Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Bundesliga 1993/1994 - 13. Spieltag

2:2 (1:2)

Termin: Sa 23.10.1993 15:30
Zuschauer: 60.500
Schiedsrichter: Günther Habermann (Weißensee)
Tore: 1:0 Jan Furtok (31.), 1:1 Christian Nerlinger (35.), 1:2 Lothar Matthäus (44.) 2:2 Jay Jay Okocha (63.)

 

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Uwe Gospodarek
  • Christian Ziege
  • Oliver Kreuzer
  • Thomas Helmer
  • Jorge de Amorim C. Jorginho
  • Christian Nerlinger
  • Adolfo Valencia
  • Jan Wouters
  • Markus Schupp
  • Marcel Witeczek
  • Lothar Matthäus

 

Wechsel

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  • Bruno Labbadia für Adolfo Valencia (46.)

Trainer

Trainer

 

 

Pervers offensiv

Die mit 20:2 Zählern fulminant in die Saison gestartete Eintracht hat vor acht Tagen im Duisburger Wedaustadion ihre erste Punktspielniederlage erlebt. Bei dem 0:1, das Michael Preetz wenige Minuten vor der Halbzeitpause erzielte, wurde Anthony Yeboah als Vollstrecker schmerzlich vermisst. Und der Mittelstürmer, der an den ersten 7 Spieltagen 9 Treffer erzielte, wird mit der am 9. Spieltag gegen Dynamo Dresden erlittenen Verletzung noch länger ausfallen. Seine Wucht und Kaltschnäuzigkeit fehlt der Eintracht vor des Gegners Tor, seiner Popularität tut seine Abwesenheit indes keinen Abbruch: Die Leser des „kicker“ haben Yeboah zum beliebtesten Ausländer der Bundesliga gewählt. Den dazu gehörigen Pokal erhält er vor dem Anpfiff des Spiels des Spitzenreiters gegen Bayern München, das mit 4 Punkten Rückstand auf Platz 3 liegt.

Diese Partie wollen viele sehen, jedoch nicht alle. DFB-Trainer Hans-Hubert „Berti“ Vogts verzichtet auf einen Besuch, obwohl er zuvor nur einen Steinwurf entfernt in der Otto-Fleck-Schneise bei einer Sitzung des DFB-Beirats zugegen ist. Mit dem von DFB-Präsident Egidius Braun unterzeichneten neuen Vertrag, in dem das Arbeitsverhältnis mit Vogts unbefristet fortgesetzt wird, macht dieser sich jedoch nicht auf den Weg nach Gegenüber, sondern nach Köln, weil er anschließend einen Termin in Düsseldorf hat.

Nicht entgehen lässt sich die Begegnung trotz des nasskalten Wetters dagegen der Vorsitzende des Ligaausschusses: Gerhard Mayer-Vorfelder hat bei der Beiratssitzung erfahren, dass das Spiel seines VfB Stuttgart beim KSC abgesagt wurde und nimmt kurz entschlossen in der Ehrenloge der Haupttribüne neben Eintracht-Präsident Matthias Ohms Platz. Den seinen verliert dadurch ZDF-Reporter Rolf Töpperwien, der bei den letzten Heimspielen der Eintracht an der Seite von Ohms saß, doch sich nun notgedrungen auf den Treppenstufen der Tribüne wiederfindet. Für den ebenfalls anwesenden hessischen Umweltminister Josef „Joschka“ Fischer hat sich natürlich eine deutlich komfortablere Sitzgelegenheit gefunden. Aus dieser Position wird er den Frankfurtern seine Unterstützung zukommen lassen: „Ich drücke der Eintracht die Daumen, dass sie endlich wieder einmal Meister wird.“

