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Eintracht Frankfurt - Werder Bremen |
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Bundesliga 1992/1993 - 25. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: Sa 10.04.1993 15:30
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Hellmut Krug (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Edgar Schmitt (45.), 2:0 Anthony Yeboah (76.), 3:0 Rudi Bommer (90.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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Clever Auf Werder Bremen war einmal mehr Verlass. „Sie haben gespielt wie immer“, kommentierte Uwe Bein trocken: „Sachlich, ruhig, kontrolliert.“ Fußball als reines Strategiespiel – sorgfältig einstudiert von Otto Rehhagel und von seinen diesmal dreizehn Spielern präzise umgesetzt. Schon im Vorjahr hatte Eintracht Frankfurt den disziplinierten Bremern mit Mühe ein 2:2 abgerungen, doch an diesem Nachmittag schien es zunächst noch düsterer auszusehen. „Wir sind eine halbe Stunde rumgelaufen wie Falschgeld“, räumte Interimstrainer Horst Heese, ein ausgewiesener Boxsportfreund, später ein. „Hätte Bremen nachgesetzt, wären wir schon zur Pause k.o. gewesen.“ Doch Werder blieb seinem Stil treu: kontrolliert statt kompromisslos, durchdacht statt gnadenlos. Oben auf der Tribüne hegte Bernd Hölzenbein derweil erste Zweifel an seiner Entscheidung, Heese als Nachfolger von Dragoslav Stepanovic geholt zu haben. Eine Stunde später aber war von Skepsis keine Spur mehr: „Heese war eine geniale Idee“, frohlockte Hölzenbein nach dem 3:0-Erfolg, der nach der schwachen Anfangsphase kaum zu erwarten gewesen war. Großmütig gestand Heese seinem prominenten Gegenüber hinterher zu: „Das war ein Törchen zu hoch, nicht wahr, Otto?“ Eine Antwort blieb Rehhagel schuldig. Für Heese war es ein schwerer Arbeitstag gewesen. „Gegen Otto zu spielen ist nicht einfach“, bekannte er. Die Eintracht tat sich zunächst schwer, doch Heese hatte den Kollegen Rehhagel gut studiert. Als Torschütze Edgar Schmitt, der kurz vor der Pause nach einem groben Schnitzer von Bratseth das 1:0 erzielt hatte, in der Kabine wegen einer Gehirnerschütterung ausgewechselt werden wollte, hieß es zunächst abwarten: „Erst schauen, was Otto macht.“ Rehhagel reagierte, brachte Bockenfeld für Beiersdorfer, und Heese konterte prompt: Yeboah ersetzte Schmitt. Als Rehhagel später Rufer für Bode brachte, zog Heese erneut nach und wechselte Bindewald für Kruse ein. So standen am Ende drei Manndecker und nur ein Stürmer auf dem Feld – eine Formation, die den eingefleischten Fans im Waldstadion sehr sparsam vorkam. Unter Stepanovic hatte hier noch der Zauberfußball eines Okocha geherrscht, jetzt waren eher die Routiniers unter sich; einzig Komljenovic erinnerte noch an frühere, verspieltere Zeiten. Doch Heeses Taktik griff perfekt. Bindewald erledigte seine Aufgabe tadellos und Yeboah rückte, neben dem überragenden Uwe Bein, ins Rampenlicht. So köpfte der Ghanaer in der 75. Minute das 2:0 und bereitete Bommers 3:0 in der Schlussminute mustergültig vor. Werders Torwart Reck verhinderte gar eine noch höhere Niederlage. „Ich hätte einiges anders gemacht“, gab Hölzenbein später zu, „aber alles, was Heese gemacht hat, war hervorragend.“ Erfolg rechtfertigt eben alles. Neun Spieltage vor Saisonende hatte sich die Perspektive in Frankfurt verschoben: Nicht Schönheit zählt fortan, sondern das nackte Resultat. „Wir müssen in den UEFA-Cup“, stellte Hölzenbein nüchtern fest. „Nur so kann diese Mannschaft überleben.“ Heese hatte seine Aufgabe stets pragmatisch gesehen: Qualifikation für das internationale Geschäft, nicht der Meistertitel, war das Ziel. Der Wiederaufbau ist eingeläutet. Junge Talente wie Okocha, Anicic und Penksa haben ihre Verträge verlängert. „Ich bin stolz auf den Kader, den wir aufbauen“, erklärte Hölzenbein – und versprach für den Fall einer UEFA-Cup-Qualifikation sogar die Verpflichtung „einer weiteren Rakete“, eines Spielers vom Format eines Zchadadse, der schon im Winter kam und sich rasch zum Leistungsträger entwickelte. Noch steht in Frankfurt die Sicherheit an erster Stelle. Doch wenn der UEFA-Cup-Platz sicher ist – und die Meisterschaft in greifbarer Nähe –, dann könnte die Bundesliga vielleicht auch noch eine andere Seite des Horst Heese erleben.
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