FC Gütersloh - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 1997/1998 - 9. Spieltag

0:0

Termin: So 05.10.1997 15:00
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Ralf Hilmes (Nordhorn)
Tore: ./.

 

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FC Gütersloh Eintracht Frankfurt

  • Adam Matysek
  • Jens Tschiedel
  • Rob Reekers
  • Janosch Dziwior
  • Frank Scharpenberg
  • Willi Landgraf
  • Dirk Flock
  • Christian Meyer (75.)
  • Wojchiech Choroba
  • Angelo Vier
  • Alexander Löbe

 


 

Wechsel

  • Vlado Papic für Alexander Löbe (46.)
  • Uwe Weidemann für Wojchiech Choroba (73.)

Wechsel

Trainer

  • Johannes Linßen

Trainer

 

Ein komisches Spiel mit komischem Schiedsrichter

Am Tag nach der ersten Saisonniederlage kommt kein Ball im Training zum Einsatz. Horst Ehrmantraut redet, gestikuliert und analysiert gleichzeitig. "Es gab nichts, was nicht angesprochen worden ist", berichtet Kapitän Ralf Weber, die “mangelnde Aggressivität und die fehlende Bindung zwischen den Mannschaftsteilen wurden ausgiebig angesprochen. Das waren nicht wir, die in Jena gespielt haben." Doch nach dieser Gardinenpredigt gilt die gesamte Aufmerksamkeit wieder dem kommenden Spiel beim Tabellenvierten aus Gütersloh, während nicht nur Cengiz nach der ersten Saisonniederlage mit den Hufen auf einen Starteinsatz scharrt. Auch Dirk Wolf drängt, dem der Trainer bescheinigt, “ganz nah am Team dran“ zu sein: “Wenn ich wieder einmal von Beginn spielen darf, werde ich den Trainer überzeugen und mich derart aufdrängen, dass er nicht um mich herum kommt.“

Aber Horst Ehrmantraut denkt nicht an Änderungen in der Startelf, zumal Janßen seine Achillessehnenprobleme überwunden zu haben scheint, sondern hofft, dass die Mannschaft das umsetzt, was sie intern versprochen hat: “Ich rechne mit einem heißen Tanz.“ Dem will sich die Mannschaft stellen, meint Oka Nikolov: “Wir haben etwas gutzumachen. Und die Möglichkeit zu zeigen, dass unsere verschworene Gemeinschaft tatsächlich hält und wir als Mannschaft nicht auseinanderbrechen. Wir wollen unsere Tabellenführung untermauern und das schaffen wir auch.“ Und zwar mit der gleichen Mannschaft wie am letzten Spieltag.

Nach einer absolut chaotischen Saison mit dem Besuch der Steuerfahndung und dem vorübergehenden Lizenzentzug, der mit einem Drei-Punkte-Abzug sanktioniert wurde sowie dem folgenden Notverkauf der drei Leistungsträger Böger, Bonan und van der Veen scheint die Sonne wieder in Gütersloh. Die Neuen haben sich voll integriert, so dass der Zweckpessimismus von Trainer Hannes Linßen, der unkt: “Wir werden wieder vom ersten bis zum letzten Spieltag um den Abstieg spielen“, nicht begründet zu sein scheint. Denn still und heimlich haben sie sich nach dem achten Spieltag auf Rang Vier vorgeschoben, was auch den Erwartungen der Clubführung entspricht. Gar nicht überraschend ist dies für den Frankfurter Kapitän Ralf Weber, der Gütersloh bereits vor der Saison als Geheimfavorit für den Aufstieg sah. Auch für den Medienberater des FC kommen die Leistungen nicht von ungefähr. Und er kennt sich aus, 48 Zweitligaspiele bestritt er für die Ostwestfalen und war dort bis 1989 auch Trainer. Überraschen würde den 49-jährigen Heribert Bruchhagen hingegen, wenn ihm jemand voraussagen würde, dass er ab Dezember 2003 Vorstandsvorsitzender der Eintracht sein wird.

Doch zurück zum Spiel, bei dem FC-Trainer Linßen seine Mannschaft verletzungsbedingt ändern muss. Für den angeschlagenen Weidemann und den verletzten Schürmann kommen Choroba sowie Meyer und neben Angelo Vier stürmt Alexander Löbe. Wie von Horst Ehrmantraut angekündigt, entwickelt sich das Spiel von Beginn an zu einem offenen Schlagabtausch. Die Eintracht versucht das Spiel unter Kontrolle zu bekommen und bestimmt mit schnellem Passspiel zwar das Mittelfeld, doch Gütersloh hält mit viel Einsatz und einem dichten Abwehrriegel dagegen, um bei jeder sich bietenden Lücke schnell nach vorne zu stoßen. Und zwar präzise im Gegensatz zu den doch recht ungenauen Angriffsversuchen der Frankfurter in der Anfangsphase. So kann Dziwior nach einem langen Pass mit einem kurzen Haken Kutschera versetzen und in die Mitte ziehen, doch Nikolov reagiert blitzschnell und kann den Schuss des Außenverteidigers zur Ecke klären (8.). Es bleibt brenzlig im Gästestrafraum, nur zwei Minuten später kommt Landgraf zu zwei guten Möglichkeiten, scheitert aber am Torhüter und an der Größe des Kastens.