Ein Adler zu Besuch

„Fußballspiele werden“ jedoch nicht auf der Tribüne, sondern „im Kopf entschieden.“ Das meint jedenfalls Klaus Toppmöller und lässt sich deswegen immer wieder etwas Neues einfallen, um eben diesen Kopf zu erreichen und zu stimulieren. Mit einem Duplikat der Meisterschale stimmte er seine Mannschaft vor der Saison auf das Ziel ein, heute hat er sich einen neuen visuellen (An-)Reiz einfallen lassen: Wenige Stunden vor dem Duell mit den Bayern hat Toppmöller einen besonderen Gast zur Mannschaftsbesprechung eingeladen und so betritt zur Überraschung der Spieler ein Falkner mit einem lebendigen Adler auf der Ledermanschette seines Unterarms den Raum. Viele Arten von Adlern gebe es, erklärt Toppmöller seinen verdutzten Spielern. Dieser Adler, den ein Bekannter seiner Frau aus dem Saargebiet nach Frankfurt gebracht hat, stamme aus der Gattung der Kaiseradler und „das sollt ihr am Ende der Saison sein“. Außerdem gebe es einen „Steinadler, der steht für Uli Stein“, und „Schreiadler, das ist der Rest der Bundesliga, vor allem die Münchner Bayern“.

Die will er heute mit einer Aufstellung bezwingen, die der Verbal-Akrobat als „pervers offensiv“ bezeichnet. Mit dem „magischen Viereck Bein, Gaudino, Furtok und Mihajlovic, mit einem offensiven Libero Binz, mit den klar nach vorn ausgerichteten Weber und Okocha“, soll der Eintracht das gelingen, was ihnen in den Begegnungen mit Werder Bremen und Bayer Leverkusen verwehrt geblieben ist: der Sieg in einem Spitzenspiel.

Bei Bayern steht für den an der Schulter verletzten Aumann Gospodarek zwischen den Pfosten. Der sieht nach dem ersten Frankfurter Eckball Okochas Distanzschuss ein gutes Stück am rechten Pfosten vorbeirauschen und ist bereits beim nächsten Versuch des technisch versierten Mittelfeldspielers machtlos. Nach Gaudinos Querpass treibt Okocha Ziege am linken Flügel fintierend vor sich her, zieht dann nach innen, am Münchner vorbei und aus 20 Metern wuchtig ab. Gospodarek bleibt stehen und schaut dem Geschoss hinterher, das hinter ihm an den Querbalken donnert und von dort ins Toraus springt.

Während Okocha einen Sahnetag erwischt hat, wäre Valencia heute besser im Bett geblieben. Zuerst wird der Angreifer von Torwart Stein unter dem Applaus der Zuschauer am Fünfmeterraum ausgespielt, dann erntet Valencia den so erbosten wie lautstarken Kommentar von Ziege, der nach dem misslungenen Versuch eines Doppelpasses mit dem Kolumbianer den von diesem ins Aus gepassten Ball wütend auf den Boden schleudert. Und auch sonst gelingt den Gästen in der von den Hessen dominierten ersten halben Stunde nicht viel.

Die Führung hält vier Minuten

In der 31. Minute schafft es die Eintracht dann endlich, ihrer Überlegenheit mit einem Treffer Ausdruck zu verleihen. Weber wird auf der linken Seite nicht von Jorginho angegriffen und kann ins Zentrum zu Gaudino passen, der sich von Nerlinger gelöst hat und von diesem auch nicht verfolgt wird. So kann Gaudino aus ähnlicher Position wie zuvor Okocha unbedrängt aufs Tor schießen, wo Gospodarek den Aufsetzer zwar zur Seite abwehren kann, doch dabei im heran sprintenden Furtok einen dankbaren Abnehmer findet. Vom linken Eck des Fünfmeterraumes schiebt der Stürmer, der in dieser Szene den richtigen Riecher gehabt hat, die Kugel am Torwart vorbei ins lange Eck.

Die Freude über die Führung der Frankfurter währt allerdings nur vier Minuten, dann jubeln diejenigen unter den 60.500 Zuschauern, die es mit den Gästen halten. Über den rechten Flügel kommt der Ball vor den Strafraum auf Helmer, der mit dem Rücken zum Tor und bedrängt von Binz den Ball annimmt und ihn nach einer Drehung auf Valencia weitergibt. Der lässt sich in seiner besten Aktion weder von Roth noch vom hinzueilenden Binz aufhalten und passt das Leder quer zum freistehenden Nerlinger, der die Kugel kurz hinter der Strafraumgrenze mit dem linken Spann voll trifft und in vorbildlicher Schusshaltung an die Unterkante der Latte jagt, von wo der Ball zum Ausgleich in die Maschen springt.

