1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1977/1978 - 31. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: Sa 01.04.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 42.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (69.)

 

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1. FC Köln Eintracht Frankfurt

  • Harald Schumacher
  • Harald Konopka
  • Roland Gerber
  • Gerhard Strack
  • Herbert Hein
  • Dieter Müller
  • Bernhard Cullmann
  • Roger van Gool
  • Heinz Flohe
  • Herbert Neumann
  • Yasuhiko Okudera

 


 

Wechsel
  • Holger Willmer für Yasuhiko Okudera (78.)
  • Heinz Simmet für Herbert Neumann (79.)
Wechsel
Trainer
  • Hennes Weisweiler
Trainer

 

Sieg beim Tabellenführer

Toller Eintracht-Coup in Köln: Ausgerechnet beim Tabellenführer 1. FC Köln riß die Negativbilanz der Frankfurter Eintracht in Auswärtsspielen. Mit einem hochverdienten 1:0 (0:0) machten die Frankfurter nicht nur den Kampf um den Titel wieder spannend, sondern erhielten sich auch selbst die Chance für den UEFA-Pokal. Zu verdanken hat es die Mannschaft einer geschlossenen Leistung, in der mit Torhüter Jupp Koitka, Nationalspieler Bernd Hölzenbein, Regisseur Jürgen Grabowski und Libero Willi Neuberger gleich vier überragende Spieler standen. Doch auch die anderen, allen voran vor der Pause Norbert Nachtweih, wuchsen über sich selbst hinaus und ließen die Kölner mit Dauer des Spiels immer nervöser werden und schließlich resignieren. Das „goldene" Tor erzielte Bernd Hölzenbein in der 69. Minute. Zuvor hatte er bereits den Pfosten getroffen, danach gegen die Latte geschossen. Beim 1. FC Köln enttäuschten besonders die Nationalspieler Heinz Flohe und Herbert Neumann im Mittelfeld, sowie Dieter Müller in der Spitze, dem gegen Krobbach nur zwei gefährliche Kopfbälle gelangen.

Zuerst kam die Ehrung, dann der Ehrgeiz. Für sein 400. Bundesligaspiel für den 1. FC Köln erhielt Nationalspieler Bernd Cullmann vor dem Anpfiff ebenso Blumen wie Dieter Müller für seinen 24. Geburtstag.

Und dann ging's zur Sache. Die Eintracht zeigte im herrlichen Müngersdorfer Stadion von Anfang an, daß sie nicht gewillt war, gegen den Tabellenführer die Punkte kampflos abzuliefern. Verbissen stemmte sich die Mannschaft gegen die Feldüberlegenheit der Kölner, bevor sie nach etwa zwanzig Minuten selbst besser ins Spiel kam. Bis dahin hatte allerdings Torhüter Jupp Koitka einen Rückstand verhindert. Zwei gefährliche Kopfbälle von Dieter Müller und Bernd Cullmann wurden unter dem Stöhnen des Publikums eine Beute des glänzend reagierenden Eintracht-Torhüters.

Wie überhaupt die Gefahr für die Eintracht im „Luftraum" bestand. Dettmar Cramer hatte dies bereits vorher einkalkuliert und bei Eckbällen Wolfgang Kraus als „Prellbock" abgestellt. Neun Meter vor dem Schützen fing Kraus so vor der Pause gleich drei Eckbälle ab. Auch die zweite taktische Maßnahme mit dem „Scheppen" ging voll auf. Er sollte dann in die Abwehr zurückfallen, wenn Willi Neuberger in die Offensive ging.

Und mit dieser Masche erspielte sich die Eintracht auch ihre ersten Möglichkeiten. In der 22. Minute erlief sich Willi Neuberger einen genauen Paß und verfehlte das Tor von Schumacher nur ganz knapp. Und als hätte diese Chance das in den letzten Wochen so vermißte Selbstbewußtsein mit einem Schlag wieder zurückgebracht, wurde die Eintracht nun gleichwertig, spieltechnisch sogar überlegen.