Aber auch die Eintracht legt jetzt einen Zahn zu und kommt sogleich zu einer ersten Chance durch Gebhardt, der sich mit viel Einsatz nach einem gelungenen Beinschuss bei Reekers in den Strafraum dribbelt, aber am reaktionsschnellen Matysek im Kasten scheitert (18.). Sie bleiben am Drücker, erspielen sich ein Eckenverhältnis von 6:1, doch noch gibt es kaum ein Durchkommen in den Sechszehner gegen die teilweise überhart einsteigenden Ostwestfalen. So ergibt sich die nächste Möglichkeit durch einen Freistoß von Sobotzik aus zwanzig Metern, den Matysek um den Pfosten lenken kann (25.). Der Torhüter bleibt weiterhin im Mittelpunkt und muss sich mit Gebhardt auseinandersetzen, der von seinen Vorderleuten kaum zu halten ist. Der aber trifft bei seiner nächsten Chance den Ball nicht richtig um nur eine Minute später an Matysek zu scheitern (30.). Aber trotz der Überlegenheit bleiben die Frankfurter hinten für Konter anfällig. Zunächst kann Zampach in höchster Not für seinen geschlagenen Torhüter klären, als er einen Schuss von Angelo Vier von der Linie schlägt und dann ist es der Pfosten, der bei einem Hammer von Choroba rettet (35.).

Das Spiel wird immer hektischer und Schiedsrichter Hilmes hat alle Hände voll zu tun, die Kontrahenten zu beruhigen. So verteilt er innerhalb von nur fünf Minuten gleich drei gelbe Karten an Schur, Epp und den Gütersloher Scharpenberg, bevor es mit dem 0:0 in die Halbzeitpause geht. Doch auch nach dem Wechsel bleibt es zerfahren, da immer wieder Fouls und kleinere Nicklichkeiten den Spielfluss unterbrechen. Dennoch kommen Houbtchev mit einem abgefälschten Schuss aus dem Halbfeld und Sobotzik, dessen Schlenzer nach Flanke von Weber nur knapp das Tor verfehlt, zu weiteren Möglichkeiten, während auf der anderen Seite Meyer seinen Kopfball nur um Zentimeter über die Latte setzt (66.).

Nachdem Wolf für Janßen, der sich eine Oberschenkelzerrung zugezogen hat, in die Partie kommt, wird es richtig unschön. Zunächst holt Meyer den in der 60. Minute für Epp gekommenen Mehic mit einem Ellbogencheck von den Beinen, was dieser nur “als ganz normalen Zweikampf, aber auf gar keinen Fall als Tätlichkeit“ ansieht. Schiedsrichter Hilmes sieht es anders und schickt ihn mit Rot vom Platz (75.), um nur zwei Minuten später bei einem Schlag von Vier gegen Kutschera wegzusehen. So bleibt es ruppig, während das Spiel weiter hin und her wogt, bevor der Schiedsrichter in der 81. Minute wieder für Gleichstand auf dem Rasen sorgt. Als Scharpenberg auf der linken Seite durchmarschiert, setzt Weber ihm nach und will grätschen, zieht aber im letzten Moment das Bein weg. Doch Scharpenberg hakt ein, fällt und der Schiedsrichter darauf rein, um Weber mit Gelbrot vom Platz zu schicken (81.). "Ich habe ihn nicht berührt. Ein guter Schiedsrichter muss sehen, was da gespielt wird“, beklagt sich Weber, während Horst Ehrmantraut deutlicher wird: "Er hat viele entscheidende Situationen falsch gesehen. Oft war es genau andersherum. Das schreit doch zum Himmel."

Dafür steht der Gescholtene vier Minuten später goldrichtig, als Reekers Sobotzik beim Versuch, an einen Kopfball zu kommen, von hinten klammert und ins Straucheln bringt. Sofort zeigt er auf den Elfmeterpunkt und Sobotzik schnappt sich die Kugel, um den Strafstoß selbst auszuführen. Er zirkelt ihn in die rechte untere Ecke, aber eben dies hat Matysek geahnt und kann parieren. “Ich mache dem Thomas keinen Vorwurf, der Ball war platziert geschossen, aber auch sehr gut gehalten“, meint Horst Ehrmantraut, während Sobotzik enttäuscht mit den Schultern zuckt: "Heute ist eben er der Held."

In der Tat, denn danach ist Schluss und die Eintracht bleibt Tabellenführer mit zwei Punkten Vorsprung auf den neuen Zweiten Uerdingen, dem nächsten Gegner nach der Länderspielpause. Neuer Tabellendritter mit 17 Punkten ist Freiburg, während Gütersloh mit 14 Zählern auf Platz 4 bleibt. (tr)


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: "Es war ein komisches Spiel mit einem komischen Schiedsrichter. Danke."

Hannes Linßen, Trainer FC: “Mit dem Resultat bin ich nicht zufrieden. Frankfurt hat das Spiel zwar weitgehend bestimmt, aber wir hatten die besseren Chancen. Nun wollen wir so lange wie möglich oben dran bleiben.“

Präsident Rolf Heller: "Vor der Partie wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen. Mit der Leistung war ich es. Die Mannschaft ist nicht mehr mit jener aus dem vergangenen Jahr zu vergleichen. Mit ihr wären wir hier heute untergegangen."

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