Eintracht Frankfurt - FSV Zwickau

2. Bundesliga 1996/1997 - 2. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: 07.08.1996
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Buchhart (Schrobenhausen)
Tore: 0:1 Danilo Kunze (12.), 1:1 Johnny Ekström (43.), 2:1 Maurizio Gaudino (53.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FSV Zwickau

 


  • Oleg Karawajew
  • Bernd Tipold
  • Jan Seifert
  • Murat Jasarevic
  • Jens Härtel
  • René Hecker
  • Hans-Uwe Pilz
  • Torsten Viertel
  • Lars Hermel
  • Jörg Kirsten
  • Danilo Kunze

 

Wechsel

Wechsel

  • Sven Günther für Bernd Tipold (61.)
  • Boris Lucic für Torsten Viertel (74.)
  • René Troche für Murat Jasareviv (82.)

Trainer

Trainer

  • Joachim Streich

 

 

Kartenchaos beim Premiere-Heimspiel

"Wir wollen den Zuschauern von der ersten Minute an zeigen, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Wir suchen den Platz an der Sonne, denn in dieser Mannschaft steckt viel mehr, als viele glauben“, trommelt Dragoslav Stepanovic eifrig in die Mikrophone. Schließlich gilt es, wie in Kaiserslautern die Zuschauer zu locken und hinter sich zu bringen. Auch an einem Mittwochabend zur Zweitligaheimpremiere im Waldstadion, zu der Geschäftsführer Romeiko 13.500 Zuschauer erwartet. Dazu aber später mehr… Zunächst muss der Trainer nämlich an seiner Mannschaft basteln, denn Zwickau schätzt er als extrem unangenehmen Gegner zum Auftakt ein: “Das ist eine Mannschaft, die aus Erfahrung besteht und auf Konter lauert." Um dem zu begegnen, baut er vor der Abwehr mit Dickhaut, Pejovic und Zchadadse auf den wieder genesenen Bommer, der zusammen mit Menze den Spielaufbau ordnen soll. Dafür muss Komljenovic auf die ungeliebte rechte Außenbahn und Roth auf die Ersatzbank. In der Offensive sollen Gaudino sowie die beiden Spitzen Ekström und Güntensperger für die ersten Heimtore sorgen.

Vor zwei Jahren sind sie nur dank des Lizenzentzuges von Saarbrücken nicht abgestiegen, dafür spielte der FSV in der letzten Saison lange um den Bundesligaaufstieg mit, um am Ende auf Rang 5 zu stehen. Auch in diesem Jahr wollen die Sachsen im oberen Drittel mitspielen, was sie beim souveränen 2:0-Auftakt gegen Waldhof Mannheim sogleich unter Beweis stellten. Mit Jasarevic, Härtel, Hecker und Danilo Kunze, der den verletzten Zwickauer Torjäger Mencel ersetzte, baute Trainer Gerd Schädlich gleich vier Neue zu Saisonbeginn ein, die allesamt überzeugten und so in Frankfurt von Beginn an ran dürfen. Um endlich den ersten Dreier im Jahr 1996 in der Fremde einzufahren und damit die elende Auswärtsschwäche abzulegen, die der stärksten Vorjahresheimmannschaft letztlich den Aufstieg kostete.

Während des Warmspielens verlieren sich nicht die vom Geschäftsführer erhofften 13.500, sondern höchstens 7.000 Zuschauer im Waldstadion. Doch der Grund liegt nicht am fehlenden Interesse, sondern an der Frankfurter Schlamperei. Der Vorverkauf war bereits schlecht organisiert, es wurden viel zu wenig Stehplatzkarten gedruckt und nun ist auch noch kaum ein Kassenhäuschen geöffnet, so dass Tausende erst kurz vor Spielbeginn auf ihre Plätze strömen und ebenso viele draußen in langen Schlangen vor den Eingängen harren oder bereits frustriert von dannen schleichen. “Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, scherzt Geschäftsführer Detlev Romeiko auf den VIP-Rängen während des Spiels, was nicht nur die Offiziellen der Eintracht wenig witzig finden. So setzt Interimspräsident Lindner alle Drähte in Bewegung, damit die draußen wartenden Anhänger nun kostenlos die Eingangstore passieren können. So sind es immerhin offiziell 19.000 Zuschauer, die die Premiere in der zweiten Halbzeit verfolgen werden.

Die draußen wartenden Zuschauer verpassen zumindest auf dem Rasen wenig, denn wie erwartet igeln sich die Sachsen in der eigenen Hälfte ein, während die Eintracht mit spielerischen Mitteln versucht, in die Nähe des Strafraums zu kommen. Das sieht zwar schön aus, wie der Ball durch die eigenen Reihen läuft, doch Gefahr für das von Karawajew gehütete Tor entsteht nur bei einem überraschenden Pass von Menze auf Ekström, der jedoch freistehend am 35-jährigen Litauer scheitert (9.). Von den lauernden Gästen ist bis zur 12. Minute überhaupt nichts zu sehen, bis Pejovic vor dem eigenen Strafraum ein folgenschwerer Fehlpass unterläuft. Jörg Kirsten kann in den Ball spritzen und sofort quer auf Kunze legen, den Dickhaut kurz aus den Augen verloren hat. Jedoch lange genug, damit der 25-jährige Stürmer sich durchsetzen kann, um die Kugel durch die Beine von Nikolov zum 1:0 im Kasten zu versenken.