Pech, daß in der 23. Minute ein Tor von Wenzel nicht gegeben wurde. Helmut Müllers Flanke soll aus dem Seitenaus gekommen sein. Aber auch auf der Gegenseite wurde ein Treffer aberkannt. Van Gool hatte freistehend, anstatt selbst zu schießen, noch einmal in die Mitte zu Okudera gepaßt, und der stand beim Torschuß dann klar im Abseits.

Aber bleiben wir bei den nun häufigeren Eintracht-Möglichkeiten. Auf der linken Kölner Abwehrseite, wo Hein für den verletzten Zimmermann verteidigte, setzten sich die Frankfurter immer besser in Szene. Ein Verdienst des hervorragend aufspielenden Norbert Nachtweih. In der 32. Minute verlängerte Nachtweih eine Flanke von Neuberger zum freistehenden Hölzenbein, doch der traf mit einem geschickten Drehschuß nur den Pfosten. Das hätte das 1:0 für die Eintracht sein müssen.

Wie verbissen die Frankfurter kämpften, zeigen zwei Beispiele: 29. Minute: Heinz Flohe foult Jürgen Grabowski. Der wirft den Ball wütend nach dem Kölner, und Flohe knallt im Gegenschlag den Ball in Richtung Grabowski. Die Quittung durch Schiedsrichter Roth: beide sahen Gelb. Und 36. Minute: Dieter Müller köpft einen Flohe-Eckball aufs Tor, doch Eintracht-Stürmer Bernd Hölzenbein klärt auf der Torlinie

Wer ist hier eigentlich Tabellenführer, fragten sich die 41.000 Zuschauer in Köln, als die Eintracht auch nach dem Wechsel ihr nun schon souveränes Spiel fortsetzte. Schon in der 46. Minute mußten die Kölner froh sein, nicht in Rückstand zu geraten. Grabowski setzte sich gegen Gerber durch, wurde dann aber von Strack festgehalten. Doch Schiedsrichter Roth gab den fälligen Elfmeter nicht und ließ das Spiel weiterlaufen. Wie spannend die Partie nun wurde, zeigt die nächste Szene. Postwendend flankte Konopka genau auf den Kopf von Dieter Müller, doch dessen Kopfball ging ans Außennetz.

Danach nahm die Eintracht die Partie immer klarer in die Hand. Bernd Nickel hatte eine Chance, Jürgen Grabowski ebenfalls, und der enttäuschende Rüdiger Wenzel auch. Doch jedesmal gingen die Schüsse knapp an Schumachers Tor vorbei. Je länger das Spiel dauerte, um so besser wurde Bernd Hölzenbein. Er hatte nun den Platz, den er benötigte, und zeigte Hein ein ums andere Mal die Hacken. Endlich, nach langen Wochen, zeigte Hölzenbein wieder Länderspielform, und das als Sturmspitze und vier Tage vor dem Länderspiel gegen Brasilien.

Aber auch das Eintracht-Mittelfeld mit Nachtweih, Kraus, Grabowski und Nickel war seinen prominenten Gegenübern Herbert Neumann und Heinz Flohe weit überlegen. Die größte Enttäuschung war sicherlich die Leistung von Neumann, der lediglich mit Fehlpässen auffiel und in dieser Form wohl schwer den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen wird.

Die Entscheidung in diesem Schlagabtausch fiel in der 69. Minute, als Bernd Hölzenbein aus kurzer Distanz an Schumacher vorbei einschoß. Die Vorarbeit hatten Bernd Nickel und Jürgen Grabowski geleistet, nachdem Rüdiger Wenzel den Ball zunächst verstolpert hatte.

Daß der Sieg verdient war, bewies die Eintracht in der Schlußphase, als sie den Kölnern auch läuferisch überlegen schien und als Bernd Hölzenbein mit einem kapitalen 20-Meter-Freistoß nur die Querlatte traf.


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