Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1971/1972 - 1. Spieltag

5:1 (1:0)

Termin: Sa 14.08.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Hans-Joachim Weyland (Oberhausen)
Tore: 1:0 Uwe Seeler (15.), 1:1 Bernd Hölzenbein (52.), 2:1 Ole Björnmose (58.), 3:1 Uwe Seeler (68.), 4:1 Peter Nogly (72.), 5:1 Klaus Zaczyk (77.)

 

>> Spielbericht <<

Hamburger SV Eintracht Frankfurt

  • Arkoc Özcan
  • Helmut Sandmann
  • Hans-Jürgen Hellfritz
  • Willi Schulz
  • Hans-Jürgen Ripp
  • Uwe Seeler
  • Klaus Zaczyk
  • Georg Volkert
  • Peter Nogly
  • Franz-Josef Hönig
  • Ole Björnmose

 


 

Wechsel
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Trainer
  • Klaus-Dieter Ochs
Trainer

 

Ersatzgeschwächte Adler gehen an der Waterkant unter

Den Saisonauftakt hat sich die Frankfurter Eintracht sicher anders vorgestellt. Holte man am ersten Spieltag der Saison 70/71 im heimischen Waldstadion noch ein für den HSV schmeichelhaftes 0:0, geht man diesmal im Volksparkstadion sang- und klanglos unter.

Dabei hat sich die Eintracht - nachdem in der letzten Saison der Klassenerhalt erst am letzten Spieltag unter Dach und Fach gebracht werden konnte - in der Sommerpause im Angriff mit namhaften Spielern verstärkt: Vom 1. FC Köln kommt der Österreicher Thomas Parits und aus der Türkei der 23-jährige Nationalspieler Ender Konca zu den Adlerträgern.

Mit Konca bei der Eintracht und Keeper Özcan beim HSV stehen erstmals seit Einführung der Bundesliga zwei Türken gleichzeitig auf dem Rasen der Eliteliga. Das Interesse an dieser Petitesse stößt beim Hamburger Torhüter auf Verwunderung. "Wir haben auch in unserer Heimat noch nicht gemeinsam auf dem Platz gestanden, schließlich ist Ender acht Jahre jünger und spielte noch in der Jugend als ich nach Österreich ging", erklärt Özcan kopfschüttelnd.

Auch die Eintracht hat in der Tat andere Probleme. Den größten Kummer bereitet gegen den HSV erwartungsgemäß nicht der Sturm sondern die Abwehr. Den Ausfall von Lutz und Schämer (Viruserkrankung) sowie Heese (Knieverletzung) verkraften die Frankfurter nicht, zumal auch Wirth nur als Austauschspieler eingesetzt werden kann.


Uwe Seeler kurz vor dem 1:0

Den Torreigen eröffnet "Uns Uwe", der seine letzte Bundesligasaison spielt, bereits in der 15. Minute. Aus 8 Metern Entfernung trifft er ins Eintrachttor, der Ball wurde von Hölzenbein noch leicht abgefälscht. Die Eintracht erholt sich jedoch von diesem Schock und hält das Spiel bis zum Pausenpfiff offen.

Kurz nach dem Wiederanpfiff hat der nun stärker werdende Juniorennationalspieler Peter Nogly das 2:0 auf dem Fuß, trifft jedoch nur den Frankfurter Pfosten. Auf der Gegenseite zeigt sich Jürgen Grabowski von dieser neuerlichen Schrecksekunde für die Adler unbeeindruckt. In seiner unwiderstehlichen Art lässt Grabi zuerst Ripp und dann den Nationalverteidiger Willi Schulz stehen wie Slalomstangen. Grabis Schuss landet zwar - ebenso wie Noglys Versuch vorher - am Pfosten, doch den Abpraller verwertet Bernd Hölzenbein aus knapp 18 Metern zum Ausgleich für die Eintracht in der 52. Minute.

