Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

2. Bundesliga 1997/1998 - 23. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Mo 23.03.1998 19:30
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin)
Tore: 1:0 Thomas Sobotzik (3.), 2:0 Thomas Zampach (60.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SC Freiburg

 

     

  • Timo Reus
  • Stefan Müller
  • Steffen Korell
  • Torben Hoffmann
  • Damir Buric
  • Levan Kobiaschwili
  • Marco Weißhaupt
  • Zoubaier Baya
  • Michael Frontzeck
  • Mehdi Ben Slimane
  • Alexander Iaschwili

 

Wechsel

Wechsel

  • Miran Pavlin für Michael Frontzeck (30.)
  • Uwe Wassmer für Mehdi Ben Slimane (46.)
  • Ralf Kohl für Damir Buric (74.)

Trainer

Trainer

  • Volker Finke


 

Freiburg mal eben überrumpelt…

Das hat sich der hr-Sportkalender natürlich anders vorgestellt, als er die Trainer des Montags-Spitzenspiels für den Sonntagabend eingeladen hat und nur Volker Finke zusagt. “Kein Rededuell, ich erwarte von meinen Jungs volle Konzentration auf das Spiel, das muss ich sie selbst vorleben", richtet Horst Ehrmantraut aus, um sich voller Respekt über den kommenden Gegner zu äußern: “Freiburg hat zwar die bestbesetzte und spielstärkste Mannschaft der Liga, dennoch wollen wir das Spiel offensiv angehen, müssen aber höllisch auf Konter aufpassen“ und ergänzt mahnend: "Vor einem Monat schien Freiburg mit fünf Punkten Vorsprung schon durch, jetzt muss die Mannschaft nach einem Durchhänger nach hinten austreten. Zum Aufstieg braucht man 58 Punkte, da liegt auch vor uns noch eine harte Strecke."

Während der Trainer seine Aufstellung plant, hat auch Gaetano Patella basteln müssen. Sogar zweigleisig, denn die Eintracht hat ihre Lizenzunterlagen für die kommende Saison beim DFB eingereicht. “Wir sind praktisch schuldenfrei“, erklärt der Schatzmeister stolz, um auszuführen, dass sie im Aufstiegsfall mit einem Etat von 32 Millionen Mark und einem Zuschauerschnitt von 29.000 rechnen. Nicht mit seinem Einsatz hat hingegen Burhanettin Kaymak gerechnet, der neben Bindewald und Libero Houbtchev in der Abwehr beginnen wird, während Kutschera das defensive Mittelfeld verstärken soll. Darüber hinaus darf Gebhardt nach seiner vom Trainer verordneten Denkpause wieder auf der linken Außenbahn ran und Sobotzik spielt als hängende Spitze neben Epp, so dass für Zampach und Westerthaler zunächst nur ein Platz auf der Bank reserviert ist.

Ein Sieg aus den letzten fünf Spielen, dazu das magere 1:1 in der Vorwoche gegen Jena. Nicht eben viel für den souveränen Herbstmeister, doch beim Tabellendritten aus dem Breisgau bewahren sie die zumindest nach außen Ruhe. "Unsere magere Punkteausbeute in der Rückrunde täuscht über unsere guten spielerischen Leistungen hinweg und deswegen ist es auch nicht so, dass wir jetzt ängstlich wären. Denn wir brauchen nicht nach den anderen zu kucken, solange wir alles selbst in der Hand haben", meint der 33-jährige Michael Frontzeck stellvertretend für seine Mannschaft und hofft, dass es mit der Außenseiterrolle in Frankfurt “vielleicht wieder ein bisschen einfacher für uns wird.“ Zudem kann der SC nach dessen abgesessener Rotsperre wieder auf Torhüter Reus sowie die unter der Woche angeschlagenen Iashvili und Ben Slimane zurückgreifen, die zusammen mit Weißhaupt sowie Baya dafür gesorgt haben, dass Freiburg noch immer die torhungrigste Zweitligaoffensive hat.

Montagsverkehr und bundesligareifer Zuschauerandrang, noch immer stehen Hunderte vor den Toren, als die Eintracht bereits für einen wunderschönen Paukenschlag sorgt. Denn vom Anpfiff weg drängen die Frankfurter die Gäste weit in die eigene Hälfte und unterbinden jeden Angriffsversuch der Breisgauer bereits weit in deren Hälfte. Kaum 3 Minuten sind gespielt, als Sobotzik sich das Leder vor dem Strafraum erkämpft, sogleich drei Abwehrspieler wie lästige Slalomstangen umkurvt und den Ball am nur verdutzt dreinschauenden Torhüter vorbei ins Netz spitzelt. Zum 1:0 für die Eintracht, dass der Torschütze mit nacktem Oberkörper gebührend feiert und sogleich seine Kollegen anfeuert, weiter nach vorne zu spielen (3.).

