Stadtauswahl Dillenburg - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1996/1997

1:8

Termin: 13.07.1996
Zuschauer: 1.500
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Richter, 1:1 Urs Güntensperger; Maurizio Gaudino (3), , René Beuchel, Matthias Becker, Johnny Ekström, Timo Reuter

 

 

>> Spielbericht <<

Stadtauswahl Dillenburg Eintracht Frankfurt

eingesetzt u.a.:

Trainer

Trainer



('Frankfurter Neue Presse' vom 15.07.1996)

 

Hattrick von Gaudino, Zoff um Rossi

Zurück aus Seefeld konnten die Profis erst einmal kurz Luft holen, müssen dafür aber nach zwei freien Tagen am Samstag ran. Direkt nach dem Vormittagstraining geht es in den Lahn-Dill-Kreis, wo die Eintracht am Nachmittag zu einem Freundschaftsspiel gegen eine Dillenburger Stadtauswahl antreten wird. Neben dem angeschlagenen Schur und dem inzwischen abgereisten Gastspieler Marco Rossi muss Dragoslav Stepanovic heute auf Bommer verzichten, der sich eine Wadenzerrung zugezogen hat und auch Komljenovic klagt über Muskelprobleme. Ein Grund mehr für den Trainer, die Verpflichtung des italienischen Defensivspielers weiter lautstark zu fordern, um auf der linken Seite endlich die Experimente beenden zu können. Heute soll sich Roth auf dieser Position versuchen und Dickhaut wie schon gegen Traunstein als Libero vor Torhüter Nikolov agieren. Im Sturm beginnen Ekström und Güntensperger, die wohl auch beim Ligastart in drei Wochen die Nase vor Becker vorn haben werden.

Bis vor drei Jahren kickte der SSV Dillenburg noch in der Oberliga Hessen, musste sich aber nach massiven finanziellen Problemen vor drei Jahren aus der Oberliga zurückziehen und in der Kreisklasse neu beginnen. So besteht die Stadtauswahl, gegen die der Bundesliga-Absteiger auf dem Sportgelände “An der Bleiche“ antritt, auch nur aus Kreisklassen- und Bezirksliga-Kickern. Dennoch schaffen die es in der Anfangsphase, die Frankfurter auf dem falschen Fuß zu erwischen und zur Freude der rund 1500 Zuschauer durch Richter mit 1:0 in Führung zu gehen. Doch der Jubel ist nur kurz, denn die Eintracht hat heute Spaß am Spiel gegen die Freizeitfußballer. Besonders Gaudino zeigt sich von seiner besten Seite und sorgt mit drei Treffern zwischen der 53. und 68. Spielminute für einen lupenreinen Hattrick. Die weiteren Tore zum 8:1-Endstand erzielen in dem insgesamt einseitigen Spiel Güntensperger, Beuchel, Ekström, Becker und Reuter.


Zoff um Rossi: Stepanovic platzt der Kragen

Händeringend suchen sie nach einer Alternative für Ralf Weber auf der linken Seite. Marco Rossi ist sie, erklärt Dragoslav Stepanovic und Manager Hölzenbein unterstützt ihn dabei: “Wir brauchen Rossi. Es wäre fahrlässig, diese Chance nicht zu nutzen, zumal er uns weniger als eine halbe Million Mark kosten würde. Doch sie machen ihre Rechnung ohne den vor drei Tagen gewählten neuen Verwaltungsrat des Vereins, der dies vorläufig ablehnt und “den schwarzen Peter“ an Interims-Präsident Dieter Lindner weitergibt. Der kann die Entscheidung des Gremiums angesichts der traurige Kassenlage nur unterstützen, ergänzt aber: "Es sei denn, es taucht plötzlich ein Sponsor auf."


Raucht vor Zorn ...

Das wiederum lässt Dragoslav Stepanovic stinksauer werden: "Wenn ein Verwaltungsrat diesen Einstieg feiert, dann ist das eine Bankrotterklärung. Der bisherige unfähige Verwaltungsrat ist weg, aber der neue ist genauso talentiert. Ich kenne keinen dieser Herren, aber ich will auch keinen kennenlernen." Die sonoren Herren bleiben ob der Wortwahl des Serben zwar gelassen, zumal sich Stepanovic dafür entschuldigt, doch Günter Metz, der Vorsitzende des Verwaltungsrates bekräftigt noch einmal: “Es ist eine sehr kritische Situation, in der sich die Eintracht befindet. Die Schulden sind hoch, die zu erwartenden Einnahmen gering. Die Organisation des Klubs bedarf dringend einer Anpassung an Zweitligaverhältnisse.“ Auch Interimspräsident Lindner unterstützt dies: “Wir haben knapp 7 Millionen Mark Schulden und einen ausgeglichenen Etat. Das heißt, dass wir am Saisonende keine Mark den Banken zurückgeführt haben." Manager Hölzenbein ist wenig erfreut über die Entscheidung der Gremien und schließt seinen Rücktritt nach einem Gespräch mit Dieter Lindner und Schatzmeister Knispel nicht mehr aus.

Vier Wochen später, nach der Zweitliga-Heimpremiere gegen Zwickau sieht das Ganze schon anders aus: "Es ist nicht so, dass wir im Geld schwimmen, aber bei der Überprüfung der Finanzen haben wir festgestellt, Rossi war noch drin. Die sportliche Notwendigkeit war sowieso vorhanden", erklärt Interims-Präsident Dieter Lindner, während Manager Hölzenbein mit dem 32-Jährigen Italiener eine Woche später den Vertrag unterschreiben wird. Soviel vorweg, die erhoffte Verstärkung wird Rossi nicht werden. Nach 14 Spielen für die Eintracht wechselt der Italiener nach der Saison zum italienischen Erstligisten FC Piacenza. (tr)

 

 

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