Wer sich wundert, warum die Hessen weiterhin den Münchnern Feld und Initiative überlassen, merkt möglicherweise nicht, dass die Fragestellung eine korrekte Antwort nicht zulässt. Tatsächlich sind die Bayern einfach entschlossener als ihr Gegner, dem dieser unbedingte Willen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – abgeht. Eine dieser Ausnahmen sitzt auf der Trainerbank und kann nicht eingreifen, eine andere steht im Tor und wird dort dem nächsten Gewaltschuss der Bayern ausgeliefert, weil die Vorderleute der angreifenden Münchner nicht Herr werden. Bein verfolgt auf der linken Seite erfolglos Helmer, dessen Pass Witeczek bei der Annahme vor dem Strafraum zwei Meter wegspringt und der dennoch unbehelligt auf Libero Matthäus zurücklegen kann, weil er in seinem Rücken den ihn bewachenden Bindewald nicht fürchten muss. Matthäus bombt den Ball aus 25 Metern und vollem Lauf am sich wegdrehenden Bein vorbei in die linke obere Ecke des Tores – Stein fliegt an seinem 39. Geburtstag zwar schön, aber vergeblich. Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff haben die Gäste von der Isar das Spiel gedreht.

Es ist jedoch nicht Trainer Toppmöller, der zur Halbzeit mit einem Spieler unzufrieden ist und zu einer Auswechslung greift, sondern sein Kollege Ribbeck. Der nimmt Valencia aus der Mannschaft und bringt dafür Labbadia. Der hat nach Wiederanpfiff auch die erste Möglichkeit, nachdem Bindewald auf der rechten Seite des Strafraums keinen Zugriff auf seinen Gegner bekommt und das Zuspiel auf das rechte Eck des Fünfmeterraumes nicht verhindern kann. Labbadia ist schneller als Roth, der ihn eng deckt, doch der Abschluss geht knapp am rechten Pfosten vorbei. Die Münchner sind wie schon in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit auch im zweiten Durchgang die zwingendere Mannschaft.

Bein, dessen Formkurve seit seinem Rücktritt aus der Nationalelf nicht wie erhofft positiv verläuft, kann dieser Begegnung seinen Stempel nicht aufdrücken und Binz fällt vor allem durch seine Fehler in der Defensive auf. Furtok fehlt in vorderster Linie die Wucht Yeboahs, den Mihajlovic nicht ansatzweise ersetzen kann, aber dennoch 70 Minuten auf dem Platz verbleiben darf, bevor Andersen für ihn kommt, es jedoch auch nicht besser macht. Dagegen gefällt Gaudino, der seiner Finesse in den letzten Wochen noch kämpferische Qualitäten hinzufügt. So verfolgt er nach einem Fehlpass Okochas den im Zweikampf erfahrenen Wouters und jagt diesen von der Strafraumgrenze durch den Sechzehner, bis er ihn am rechten Rand mit einer beherzten Grätsche die Kugel abnehmen kann. Gaudinos Rückpass vor das Tor kann Furtok leider nicht verwerten, weil er und sein Schuss von Kreuzer geblockt werden.

Okocha tanzt


Das 2:2 durch Okocha

Übertroffen wird Gaudino noch von Okocha. Dessen großer Auftritt kommt in der 63. Minute. Wenige Meter vor der Mittellinie läuft er auf Ziege zu und nach einer Körpertäuschung links an diesem vorbei. Ziege gibt nicht auf, lehnt sich im Sprintduell in seinen Gegner, zieht jedoch hier gleichfalls den Kürzeren und sieht auch mit seiner folgenden Grätsche gegen die flinkeren Beine Okochas kein Land. Dem kommt als nächstes Matthäus energisch entgegen, doch Okocha hält in seinen Lauf weder Ochs noch Esel auf. An Matthäus vorbei spielt er den Ball auf den rechten Flügel zu Furtok, dem von Kreuzer zu viel Platz gelassen wird. Furtok lupft das Leder am Gegner vorbei gefühlvoll in den Strafraum, am rechten Eck des Fünfmeterraumes hüpft der Ball auf und wird von Okocha, der hurtig weiter gelaufen ist, rechts am zögerlichen Gospodarek vorbei ins Tor gedrückt. Für den Schützen gibt es aber immer noch kein Halten. Er springt über die Werbebande, läuft mit ausgestreckten Armen winkend in die Kurve und wagt zum Abschluss ein Tänzchen, das erst endet, als ihn Furtok erreicht, um Okocha in die Arme zu nehmen.