Wasser auf die Mühlen von Gerd Schädlich, der seine Blauhemden nun noch weiter nach hinten positionieren lässt und sich die Frankfurter die Zähne am robusten sächsischen Abwehrbollwerk ausbeißen. Immer wieder ist ein Bein dazwischen, wenn Menze oder Gaudino zum Pass in den Strafraum ansetzen. Und als Komljenovic sich im Strafraum endlich einmal durchsetzen kann und zum Schuss ansetzt, wird er von Viertel zu Fall gebracht, was Schiedsrichter Buchhart allerdings geflissentlich übersieht (23.). Kurz darauf ist es schon wieder vorbei für Bommer, der mit einem Muskelfaserriss vom Platz humpelt, so dass Dworschak für die rechte Seite kommt und Komljenovic vor die inzwischen weitgehend beschäftigungslose Abwehr rückt (32.). Denn die Eintracht drückt weiter, zeigt den im letzten Jahr so vermissten Biss und Einsatz, auch wenn spielerisch nicht alles rund läuft. Erneut scheitert Ekström freistehend an Karawajew, doch beim dritten Versuch macht er es endlich besser. Nach einem langen Pass von Zchadadse kann der Schwede die Kugel trotz zweier Gegenspieler gekonnt annehmen, mit einer Drehung in den Strafraum ziehen, schießen und treffen (43.). "Er war heute der Mann. Er hat heute das gespielt, was ich mir wünsche", lobt Dragoslav Stepanovic seinen Stürmer für eine bislang engagierte Leistung.

Für die Gäste hat er hingegen weniger Beifall übrig: "Die Zwickauer stehen ja nur hinten drin, aber da müssen wir eben cleverer spielen." Zumindest bemühen sie sich in der zweiten Halbzeit, den Druck aufrecht zu erhalten und kombinieren teilweise sehr ansehnlich. Schön wird es in der 53. Minute, als Dickhaut einen herrlichen Pass in den Lauf des auf halbrechts startenden Gaudino spielt. Der Mexiko-Rückkehrer denkt kurz “Oh mein Gott, jetzt musst du mit rechts schießen“, fackelt dann aber nicht lang und setzt das Leder mit einem trockenen Flachschuss zur 2:1-Führung ins linke Toreck.

Mit der Führung im Rücken spielt die Eintracht munter nach vorne, auch wenn einige Pässe ein wenig naiv wirken und so manche Aktion zu hektisch abgeschlossen wird. Doch die schwächer werdenden Sachsen lassen all dies zu. Nur ein beruhigendes Tor will einfach nicht gelingen. Auch nicht, als Güntensperger sich mit schnellem Antritt auf der linken Seite durchsetzt und in den Strafraum sprintet. Denn sein geschlenzter Schuss aus spitzem Winkel streicht um Stollenbreite am langen Toreck vorbei (69.). So verrinnen die Minuten, die Frankfurter bleiben drückend überlegen. Zunächst jedenfalls.

Denn in den Schlussminuten setzt Zwickau noch einmal zum Schlussspurt an und prompt schleichen sich ein paar Unachtsamkeiten in der erneut umgestellten Abwehr ein, in der jetzt Roth für Komljenovic spielt, der sich eine Leistenzerrung zugezogen hat. Es darf heftig gezittert werden auf den Rängen, als sich Kunze im Halbfeld durchsetzt und abzieht. Aber der Hammer aus gut zwanzig Metern prallt zum Glück nur gegen die Latte und kann dann geklärt werden (84.). Zwickau drückt weiter, die Nerven werden beansprucht, aber zu mehr reicht es zum Glück nicht mehr. Erstmals seit dem 27. April kann wieder ein Heimsieg - der dritte im Jahr 1996 - bejubelt werden. Damit hat die Eintracht nach dem zweiten Spieltag ebenso wie sechs andere Mannschaften vier Zähler auf dem Konto, während Aufstiegskandidat Uerdingen bereits die zweite Niederlage einstecken muss.


Romeiko entschuldigt sich und die Eintracht gelobt Besserung

Nach der Posse um die Eintrittskarten und die flapsige Bemerkung von Geschäftsführer Detlev Romeiko wird vom Präsidium sofort eine Sitzung einberufen. Romeiko entschuldigt sich in einer Presseerklärung bei den Fans und die Eintracht gelobt Besserung, was angesichts der zahlreichen Entlassungen auf der Geschäftsstelle nicht allzu leicht fällt: "Wir haben einen Fehler gemacht, und wir werden uns bemühen, dass so etwas in Zukunft nicht wieder geschieht. Aber es ist derzeit nur eine Person da, die den Kartenvorverkauf abwickeln kann. Und die muss gleichzeitig die Leute bedienen, die ihre Karten persönlich abholen und diejenigen, die telefonische Bestellungen aufgeben", erklärt Bernd Hölzenbein, verspricht aber: “Für das nächste Heimspiel werden genug Eintrittskarten gedruckt.“ Na immerhin. (tr)


Stimmen zum Spiel

Dragoslav Stepanovic: "Als wir am Ende hektisch wurden, habe wir zwar gezittert. Aber mit Kampf und Einsatzwillen hat die Mannschaft das Spiel heute noch umgebogen und verdient gewonnen. Man hat gesehen, dass die Mannschaft das Zeug dazu hat, um die ersten drei Plätze zu kämpfen."

Manager Bernd Hölzenbein: "Das war heute ein Schlüsselspiel. Ich darf gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn wir verloren hätten. Auch wenn manches optisch noch nicht so gut ausgesehen hat, ist mit dem Sieg auch für mich persönlich das Tal durchschritten. Es deutet sich eine Trendwende nach oben ab und auch unsere kritisierten Neuzugänge haben sich prima geschlagen.“

Mirko Dickhaut: “Das war ein Sieg für das Selbstvertrauen.“

 

 

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