SpVgg Greuther Fürth - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 1997/1998 - 13. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: So 09.11.1997 14:30
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Michael Malbranc
Tore: 1:0 Milan Kerbr (53.), 2:0 Jochen Weigl (59.), 2:1 Thomas Sobotzik (65.)

 

>> Spielbericht <<

SpVgg Greuther Fürth Eintracht Frankfurt

  • Günther Reichold
  • Petr Skarabela
  • Dieter Probst
  • Max Eberl
  • Jochen Weigl
  • Markus Lotter
  • Domenico Sbordone
  • Dirk Anders
  • Janos Radoki
  • Frank Türr
  • Alexander Dürr

 


 

Wechsel

  • Milan Kerbr für Alexander Dürr (46.)
  • Rachid Azzouzi für Frank Türr (78.)

Wechsel

Trainer

  • Benno Möhlmann

Trainer

 

Ohne Stürmer hilflos

Ein bisschen nervös sind sie in Frankfurt nach nur drei Punkten aus den letzten fünf Begegnungen, zudem schwinden bei einigen Spielern die Kraftreserven und im Sturm hakt es seit dem Ausfall von Güntensperger heftig. Doch trotz der Appelle des Trainers für weitere Verstärkungen kann das Präsidium angesichts der noch immer finanziell sehr angespannten Lage nur abwinken. “Der Verein ist noch auf dem Weg, Dinge aus der Vergangenheit zu reparieren“, erklärt Horst Ehrmantraut daher ein wenig frustriert, um sein Team darauf einzustimmen, das “Glück notfalls zu erzwingen“ und erinnert die Spieler vor der Begegnung beim Tabellenelften aus Fürth an ihre Tugenden “Einsatz“ und “mannschaftliche Geschlossenheit“. Die auch bitter nötig sein werden, denn Janßen ist aufgrund seines im letzten Spiel erlittenen Muskelfaserrisses noch nicht einsatzfähig, so dass Sobotzik wieder im offensiven Mittelfeld agieren wird und Cengiz zu seinem zweiten Einsatz von Beginn an neben Epp kommen wird.

Weit weniger Personalsorgen haben sie unterdessen in Mittelfranken, wo Mitte Oktober nach der Entlassung von Armin Veh und seinem Co-Trainer Geyer der Ex-Braunschweiger Trainer Benno Möhlmann das Zepter übernahm und sich gleich gut einführte. Denn in den drei Begegnungen unter seiner Führung holte der Aufsteiger drei Siege, kassierte nicht ein Gegentor und kletterte folglich von Rang 18 auf Platz 11. Auch ein Ergebnis der taktischen Disziplin, auf die Möhlmann mehr Wert legt als sein Vorgänger, der “schon einmal ein Auge zudrückte, wenn seine Elf attraktiven, weil offensiven Fußball geboten hatte“, wie das kicker-Sportmagazin die jüngsten Erfolge des Aufsteigers resümiert. Auch heute werden daher Lotter und Sbordone, der in der Abstiegssaison 1995/96 bei der Eintracht zu sieben Ligaeinsätzen kam, als zusätzliches Bollwerk vor der Dreierabwehr auflaufen, um die avisierten “1000 Minuten sauber zu bleiben“, wie Libero Skarabela grinsend erklärt.

Es ist ein langweiliges Spiel vor 12.000 Zuschauern. Die Hausherren versuchen erst einmal, den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen, um verstärkt über die rechte Seite mit Weigl und dem aufrückenden Lotter erste Nadelstiche zu setzen, während die Eintracht in der Abwehr zwar gut sortiert steht, im Mittelfeld aber seltsam pomadig spielt, so dass Epp und Cengiz in der Spitze völlig abgemeldet sind. So dauert es bis zur 29. Minute, bis Sobotzik Cengiz auf die Reise schickt, der in den Strafraum dringt, sich aber ohne allzu große Gegenwehr von Probst den Ball abjagen lässt. Auf der anderen Seite wird es nach einer Flanke von der rechten Seite weitaus gefährlicher, aber Nikolov reagiert glänzend, als Anders vor der Fünfmeterraumlinie abzieht (30.).

Die Hausherren bestimmen weiterhin das Spiel, doch der letzte Pass in die Spitze ist zum Glück meist zu ungenau, als dass diesen einer der beiden Spitzen unter Kontrolle bekommen oder gar eine Torchance kreieren könnte. Bei den Frankfurtern hingegen sind Epp und Cengiz gleich vollständig abgetaucht, so dass es Zampach einfach mal mit einem Gewaltschuss aus halbrechter Position versucht, den Reichold allerdings über die Latte fausten kann (38.). Mehr gibt es nicht zu berichten über die schlechteste Halbzeit der Frankfurter in dieser Saison.

Wer aber nach dem Seitenwechsel den großen Ruck bei den Gästen erwartet hatte, sieht sich bitter enttäuscht. Weiterhin agieren sie verschlafen und bisweilen konfus, während Fürth, bei denen mit Kerbr für Dürr ein neuer Stürmer kam, die Gunst der Stunde nutzt und seine Angriffsbemühungen verstärkt. Mit Erfolg, denn nachdem Schur in der Vorwärtsbewegung den Ball Lotter in die Beine spielt, ist es geschehen. Der 28-jährige schlenzt das Leder in den Strafraum, Kerbr ist mit dem Kopf zur Stelle und es steht 1:0 für Greuther Fürth (51.). Jetzt hängen sie, die Schultern der Adler. Es geht einfach kein Ruck durch die Mannschaft, auch wenn sie sich jetzt gegenseitig immer häufiger anpflaumen und sich Houbtchev Cengiz greift, der völlig unbeteiligt auf dem Rasen herum trabt. So passiert, was die meisten geahnt haben. Im Mittelfeld hat Sbordone den Ball und die Zeit, ihn sich zurecht zu legen, um ihn genau zum startenden Weigl zu schlenzen. Der lässt sich dieses Geschenk nicht entgehen und erhöht mit einem satten Schuss auf 2:0 für die Hausherren (59.).