Diesem Treffer könnte noch ein weiterer folgen, doch wenn, dann wäre es wohl der dritte für die Gäste. Die sind bis zum Schlusspfiff dem Sieg näher als die Eintracht, die um den einen Punkt noch ein bisschen zittern muss. Doch nachdem Ziege links im Strafraum Bindewald überläuft, obwohl der Frankfurter die bessere Position zum Ball hat, und das Leder an Stein vorbei vor das Tor passt, rettet Roth in höchster Not und mit letztem Einsatz vor dem einschussbereiten Labbadia. Es bleibt beim 2:2.

„Ich glaube nach diesem Spiel nach wie vor, dass wir die bessere Mannschaft haben und die Eintracht es sehr schwer haben wird, Meister zu werden“, prophezeit Bayern-Manager „Uli“ Hoeneß nach dem Abpfiff im Kabinengang in aller Gelassenheit, „denn sie spielt nicht mehr so gut wie am Anfang der Saison.“ Besser spielen können hätte auch Uwe Gospodarek beim Treffer von Okocha, wie der über sich selbst verärgerte Torhüter findet: „Ich muss entweder rauslaufen oder in der Kiste bleiben. Ich bin aber mittendrin stehengeblieben und das war falsch.“

Der Fußball als Sieger

Der letzte Torschütze des Spiels meint derweil, das 2:2 entspräche „dem Spielverlauf“ und findet in Karl-Heinz Rummenigge, dem Vizepräsidenten des Gegners, einen Gleichgesinnten: „Es wäre brutal gewesen, wenn hier einer gewonnen hätte.“ „Gewonnen“, so hebt Trainer Toppmöller an, habe an diesem Tage „König Fußball“. Kaum weniger pathetisch äußert sich sein Kollege Ribbeck: „Wir hatten nur ein Häufchen Asche, aber aus dem sind wir auferstanden wie Phoenix.“

Damit wird nach den Sticheleien im Vorfeld der Begegnung nun erneut der verbale Fehdehandschuh in den Ring geworfen. „Beim Ausfüllen des Spielberichtsbogens war wohl jemand etwas verwirrt. Da standen Okocha und Mihajlovic nicht drauf, dafür Bommer und Falkenmayer“, spöttelt Ribbeck und weist seinen jüngeren Kollegen zurecht: „So etwas gehört für mich in die Abteilung Sandkasten. Das macht man mit sechs oder sieben Jahren.“

„Das habe ich unter Trainer Ribbeck in Kaiserslautern gelernt“, kontert Toppmöller „Ich war fünf Jahre in Kaiserslautern, in den Lebensjahren 35 bis 40“, entgegnet Ribbeck seinem 42-jährigen Kontrahenten. Dann lächeln beide: „Das gehört doch dazu, oder?“ „Prost Erich“ und „Prost Klaus“, heißt es nun und passt zu dem „harmonischen Nachmittag unter Weltmeistern“, den Bernd Hölzenbein mit Franz Beckenbauer, „Uli“ Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge im Waldstadion verbracht haben will.

Überhaupt ist die Zufriedenheit in den Reihen der Eintracht nach dem Punktverlust – und was sonst ist ein Unentschieden in einem Heimspiel gegen einen Gegner im Titelrennen? – überraschend groß. Gaudino etwa lobt die „temporeiche Partie“, mit der man in den Augen von „Uli“ Stein gar „Werbung für den Fußball“ betrieben habe. Immerhin weist Stein darauf hin, dass die nächsten Spiele „schwer (werden) und die Saison noch lang“ ist. Grund zum Feiern habe man also nicht. Tut man dann aber doch, und zwar auf Steins Geburtstagsparty und im Bürgerhaus Sprendlingen beim hessischen Komik-Duo „Badesalz“. Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht.

