VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1984/1985 - 1. Spieltag

3:3 (1:2)

Termin: Fr 24.08.1984, 20:00 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Schiedsrichter: Heinz Werner (Auersmacher)
Tore: 1:0 Klaus Fischer (1.), 1:1 Martin Trieb (22.), 1:2 Martin Trieb (29.), 2:2 Frank Schulz (48.), 3:2 Klaus Fischer (63.), 3:3 Armin Kraaz (72.)

 

 

>> Spielbericht <<

VfL Bochum Eintracht Frankfurt

  • Ralf Zumdick
  • Ivan Zugcic
  • Heinz Knüwe
  • Lothar Woelk
  • Ingo Pickenäcker
  • Martin Kree
  • Siegfried Bönighausen
  • Michael Lameck
  • Frank Schulz
  • Klaus Fischer
  • Stefan Kuntz

 


 

Wechsel
  • Florian Gothe für Michael Lameck (46.)
  • Toni Schreier für Stefan Kuntz (85.)
Wechsel
Trainer
  • Rolf Schafstall
Trainer

 

 

Unlogischer Fußball

Die Eintracht startet in die neue Saison, doch neu sind im Grunde nur die Trikots, die jetzt den Schriftzug des aktuellen Werbepartners „Portas“ tragen. Mit spektakulären Neuverpflichtungen kann die Eintracht nicht dienen. Zurzeit bemüht sie sich beim polnischen Fußballverband, um die Freigabe des 24-jährigen Abwehrspielers Boguslaw Kwiecien, der sich vor zwei Monaten aus Polen abgesetzt hat, bei der Eintracht mittrainierte und zwischenzeitlich einen Zweijahresvertrag erhalten hat. Kwiecien ist der einzige Neuzugang, der nicht aus dem eigenen Nachwuchs kommt. Dagegen gehört neben Torwart Joachim Jüriens und Verteidiger Uwe Schreml auch Offensivspieler Ronald Borchers nicht mehr dem Kader an. Trainer Dietrich Weise plant nicht mehr mit dem Eigengewächs der Eintracht, dass noch vor drei Jahren, als ihn der HSV-Trainer Happel verpflichten wollte, als unverkäuflich galt und dessen Vertrag zum 30.6. ausgelaufen ist. Von diesem Abgang ist auch der neue Trikotsponsor überrascht, der sich ausgerechnet Borchers als 'Fotomodell' für die Präsentation des neuen Trikots ausgesucht hat.

An Borchers’ 27. Geburtstag zerschlägt sich dann auch noch die Hoffnung des ehemaligen Nationalspielers, zu Borussia Dortmund wechseln zu können. Obwohl die Eintracht die Ablöseforderung von anfänglich einer Million auf 600.000 DM reduziert haben soll, sind die Westfalen nur an einem Tauschgeschäft interessiert. Ralf Loose, der unter Dietrich Weise 1981 U-20-Weltmeister wurde, soll nach den Vorstellungen des früheren Eintracht-Co-Trainers und aktuellen BVB-Managers Tippenhauer für Borchers an den Main wechseln. „Ein Tausch Loose / Borchers wäre für uns doch kein Geschäft gewesen, weil wir dann wieder einen mehr auf der Gehaltsliste gehabt hätten“, erläutert Präsident Gramlich die ablehnende Haltung der Eintracht.

Neben Borchers stehen auch die Verteidiger Uwe Schreml und Michael Sziedat nicht mehr im Kader. „Icke“, der am Training unter Weise keinen rechten Spaß mehr fand, ist nach Berlin zu Hertha BSC zurückgekehrt, Schreml ist wie Mike Kahlhofen beim KSV Hessen Kassel gelandet. Günter Eymold steht nun beim VfL Osnabrück unter Vertrag und Torwart Joachim Jüriens ist zum SSV Ulm 1846 abgewandert, Trainer Weise setzt als Ersatzkeeper auf Hansi Gundelach, einem weiteren Talent aus den eigenen Reihen.

Stürmer Jan Svensson hat der Trainer eine neue Aufgabe zugedacht - er soll hinter den beiden Sturmspitzen aus dem Mittelfeld für weiteren Druck nach vorne sorgen: „Wir haben mit Tobollik, Krämer, Müller und dem verbesserten Mattern vier echte Spitzen, da bot es sich geradezu an, den laufstarken Jan Svensson ein paar Meter zurückzunehmen.“ Die läuferischen Qualitäten des Schweden und sein mannschaftsdienliches Spiel würden ihn, so Weise, zum Mittelfeldspieler prädestinieren: „Und wenn vorne etwas nicht klappt, kann Jan sofort umschalten.“ Außerdem soll Thomas Kroth im Gegensatz zur letzten Saison mit Fruck und Sziedat den Libero nicht als Ausputzer, sondern zweiten Regisseur interpretieren, wobei ihn Falkenmayer bei den Ausflügen nach vorne hinten absichern soll.

