SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1994/1995

3:2 (0:2)

Termin: 06.08.1994
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Gaudino (21.), 0:2 Okocha (39.), 1:2 Petrenko (48.), 2:2 Petrenko (63.), 3:2 Petrenko (68.)

 

>> Spielbericht <<

SV Waldhof Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Laukkanen
  • Nachtweih
  • Preuss
  • Köpper
  • Reichel
  • Hofmann
  • Zeyer
  • Lieberknecht
  • Hayer
  • Kirsten
  • ?

 


  • Köpke
  • Bommer
  • Roth
  • Kientz
  • Wolf
  • Okocha
  • Flick
  • Gaudino
  • Falkenmayer
  • Penksa
  • Anicic

 

Wechsel

  • Petrenko für Kirsten (46.)
  • Clauß für Laukkanen (46.)
  • Schnalke für Preuss (46.)
  • Hecker für Hofmann (46.)
  • Barth für Lieberknecht (68.)

Wechsel

  • Nikolov für Köpke (46.)
  • Becker für Kientz (46.)

Trainer

  • Uli Stielicke

Trainer

 

Muster ohne Wert

Wenn Klubs ihren neuen Sponsor präsentieren, mag das für den betreffenden Verein sicherlich von einigem Interesse sein. Andere finden das weniger spannend. Da traf es sich, daß Mannheims Manager dem Coach der Frankfurter Eintracht, die just zu einem Spiel in aller Freundschaft auf den Waldhof gefahren war, zwei Püppchen im SVW Trikot als Gastgeschenk überreicht bot. Während also Präsident Klos dankbar den neuen Geldgeber bekanntgab, dem sein Werbelogo auf den Hemden der zweitklassigen Kicker 350000 Mark wert, ist, nutzte Jupp Heynckes die Zeit, mit. den beiden Puppen zu spielen. Der Mann, so schien es, läßt sich - nach außen, versteht sich - seine gute Laune auch durch ein miserables Spiel seiner Mannschaft nicht vermiesen.

Intern dürfte der 49 Jahre alte Trainer schon ein wenig deutlicher geworden sein. „Ich glaube, ich spreche eine klare Sprache", meinte er süffisant. Zuvor freilich hatte er moderatere Worte gewählt. Gerade hatte Bundesligist Eintracht Frankfurt 2:3 (2:0) gegen den Zweitligisten Waldhof Mannheim verloren, da redete Heynckes von „einem interessanten Spiel", das er gesehen habe, von „Erkenntnissen", die er gewonnen habe, und von Spielern, die „zur Disposition stehen und welche nicht". Ruhig, sachlich und ohne in der Öffentlichkeit Namen zu nennen, analysierte Heynckes diese Partie einer „notdürftig zusammengestellten Mannschaft". Wenn er auch auf allerhand Stammpersonal — Yeboah, Furtok, Legat, Weber, Dickhaut, Binz, Komljenovic, Zchadadse, Paßlack (Muskelfaserriß im Oberschenkel/drei Wochen Pause) verzichtet hatte, so bot die Begegnung gegen ein mannschaftlich geschlossenes Team aus Mannheim dem Coach doch eine Fülle von Fingerzeigen. „Fünf, sechs Spieler, die ihre Chance bekommen haben, haben sie nicht genutzt."

Damit meinte Heynckes an erster Stelle die beiden „Stürmer" Anicic und Becker. Was die sich leisteten, grenzte schon an Lustlosigkeit. Angesichts bekannter Probleme im Sturmzentrum, einen adäquaten Partner für Yeboah zu finden, zeugt, derlei Arbeitsauffassung nicht unbedingt von ausgeprägter Professionalität. Jegliches Engagement ging ihnen ab, Anicic hatte meist Mühe, sich aus dem Abseits zu schleppen, Becker ist meilenweit von der Form bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Dresden entfernt. Einer der Sieger dieses Testspiels war somit Jan Furtok, der mangels Konkurrenz seinen Stammplatz neben dem Ghanaer sicher haben dürfte. Auch Dirk Wolf sah bei dem Hattrick des Russen Dimitri Petrenko nicht glücklich aus, wurden doch alle drei Treffer auf seiner, der linken Seite vorbereitet.

Mühe gaben sich die WM-Teilnehmer Okocha und Gaudino, denen deutlich anzumerken war, daß ihnen noch die Bindung zum Spiel fehlt. „Da muß man Geduld haben", hofft Heynckes auf bessere Zeiten. Wenigstens trafen die beiden zur höchst „schmeichelhaften Führung" ins Tor, wobei den Frankfurtern das Kunststück gelang, innerhalb 45 Minuten zweimal aufs Mannheimer Tor zu schießen und 2:0 zu führen. Dabei hätten die Waldhöfer, denen Trainer Uli Stielicke ein dickes Lob spendete, schon in der ersten Halbzeit haushoch in Führung liegen müssen, aber Järvinen, Kirsten, Hayer und Zeyer scheiterten immer wieder an Torhüter Köpke. „Wir haben anfangs ungeordnet und viel zu offen gespielt", mäkelte Heynckes an der Abwehrkette mit Bommer, der noch einer der engagiertesten war, Kientz, Roth und Wolf herum. Im Mittelfeld unterliefen Falkenmayer viele Abspielfehler, an Penksa, der im zweiten Abschnitt weiter hinten agierte, lief die Partie ziemlich vorbei.

So waren all jene die großen Gewinner, die bei sommerlichen Temperaturen erst gar nicht die Schuhe schnüren mußten. Die Eintracht habe zwar einen großen Kader, aber letztendlich, so Heynckes, „stellt sich jeder Spieler selbst auf". Wenn Okocha „Weltklasse spielt, dann spielt er in der Anfangsformation", da kümmere ihn auch ein etwaiges Ausländerproblem bei der Eintracht nicht. Nur spielt „Jay-Jay" derzeit halt noch nicht Weltklasse. Aber Jupp Heynckes mag sich trösten: In dieser Formation wird die Eintracht ein zweites Mal ohnehin nicht zusammenspielen. (Frankfurter Rundschau)


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