Loddar schmollt

Andere gehen dazu auch gerne mal in den Keller. Lothar Matthäus jedenfalls ist nach dem Spiel nicht zum Lachen zumute und schuld daran sind seine Kollegen: „Die Mannschaft muss mehr mit mir spielen. Wenn ich mich als Libero einschalte, muss ich gesucht und angespielt werden“, fordert er sichtlich ungehalten in die vielen Mikrofone, die ihm unter den Schnabel gehalten werden: „Ich möchte nicht nur einfach hinten drin stehen, sondern auch vorne Impulse gehen.“

„Ich bin überrascht von dem, was ich gehört habe. Wir haben darüber bisher nicht gesprochen“, ist Ribbeck nach einem ersten Zögern im Gegensatz zu Hoeneß zu einem Kommentar bereit: „Der Lothar hat für mich heute ein gutes Spiel gemacht und es gibt kein Grund zum Klagen. Außerdem hat er alle Freiheiten. Was er daraus macht, ist seine Sache. Vorerst bleibt er Libero. Was passiert, wenn Thon wieder fit ist oder im Mittelfeld aus taktischen oder personellen Gründen irgendwelche Umstellungen nötig sind, darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.“

Die macht sich Neuzugang Radmilo Mihajlovic, weil vor dem Spiel Zahlen aus seinem Vertrag an die Öffentlichkeit gelangten. „Das ist eine gezielte Medienkampagne“, schimpft Vizepräsident Bernd Hölzenbein die Veröffentlichung der Gehaltshöhe und Mihajlovic klagt: „Die wollen mich kaputtmachen.“ „Vielleicht ist das deutsche Mentalität“, vermutet der Bosnier und versichert vor allem froh zu sein, „endlich wieder Fußball spielen zu können. Für mich ist Geld wirklich nicht alles. Manchmal verdienst du viel, manchmal wenig.“ „Ich hätte einen solchen Vertrag, wie Mihajlovic bei uns, vor 20 Jahren in Kaiserslautern nicht unterschrieben“, sagt sein Trainer Klaus Toppmöller und lässt dem blass gebliebenen Stürmer auch sonst seine Unterstützung zukommen: „Ihm fehlt nur sein erstes Tor.“

Thomas Berthold fehlt nach der Meinung von Fritz Scherer deutlich mehr. Der Präsident des FC Bayern München lässt kein gutes Haar an dem ehemaligen Spieler beider Vereine. Das kommt nicht von ungefähr. Berthold hat bekanntlich seinen gut dotierten Vertrag bei den Bayern bis zum Ende ausgekostet, obwohl er wusste, dass er als aussortierter Spieler in der gesamten Saison 1992/93 nicht mehr zum Einsatz kommen würde. In diesem Zusammenhang wurde das Mitglied der Weltmeister-Elf von 1990 von Bayern-Schatzmeister Kurt Hegerich als „bestbezahlter deutscher Golfprofi nach Bernhard Langer“ verspottet. In einem am Montag im „kicker“ erschienenen Interview hat nun Berthold, der seit diesem Sommer beim VfB Stuttgart untergekommen ist, nahezu alle Verantwortlichen seines ehemaligen Klubs kritisiert oder beleidigt. Dass Berthold sich danach laut Hoeneß telefonisch bei dem Bayern-Manager gemeldet und einen Brief mit versöhnlichem Inhalt in Aussicht gestellt hat, kann Scherer nicht besänftigen: „Jeder weiß, dass er überheblich ist. Jetzt wissen auch alle, dass er außerdem dumm ist.“

Zum Nichtraucher mutierte Präsident Ohms in der Schlussphase des Spiels, in der er so angespannt war, dass er sich nicht einmal mehr eine Zigarette hatte anzünden können. Ohms ist unglücklich darüber, dass es wieder nicht zum Sieg gegen Bayern München gereicht hat. Und so sagt er: „Das verschieben wir halt bedauerlicherweise von Jahr zu Jahr. Bis uns ein Sieg gelingt, bleibe ich noch Präsident.“ Auf die Frage, ob dies eine Drohung oder ein Versprechen sei, lächelt Ohms und zündet sich – endlich – eine Zigarette an.

Epilog

Radmilo Mihajlovic macht noch 10 weitere Pflichtspiele für die Eintracht. Auf sein erstes Tor für die Hessen warten er und alle anderen vergebens.

Uli Hoeneß behält recht: Die Eintracht wird nicht Meister. Auf den letzten Drücker können sich die Hessen gerade noch den 5. Platz sichern. Den Titel holt Bayern München.

Matthias Ohms hält Wort: Er erlebt am 04.11.1995 den ersehnten Heimsieg gegen Bayern München. Gerade noch rechtzeitig, denn mit dem im Mai 1996 folgenden Abstieg der Eintracht in die 2. Liga ab endet auch die Präsidentschaft von Ohms. (rs)


 

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