In der Vorbereitung verliert die Eintracht keines ihrer Testspiele, trainiert aber auch unmittelbar vor den Spielen nicht mehr: „Wir sind dem Publikum gegenüber zu einer hundertprozentigen Einstellung verpflichtet“, fordert Weise. Dabei muss er in der Saisonvorbereitung, die am 16.7. mit einem Training auf dem Platz an der Wintersporthalle im Waldstadion beginnt, zeitweise auf einige Spieler verzichten. Körbel und Falkenmayer fehlen zu Beginn wegen Verletzungen, Berthold und Krämer wegen ihrer Grundausbildung bei der Bundeswehr und Cezary Tobollik wegen einer Mandeloperation von Anfang Juli. Ralf Falkenmayer ist dabei unter diesen Fünf der besondere Pechvogel: Er trat beim Tennis in den Boden und zog sich eine Kapselverletzung zu, die ihn seine Teilnahme am olympischen Fußballturnier in Los Angeles kostete.

Berthold und Krämer beenden Anfang August ihre Grundausbildung, wechseln danach zur Sportakademie nach Mainz und stehen dann auch Trainer Dietrich Weise wieder regelmäßig zur Verfügung. „Wir haben einfach zu wenig Schlaf“, beklagt sich Berthold über die Belastungen durch den Wehrdienst, doch Weise erwähnt die Form Bertholds lobend: „Man sieht, dass er bei der Bundeswehr viel getan hat.“ Das haben im Urlaub unter anderem auch Jürgen Mohr und Bodo Mattern gemacht, die auf eigene Kosten ein spezielles Fitnessprogramm bei den Konditionstrainern Ehrich und Gebel absolvierten. Mohr, die dauerverletzte Neuverpflichtung der letzten Saison, hat bei Weise dennoch einen schweren Stand. „Er macht es sich selbst schwer, weil er zaubern will“, kritisiert Weise den Spielmacher und gibt ihm Falkenmayer als Orientierungshilfe: „Ralf spielt einfacher, und deshalb wirkungsvoller.“ Nach dem Testspiel in Kehl, in dem Mohr sein Fehlpassfestival fortsetzt, obwohl ihn Weise in der Halbzeitpause zu einem einfacheren Spiel angehalten hat, schickt Weise Mohr für vier Tage nach Hause. „Ich bin ein paar Tage beurlaubt und am Montag wieder da. Danach sehen wir weiter. Mehr will ich dazu nicht sagen.“ Äußerst wortkarg gibt sich auch Dietrich Weise in dieser Angelegenheit: „Jürgen Mohr hat diese Pause nötig gehabt. Mehr gibt es von mir dazu nicht zu sagen.“

Mehr zu sagen hat der Trainer zum Kapitän: „Körbel muss nach seinem Beinbruch vor allem die psychologische Hemmschwelle überwinden und in seinem Bewegungsablauf wieder rund werden.“ Am 4.8. , 91 Tage nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch im Punktspiel gegen den 1. FC Nürnberg, feiert Körbel seine Rückkehr auf den Platz, als er im Testspiel beim SV Nieder-Wöllstadt eingewechselt wird. „Wenn das so weitergeht, kann ich vielleicht in Bochum schon auf der Bank sitzen. Möglich ist alles, zumal ja fast noch eine Woche Zeit ist. Wenn wir in Bochum 3:0 führen, kann mich der Trainer ohne Risiko einwechseln“, meint Körbel, doch Co-Trainer Willi Neuberger bremst ihn und allzu hohe Erwartungen: „Karl-Heinz braucht noch vier Wochen.“