Der Frankfurter Jubel währt indes nur kurz, denn schon sechs Minuten später bringt Ole Björnmose den HSV wieder in Führung. Hatte der Däne noch vor dem Spiel darauf hingewiesen, dass er Mittelfeldspieler, aber kein Rechtsaußen sei, widerspricht er im Spiel seiner eigenen Behauptung mit einer überragenden Vorstellung auf dem rechten Flügel, die er aus kurzer Entfernung mit dem Tor zum 2:1 krönt – auf Kopfballvorlage von Uwe Seeler. Seeler ist es dann vorbehalten, in der 68. Minute mit seinem zweiten Treffer zum 3:1 für die endgültige Entscheidung zu sorgen – volley auf Vorlage von Björnmose. Die beiden harmonieren prächtig.


Das 5:1 duch Zaczyk

Der Versuch von Eintracht-Trainer Ribbeck, der Abwehr mit der Hereinnahme von Wirth für den erfolglosen Stürmer Konca mehr Stabilität zu verleihen, glückt nicht. Eine Minute nach der Einwechslung von Wirth erhöht Nogly vor dem Fünfmeterraum stehend auf 4:1. Ribbeck tauscht daraufhin in der 74. Minute den überforderten Aust gegen Ungewitter aus, doch auch dieser Maßnahme ist gegen die konditionsstarken Hanseaten kein Erfolg beschieden. Nur drei Minuten später trifft Klaus Zaczyk auf erneute Vorarbeit von Seeler per Fallrückzieher zum 5:1-Endstand. Dr. Kunter im Eintrachttor verhindert mit seiner vorzüglichen Leistung eine durchaus mögliche höhere Frankfurter Niederlage.

Nicht auszudenken, wenn neben dem spritzigen Björnmose und dem treffsicheren Seeler auch noch Charly Dörfel für den HSV hätte auflaufen können. Der ungefährliche Georg Volkert kann Dörfel auf dem linken Flügel zum Glück für die Eintracht nicht ersetzen, obwohl Volkert durch einige schöne Vorlagen auffällt.

Die Eintracht hat ihre stärksten Kräfte in Bernd Hölzenbein und Torhüter Dr. Kunter. Reichel weiß in der überforderten Eintracht-Abwehr noch am ehesten zu überzeugen, ebenso wie Kalb und Nickel im Mittelfeld. Im Frankfurter Sturm fällt dagegen Ender Konca bei seiner Bundesligapremiere im Vergleich mit dem anderen Neuzugang, dem beweglichen Parits sowie dem dribbelstarken Grabowski deutlich ab. Die Leistung des türkischen Stürmers lässt zumindest an diesem ersten Spieltag nicht erahnen, warum sich Grabowski für die Verpflichtung von Konca so stark gemacht hat. Von der Leistung in den Länderspielen gegen die DFB-Auswahl ist Konca jedenfalls weit entfernt.


Trinklein kann Seeler nicht stoppen

"Da kann man wieder einmal sehen, was die Erfahrung von Uwe Seeler ausmacht", erklärt Ribbeck nach der derben Niederlage für seine Elf. "Mit Uwe zusammenzuspielen, das ist ein Gedicht", freut sich auf der Gegenseite Björnmose, "und bei etwas Glück hätte Uwe noch zwei Tore mehr schießen können." HSV-Trainer Ochs sieht dennoch keinen Grund für übertriebene Begeisterung: "Wir wollen auf der Erde bleiben und der Sieg gegen Frankfurt nicht überbewerten. Dazu waren die Frankfurter in der zweiten Halbzeit zu schwach." "Was soll ich nur machen?" stöhnt Ribbeck um Nachsicht suchend: "Mit Schämer, Lutz und Heese fehlten mir drei Stammspieler in der Abwehr. Das kann nicht gut gehen."

Der HSV setzt sich mit diesem klaren Erfolg zusammen mit Schalke 04 an die Tabellenspitze, während sich die Eintracht mit Hannover 96 die rote Laterne teilen muss. Ribbeck ist wenig begeistert und sieht den Druck bereits nach dem 1. Spieltag steigen: "Jetzt geht die Zitterei schon wieder los. Wenn wir gegen Köln nicht gewinnen, dann müssen wir – wie gehabt – den anderen nachlaufen. Furchtbar." (rs)

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