kunter außer ein paar Weitschüssen weniger hart geprüft wurde als sein Gegenüber Heinze, der bei Grabowski-Schüssen und einem Fallrückzieher von Nickel großartig reagierte. Fazit: Ein glücklicher Eintracht-Sieg nach dem schwächsten Spiel der Saison. Übrigens: Warum mußte dieses für die Eintracht so wichtige Süd-Derby von einem süddeutschen Schiedsrichter gepfiffen werden? (Kicker)

 

Strohhalm Heimspiele

Rette sich, wer kann! Die Frankfurter Eintracht tut's. Sie klammert sich in letzter Hoffnung auf den Klassenerhalt an den Strohhalm Heimspiele. Diesmal war es der VfB Stuttgart, der es mit dem bis zum Hals im „Abstiegsdreck" steckenden Gegner zu tun bekam. Das Ergebnis: 1:0 (1:0) vor 28.000 Zuschauern für Eintracht Frankfurt. "Jetzt habe ich langsam den Eindruck", sagte Eintracht-Trainer Ribbeck, „der Tanz wird erst am letzten Spieltag entschieden."

„Wir müssen zu Hause alles klarmachen. Wir müssen alle Heimspiele gewinnen." Diesen Satz spricht Ribbeck wie im Schlaf. So auch diesmal. Der Satz gewinnt an Bedeutung, denn die Heimspiele werden immer weniger. Der VfB Stuttgart war die Nr. 4. Drei Treffen stehen noch aus: Gegen Borussia Dortmund, RW Essen und Borussia Mönchengladbach. „Und die sind alle dick genug", beurteilte Ribbeck die Qualität der Kontrahenten.

Der VfB Stuttgart schien vor dem Anpfiff der leichteste der Brocken, durch die Statistik wurden die Optimisten noch hoffnungsvoller gestimmt. Seit dem 26. Januar 1966 hatten die Schwaben in Frankfurt kein Tor mehr geschossen. Ab der vierten Bundesligasaison lauteten die Eintracht-Heimerfolge: 4:0, 4:0, 3:0, 4:0. Doch in keiner Saison saß der Einbracht so sehr die Faust des Gewinnenmüssens im Nacken. Wie sehr solch eine Lage an den Nerven zehrt, bewiesen die 'ersten Minuten. 28.000 Zuschauer waren die Zeugen: Der VfB Stuttgart übernahm das Kommando. 20 Minuten lang. In der 17. Minute hatte Weiß die erste Torchance, doch wurde er von Wirth in letzter Sekunde gebremst.

Nur langsam schwamm sich die Eintracht dann frei. Freilich ohne „kräftige Züge". Man spielte zu planlos, zu ideenlos und — war immer noch nervös. Grabowski schuftete zwar viel, doch er übertrieb seine Dribblings. Horst Heese spielte nicht wie vorgesehen Mittelstürmer, er kümmerte sich mehr um Horst Haug, der in der Rolle der „zweiten Spitze" fungierte.

Mit kleinen Zügen schwamm sich die Eintracht also frei. Und 15 Sekunden vor der Paus kam der erlösende, erste kräftige Stoß: Papies setzte Peter Reichel so geschickt ein, daß dieser ohne größere Anstrengung das 1:0 erzielte. Trainer Ribbeck: „Mensch, war das wichtig." Jürgen Grabowski lieferte die Begründung für die Nervosität: „Jeder will alles besonders gut machen, bei diesen sogenannten Schicksalsspielen. Da läuft meistens nichts zusammen." Der Nationalspieler erhielt Unterstützung von Jürgen Friedrich, dem Kapitän des 1. FC Kaiserslautern, der auf der Tribüne saß: „Das ist doch typisch. Ich kenne das. Da sitzt einem die Angst im Nacken."

Trotz der Beruhigungsrede von Trainer Ribbeck zur Pause, saß die Angst in den zweiten 45 Minuten bei seinen Schützlingen weiterhin. Man wurde zwar etwas ruhiger, System und Linie ließen allerdings zu wünschen übrig. Auch der Kampfstil war nicht gerade besonders freundlich. Hessen und Schwaben beharkten sich, was man schlicht und einfach ruppig nennt. Und war diese Gangart einmal vergessen, hatte die Eintracht das Stuttgarter Bollwerk einmal durchbrochen, dann scheiterte sie an Torhüter Gerhard Heinze. So fischte er in der 49. Minute eine gefährliche Grabowski-Flanke. Stand vier Minuten später goldrichtig, als Grabowski schoß.

Die Stuttgarter verlegten sich mehr und mehr aufs Kontern. Und darin waren sie gefährlich: 60. Minute: Linksaußen Handschuh bricht in den Strafraum ein, Torhüter Dr. Kunter eilt aus seinem Kasten und rettet. Zwar mit einer Hand, doch die zweite zu benutzen, dafür hatte er keine Zeit. Das Kontern zermürbte den Hausherrn. Ab der 65. Minute sah sich die Eintracht in die Defensive gedrängt. In der 70. Minute schien der Ausgleich perfekt. Ein Kopfball von Weidmann landete im Netz. Doch Schiedsrichter Wengenmayer (München) „rettete" die Eintracht. Er pfiff Abseits, zu Recht.

 

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