„Im Fußball ist alles unlogisch“, sagt Jürgen Pahl und gibt deshalb vor dem ersten Spieltag auch keine Prognose ab. Der Nummer eins der Eintracht, die bis zur völligen Genesung des als Zuschauer nach Bochum mitreisenden Körbel der Kapitän der Eintracht ist, will nichts dem Zufall überlassen und fordert seine Mitspieler auf: „Jeder muss sich immer vor Augen halten, wie grausam die letzte Saison war. Mit etwas Pech hätten wir schon vor zwei Wochen gegen Hessen Kassel begonnen statt am Freitag nach Bochum zu reisen. Wenn wir die Vergangenheit nicht vergessen, kann in der Zukunft eigentlich nichts anbrennen.“ „Offensiv-Fußball um jeden Preis, um die Zuschauer zurückzugewinnen“, hat Weise versprochen, aber Pahl mahnt: „Im Moment stehen die Anhänger unwahrscheinlich hinter uns, doch der Kredit ist schnell verspielt.“ So wie in den letzten beiden Spielzeiten, als jeweils die Trainer Senekowitsch und Zebec nach 2:8 bzw. 5:15 Punkten ihre Ämter abgeben mussten. „Wenn wir wieder in den Abstiegsstrudel kommen, verkraftet die junge Mannschaft die nervliche Belastung vielleicht nicht noch einmal“, fürchtet Pahl außerdem: „Erst in ein, zwei Jahren werden wir wohl die richtige Bundesligareife haben.“

Und am Freitagabend scheint es im Bochumer Ruhrstadion so, als wolle die mit 23 Jahren jüngste Mannschaft in der Bundesligageschichte der Eintracht ihren Kapitän bestätigen. „Fischer, Tenhagen und Lameck haben allein 1258 Bundesligaspiele bestritten. Bei uns die ganze Mannschaft nur 780“, hat Weise den Unterschied in Sachen Erfahrung vor dem Anpfiff noch einmal deutlich gemacht. Und passend dazu bekommt der erst vier Stunden vor Spielbeginn zur Elf gestoßene Armin Kraaz, der am Morgen noch vier Stunden Unterricht am Frankfurter Lessing-Gymnasium hatte, auf dem Platz eine Lehrstunde vom ehemaligen Nationalspieler Klaus Fischer.

Der Torjäger, der nach drei Jahren beim 1. FC Köln zum VfL gewechselt ist, hat nicht nur 15 Jahre mehr auf den Buckel, sondern verfügt auch über die Erfahrung von mehr als 460 Bundesliga- und 45 Länderspielen, während der angehende Abiturient Kraaz heute zum 29 Mal in der ersten Liga zum Einsatz kommt. Und „Meister“ Fischer zeigt dem „Lehrling“ Kraaz schon in der 1. Spielminute, wo der Barthel den Most holt. Trieb hat gefoult und bei der folgenden Freistoßflanke von Pickenäcker, dem Neuzugang aus Mönchengladbach, steht der Vizeweltmeister und zweimalige DFB-Pokalsieger völlig frei, köpft am Fünfmeterraum unter Jürgen Pahl zum 1:0 ein und der Bochumer Anhang hat einen neuen Publikumsliebling: Klaus Fischer.

Fischer und sein Sturmpartner Stefan Kuntz harmonieren prächtig und bringen die Frankfurter Hintermannschaft mit ihrem Wechselspiel auf Trab und reichlich durcheinander. Während Kraaz Fischers Finten nicht auf die Schliche kommt, zeigt Kuntz Berthold Grenzen auf, deren bloße Existenz das zu übertriebenem Selbstbewusstsein neigende Talent vor wenigen Minuten noch verneint hätte. In der 5. Minute trifft dann auch Kuntz aus wenigen Metern in den Frankfurter Kasten, doch es bleibt beim 1:0, weil der Linienrichter ein Handspiel des Schützen erkannt haben will und Schiedsrichter Werner den Beobachtungen seines Assistenten Glauben schenkt.

Etwas mehr als eine Viertelstunde ist gespielt, als das Bochumer Sturmduo die Defensive der Gäste erneut durcheinander wirbelt. Fischer passt auf Kuntz, der im Strafraum vom zu spät kommenden Berthold attackiert wird und zu Fall kommt. Bochums Coach Rolf Schafstall ist ebenso aufgebracht wie die Zuschauer, die auf die Entscheidung des Schiedsrichters pfeifen, der keinen Elfmeter gesehen haben will. Schafstall protestiert lautstark, weil er sich wie der größte Teil der 22.000 Zuschauer sicher ist, dass Berthold dem Stürmer von hinten in die Beine getreten hat.

Zwei Minuten später ist es wieder Fischer, der Kuntz frei spielt, doch der Bochumer Angreifer scheitert am Eintrachtkeeper: Pahl ist auf der Linie ein Meister seines Fachs und wehrt den Ball mit einer tollen Reaktion zu einem Eckball ab, der nichts einbringt. Das zweite Tor des VfL liegt in der Luft, ist nur eine Frage der Zeit, erscheint logisch, ja unausweichlich.

