Eintracht Frankfurt - Gremio Porto Alegre

Freundschaftsspiel 1984/1985

1:1 (1:0)

Termin: 08.08.1984
Zuschauer: 4.600
Schiedsrichter: Föckler (Weisenheim)
Tore: 1:0 Uwe Müller (38.), 1:1 Gullherme (54.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Gremio Porto Alegre

 


  • Marcos
  • Cafemiro
  • Baidek
  • Cesar
  • China
  • de Leon
  • Renato
  • Oswaldo
  • Gullherme
  • Carlos
  • Tarciso

 

Wechsel Wechsel
  • Bonamigo für Oswaldo (65.)
  • Beto für Gullherme (79.)
Trainer Trainer
  • Carlos Benevenuto Froner

 

 

Kein Interesse an großen Namen

Nach dem Tingeln über die Dörfer ist dieses Spiel der erste wirkliche Härtetest für die Eintracht der Saison 84/85 und zugleich das erste Auftreten vor heimischem Publikum. Wirklich zu interessieren scheint dieses Spiel aber kaum jemanden: War im Vorfeld von erwarteten 20.000 Zuschauern zu lesen und hoffte Spielvermittler Willi Konrad auf mindestens 7.000, sind es im Stadion letztlich gerade einmal 4.600 Besucher, die sich das Spiel der Eintracht gegen den aktuellen Weltpokalsieger zu Gemüte führen wollen. Und das, obwohl der frisch inthronisierte Geschäftsführer der Frankfurter Eintracht, Peter Röder, großspurig angekündigt hatte, es handele sich um ein "... großes und ganz wichtiges Spiel für unsere jungen Leute, das jeden olympischen Wettbewerb an diesem Abend in den Schatten stellt."

Tatsächlich scheinen die Rahmenbedingungen für einen großen Fußballabend nahezu perfekt. Im Kader der Brasilianer stehen rund ein halbes Dutzend aktueller brasilianischer Nationalspieler. Zudem ist es das erste Auftreten der Südamerikaner in Deutschland im Rahmen ihrer Europatournee, der noch Gastspiele beim deutschen Meister VfB Stuttgart am Freitag und sechs Tage später beim Pokalsieger Bayern München folgen sollen.

Zu sehen bekommen die wenigen Besucher allerdings eher Hausmannskost. Porto Alegre präsentiert in Frankfurt den Titel, aber nicht die Spielzüge eines Weltpokalsiegers. Ehe die technisch brillanten Südländer ihre erste faszinierende Kombination mit einem Kopfball von Tarciso abschließen, den Jürgen Pahl noch mit den Fingerspitzen erwischt, ist fast eine halbe. Stunde guter Eintracht-Präsentation vorüber. In die Nähe des Tores von Marcos kommen die jungen Frankfurter freilich nur selten. Denn die Brasilianer verstellen ihr Hinterland nach altbewährtem Muster: vier Mann auf einer Linie. Und als Svensson in der 11. Minute einmal davoneilt, hält ihn der Baidek fest und kassierte dafür die Gelbe Karte.

Ingesamt sind die Brasilianer in dieser ersten Hälfte das bessere Team, können ihre Torchancen aber nicht nutzen. Aber auch die Eintracht - mit Kroth als Libero, Svensson im Mittelfeld und einem stark offensiven Trieb - glänzt sie mit vielen guten Einfällen, wenn auch einige Steilvorlagen von Mohr regelrecht verrutschen. Dennoch erscheint es durchaus logisch, als in der 38. Minute Falkenmayer eine Vorlage durch die Viererkette zu Müller zirkelt, dieser einen Moment des Zögerns der Brasilianer ausnutzt, auch noch Torwart Marcos austrickst und das Führungstor erzielt.

Nach Wiederbeginn hält die gute Vorstellung der Eintracht an, obwohl Porto Alegre jetzt mehr Proben seiner Fußballkunst zeigt. Zunächst haben die Gastgeber durch Mohr zwar die große Chance zum 2:0, doch dann fällt in der 54. Minute der Ausgleich durch einen Kopfball von Guilherme, nach dem Renato Falkenmayer ausgespielt hatte. Dass die Gäste am Ende mit einem blauen Auge davonkommen, verdanken sie in erster Linie der Unentschlossenheit der Eintracht-Spitzen, denen sich zur Pause mit Bodo Mattern sogar ein dritter Angreifer hinzugesellt hatte. Doch die Offensivabteilung ist nicht in der Lage, die schnörkellose und direkte Spielweise des Mittelfelds mit Falkenmayer, Kraaz und Berthold in Tore umzumünzen.

Die Bewertung der Partie fällt letztlich recht eindeutig aus. Karl-Heinz Körbel bringt es auf den Punkt: "Ich hatte von dem Weltpokalsieger mehr erwartet." Zufrieden sind auch die Brasilianer nach dem zweiten Auftritt ihrer Europatournee nicht, doch geschickt lenkt Trainer Froner mit Komplimenten für die Eintracht von den eigenen Schwächen ab: "Das ist eine junge, kraftvolle und sehr diszipliniert spielende Mannschaft." Ausführlicher fällt die Analyse von Eintracht-Trainer Dietrich Weise aus: "Ich hatte mir den Verlauf fast genau so vorgestellt. Wir wollten nicht abfallen, uns gut gegen die überlegene Technik der Brasilianer zur Wehr setzen, und das ist uns gelungen. Nicht gefallen hat mir, dass wir in der ersten Halbzeit brasilianisch mitspielen wollten. Dafür fehlt uns der Feinschliff." (fgo)

 

 

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