Horst Ehrmantraut reagiert sofort und wechselt seinen Sturm aus, der dieses Prädikat heute absolut nicht verdient. So kommen Wolf und Mehic in die Partie, so dass Sobotzik jetzt als zweite Sturmspitze agiert, Weber ins zentrale Mittelfeld rutscht und Wolf neben Schur agiert (59.). Die Auswechslungen und die lauten Worte auf dem Feld sowie von der Bank scheinen Wirkung zu zeigen, wie auch der Trainer feststellt: “Wir haben dann begonnen, Fußball zu spielen. Manchmal ist das gegenseitige Angiften ganz in Ordnung, zumal wir in der Vergangenheit oft viel zu brav waren.“ Tatsächlich setzt sich Gebhardt jetzt auf der linken Außenbahn durch und flankt zielgenau in den Strafraum, wo Sobotzik heran rauscht und das Leder zum 1:2-Anschlusstreffer versenkt (65.).

Endlich sind sie aufgewacht, nun drängen die Frankfurter die Hausherren in die eigene Hälfte. Doch weiterhin fehlt jeglicher Spielwitz, immer wieder wird es mit der Brechstange oder mit hohen Flanken in den Strafraum versucht. So bringt Horst Ehrmantraut Amstätter für Zampach, doch nachdem Mehic kurz vor Schluss nach einer Ecke von Weber den im Strafraum umhertrudelnden Ball zwar stoppen, aber aus fünf Metern Torentfernung nicht im Kasten unterbringt, ist die dritte Saisonniederlage perfekt.

Da Gütersloh und Freiburg ihre Spiele jeweils gewinnen können, rutscht die Eintracht erstmals in dieser Saison aus den Aufstiegsrängen auf Rang vier. Punktgleich mit Nürnberg, dass sein sechstes Spiel in Folge gewinnen konnte.


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: "Wir haben eine Stunde lang sehr schwach gespielt, haben das Spiel von hinten heraus nicht aggressiv genug aufgebaut und sind im Mittelfeld zu lange mit dem Ball gelaufen. Zudem hat das Tempo nicht gestimmt, das waren nur 70 bis 80 Prozent des maximal Möglichen. Wir müssen uns Gedanken machen, wollen wir so weitermachen oder wollen wir eine Perspektive haben?"

Thomas Sobotzik: “Es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, unsere Ausgangslage ist immer noch nicht schlecht. Aber wir können uns das auch nicht schönreden. Und wenn wir uns gegenseitig kritisieren, darf keiner beleidigt sein.“

Präsident Horst Heller: "Die Niederlage in Fürth hat nicht erst die Erkenntnis geschaffen, dass wir etwas tun müssen. Aber ich warne davor, jetzt Aktionismus vorzutäuschen. Wir müssen das Risiko eingehen zu warten, bis wir einen Spieler finden, der finanzierbar ist und die Mannschaft auch verstärkt.“


Ehrmantraut mistet aus, kommt Gaudino doch?

Bereits vor sechs Wochen hatte der Trainer mit einigen Spielern gesprochen, um ihnen “eine letzte Chance zu geben. Wer sie nutzt, der darf bleiben. Wer nicht, wird bei mir keine Berücksichtigung mehr finden. Da bin ich knallhart." Während der Länderspielpause, in der Horst Ehrmantraut auf ein Testspiel verzichtet, damit die Spieler ihre Kräfte sammeln können, greift er durch: "Meine Entscheidung ist gefallen. Ich habe mit den betroffenen Spielern gesprochen. Namen will ich aber noch keine nennen.“ Doch es sickert schnell durch, dass es die beiden Albaner Edi Martini und Adrian Dashi, das ewige Talent Thorsten Flick und der torlose Torjäger Hakan Cengiz sind, die der Trainer schnellstmöglich abgeben will.

Unterdessen kommt es in Baden-Baden zu einem ersten Treffen zwischen Präsident Heller, Schatzmeister Patella und dem in Basel so unglücklichen Maurizio Gaudino, der bereits mit Hertha BSC Berlin in Verhandlungen steht, aber unbedingt wieder nach Frankfurt möchte. Doch drei Tage später sagt ihm die Eintracht ab, erklärt Präsident Heller: “Der für einen Wechsel notwendige Gesamtkonsens ist nicht gefunden worden.“ Was so viel bedeutet, wie: Zum einen gibt es Widerstände in der Mannschaft und auch finanziell ist die Verpflichtung für die Eintracht nicht zu realisieren. “Die letzte Entscheidung lag bei mir und ich habe sie gegen Maurizio Gaudino getroffen“, spricht Horst Ehrmantraut Klartext. So geht die Suche weiter. Eine Verpflichtung von Stürmer Emir Dzasic von NK Beltinci, der bereits im Oktober im Probetraining war, zerschlägt sich ebenso wie ein Kauf des Verteidigers Michael Köpper vom VfL Lübeck und des Stürmers Boris Sorgic aus Novi Sad. (tr)

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