Aber Fußball ist keine Mathematik und schon gar nicht logisch, wie Pahl zuvor so richtig bemerkt hat. Und so kommt es in diesem Sport eben vor, dass eine Elf, die 20 Minuten keinen Fuß auf den Boden gebracht hat und mit zwei, drei Toren im Rückstand liegen sollte, plötzlich auf- und das Spiel dreht. Aus dem Nichts passiert so etwas in den Augen vieler Kommentatoren oder – je nach Sichtweise – aus einem konkreten Anlass heraus. Und dieser Anlass ist ein Auftritt des Frankfurter Außenverteidigers Martin Trieb. In der Minute, in der Pahl das 0:2 verhindert, startet der Frankfurter Außenverteidiger in der eigenen Hälfte einen Alleingang, lässt scheinbar mühelos fünf Gegenspielern stehen und schießt den Ball mit der Fußspitze an Zumdick vorbei zum Ausgleich ins Netz.

Mit diesem einen Schlag ist das Selbstvertrauen von Weises Elf wieder da. Wie in der Endphase der letzten Saison wird nun kombiniert, der Unterschied zu den zuvor so hilflosen Versuchen ist so groß, dass einem als einzige plausible Erklärung für den abrupten Wandel Hexerei in den Sinn kommt. Ein Bann muss diese Mannschaft gelähmt haben und Triebs Solo hat ihn aufgehoben. So oder so ähnlich muss es sein, irgendetwas mit Zauberei und Magie, was diesen Bruch in der Logik der ersten 20 Minuten erklären kann.

Der „Magier“ Trieb ist es übrigens auch, der in der 28. Minute die Chance zum Frankfurter Führungstreffer hat, als sich Zumdick bei einer Flanke ordentlich verschätzt und die Kugel nur unzureichend abwehren kann. Zumdicks Glück ist Triebs Pech, denn dessen Heber in Richtung des verwaisten Kastens verfehlt sein Ziel. Aufgeschoben und aufgehoben, denn in der nächsten Minute packt Trieb seine Klebe wieder aus. Mohr, der sonst eine enttäuschende Partie spielt, passt vom rechten Flügel ins Mittelfeld zu Falkenmayer, der direkt und steil auf Trieb passt. Der lässt sich nicht lange bitten und knallt das Leder aus 20 Metern unhaltbar für Zumdick genau in den Torwinkel. Ein prächtiger Treffer, der sicher in die engere Auswahl zum „Tor des Monats“ kommen wird. Trieb, der in 51 Bundesligaspielen für die Eintracht bislang nur zwei Tore erzielen konnte, trifft innerhalb von sieben Minuten zwei Mal. Fußball und Logik passen wohl wirklich nicht recht zusammen.

Etwas Passendes gefunden haben dagegen die Fans der Frankfurter Eintracht, die das Lied der Rodgau Monotones zu ihrem Schlachtruf machen: „Erbarmen! Zu spät! Die Hesse komme!“ In der Tat beherrschen die Gäste nun ihren Gegner sicher und spielen ihre technischen Vorteile aus, wobei sich neben dem dynamischen Trieb besonders der umsichtige Falkenmayer hervor tut. Aber selbst wenn Harald Krämer in der 35. Minute das 1:3 verpasst, als sein mächtiger Hieb knapp am Bochumer Gehäuse vorbei zischt, fällt doch auf, das auch bei der nun so dominanten Eintracht nicht alles rund läuft. Nicht nur Mohr enttäuscht, auch Svensson bleibt blasser als er es ohnehin schon ist, weil ihm die Rolle im Mittelfeld vielleicht doch nicht so gut liegt, wie es sich Weise im Hinterstübchen ausgedacht und ausgemalt hat. Und zwei Tore können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Angriff doch ziemlich in der Luft hängt.

Nun ist die Frankfurter Mannschaft wie erwähnt eine junge und hat als solche noch Zeit zu lernen. Dass sie dies allerdings schnell tun sollte, beweist ihr die Anfangsphase des zweiten Durchgangs, in der die Eintracht den Fehler aus der ersten Halbzeit wiederholt. In Gedanken sind Weises Schützlinge wo auch immer, aber nicht auf dem Platz und beim Gegner. So kann Woelk vier Minuten nach Wiederanpfiff von links ins Zentrum auf Kuntz flanken, der Pahl mit einem scharfen Schuss einer Prüfung unterzieht, die der Schlussmann mit Bravour besteht. Doch gegen den Nachschuss, den der ungedeckte Frank Schulz zum 2:2 in die Torecke schiebt, ist auch „Toro“ machtlos.

Der VfL schaltet wieder in den Vorwärtsgang und Eintrachts Libero Kroth, der sich nach den Willen seines Trainers um die Offensive verdient machen soll, muss sich mit steigender Intensität um den Zusammenhalt seiner Abwehr kümmern. Berthold, der trotz guter Eindrücken in der Vorbereitung die Form der letzten Saison vermissen lässt, holt sich zudem eine Gelbe Karte ab, die er nach einem Foul an Kuntz kassiert. Immerhin – die Gäste verlegen sich nach dem Ausgleich nicht aufs Mauern und Halten des Unentschiedens, sondern versuchen ihrerseits ebenfalls das dritte Tor zu erzielen. So entwickelt sich eine Partie, in der beide Teams mit offenem Visier und im hohen Tempo die Entscheidung suchen. In diesem unterhaltsamen Schlagabtausch fälscht Knüwe in der 51. Minute einen Schuss von Berthold so unglücklich ab, dass Zumdick einiges aufbieten muss, um den erneuten Rückstand zu vermeiden. Das tut auf der anderen Seite auch sein Kollege Pahl, der gegen Stefan Kuntz retten muss, der im Gegenzug allein vor ihm auftauchen kann, weil Berthold nicht schnell genug zurück gekommen ist.

63 Minuten sind gespielt, als Dietrich Weise, der wenige Minuten zuvor Tobollik für Krämer gebracht hat, Jürgen Mohr wohl am liebsten wieder bis mindestens Montag wegschicken würde: Im Mittelfeld vertändelt Mohr den Ball und lädt den Gegner zum Konter ein. Martin Kree schlägt diese Einladung nicht aus, dafür aber den Ball lang auf Klaus Fischer, der Kraaz wie den Schulbuben aussehen lässt, der der Youngster ja tatsächlich noch ist. Nach Kraaz geht der Mittelstürmer auch an Pahl vorbei und schiebt das Leder eiskalt zum 3:2 für den VfL in die kurze Ecke. Anfeuerungs- und Begeisterungsrufe hallen für den zweifachen Torschützen, der auch mit 34 Jahren immer noch schnell, wendig, kopfballstark und jederzeit anspielbar ist, durch das Stadion.

Dass diese Partie dennoch keinen Sieger finden wird, liegt an den schwachen Deckungsreihen auf beiden Seiten. Libero Knüwe ist nicht in der Lage, seine Abwehr zu organisieren, und auch im Mittelfeld klaffen etliche Löcher, die die Frankfurter zu nutzen verstehen. Mit ihren Vorteilen im Mittelfeld halten sie die Begegnung ausgeglichen. Berthold aber sorgt 20 Minuten nach seiner Gelben Karte fast dafür, dass das numerische Gleichgewicht zwischen beiden Mannschaften zugunsten der Bochumer beendet wird. Erneut verpasst er Kuntz von hinten einen Tritt in die Beine und kann von Glück sagen, dass Schiedsrichter Werner sich lieber dem Verdacht aussetzt, seine Rote Karte vergessen zu haben, als den Übeltäter verdientermaßen des Feldes zu verweisen. Dafür schafft Armin Kraaz in den 72. Minute den Gleichstand nach Toren. Martin Trieb hat von links einen Eckball nach innen gebracht, der am anderen Ende des Strafraums zu Kraaz kommt, der dort nicht zu oft auftaucht und deswegen auch noch auf sein erstes Bundesligator wartet. Gewartet hat, muss es gleich darauf lauten, denn an Freund und Gegner vorbei zieht der Spieler, den Fischer so vorgeführt hat, den Ball mit den linken Fuß in die untere Ecke zum 3:3. Wer weiß? Vielleicht hat der Fußball ja doch eine Logik, nur eine ganz eigene eben …

Der eigentorerprobte Kraaz freut sich ein paar neue Sommersprossen in sein jungenhaftes Gesicht: „Mein erstes Offensivtor und das mit dem linken Hammer.“ „Es war ein interessantes, abwechslungsreiches und gutes Spiel mit einem gerechten Ausgang“, bilanziert Weise gewohnt sachlich: „Der VfL spielte druckvoller, die Eintracht besser im Mittelfeld. Ich bin mit dem Auftakt zufrieden, auch wenn es in der Abwehr manche Schwäche gab.“ (rs)

 

 

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