Tatsächlich spielt die Eintracht forsch nach vorne, immer wieder geht es über Brinkmann und Gebhardt, der seine alte Form gefunden zu haben scheint. Doch bereits nach 17 Minuten muss Horst Ehrmantraut umstellen, denn Houbtchev humpelt nach einer Oberschenkelzerrung vom Platz. Weber rückt dafür auf die Liberoposition, Brinkmann nach halbrechts und Zampach kommt nun auf der rechten Außenbahn zum Einsatz. Nach der Zwangsumstellung ziehen sich die Frankfurter ein wenig zurück, so dass Freiburg nun im eigenen Mittelfeld nach Belieben kombinieren kann. Doch viel weiter kommen sie nicht, immer wieder ist ein Abwehrbein dazwischen, wenn sie es doch einmal nach vorne versuchen. Vor allem Kaymak macht eine glänzende Partie und lässt Iashvili so richtig alt aussehen. "Eine erstaunliche Leistung dieses jungen Mannes. Das war ganz stark, was der geboten hat", lobt Horst Ehrmantraut.

Aber auch die Eintracht kommt nicht mehr durch die engmaschige Freiburger Abwehr, so dass es Weber (21.) und Schur nach einer tollen Kombination über fünf Stationen (25.) ebenso wie auf der anderen Seite Kobiashvili nur mit Schüssen von der Strafraumgrenze probieren, die jedoch nicht für größere Gefahr sorgen. Nach einer halben Stunde muss schließlich auch Volker Finke umstellen, denn nach einem Zusammenstoß bei einem Kopfballduell mit Schur muss Frontzeck mit einem Jochbeinbruch vom Platz und Pavlin kommt neu in die Partie. Nachdem Freiburg durch Bayas Schuss in der 31. Minute zu seiner ersten und letzten halbwegs gefährlichen Chance kommt und auch die Eintracht keine Anstalten macht, Reus noch einmal zu überwinden, geht es mit der knappen Führung in die Pause.

Mit Wassmer im Sturm für Ben Slimane, der gegen Bindewald keinen Stich machte und scheinbar klingenden Ohren von der Kabinenansprache beginnen die Gäste die zweite Halbzeit mit sehr viel Druck, so dass sich erste kleine Lücken in der bis dahin sicheren Abwehr der Frankfurter offenbaren. So können sich Weißhaupt (51.) und Kobiashvili (52.) im Strafraum durchsetzen und abziehen, aber Nikolov pariert jeweils hervorragend. “Da stand das Spiel auf der Kippe“, urteilt Volker Finke, während bei der Eintracht Westerthaler für den angeschlagenen Epp ins Spiel kommt (53.) und Freiburg weiter Druck aufbaut.

Doch gleichzeitig Lücken in der Hintermannschaft offenbart, die die Eintracht zum Kontern einlädt, die es bislang aber nicht ausnutzt. Bis zur 60. Spielminute, als Weber einen Freistoß im Halbfeld schnell ausführt, der zunächst von den Breisgauern abgefangen wird. Zampach ist zur Stelle, erkämpft sich das Leder und schickt Westerthaler auf die Reise, der sich zuvor auf die rechte Außenbahn geschlichen hatte. Der schaut kurz in die Mitte und sprintet fast bis zur Torauslinie, um den Ball zurück auf den mitlaufenden Zampach zu legen, der seine klasse Leistung mit seinem ersten Saisontor zur 2:0-Führung krönt.

Während es "Nie mehr Zweite Liga" von den Rängen schallt, macht sich kurz nach der Führung Gebhardt auf dem Weg, die Führung weiter auszubauen, wird allerdings rüde von hinten von den Beinen geholt. Überhaupt gehen die Freiburger jetzt weniger spielerisch als vielmehr ruppig zu Werke, werden dafür aber viel zu wenig vom Schiedsrichter ermahnt. Aber auch die Brechstange nützt ihnen nichts, Kutschera und Schur stehen vor der Abwehr wie eine Wand und Wassmer gelingt es ebenso wenig wie Ben Slimane im ersten Abschnitt, sich gegen Bindewald durchzusetzen, während die Eintracht inzwischen gefährlich aber leider nicht konsequent genug kontern. So scheitern zwischen der 70. und 80. Minute erst Gebhardt, dann Westerthaler und schließlich Zampach sowie Weber an der Größe des Tores oder Keeper Reus. Dies spielt jedoch keine Rolle mehr, denn kurz nachdem Iashvili einen Knaller gegen die Latte setzt und Gebhardt Torhüter Reus noch einmal mit einem Kopfball prüft (89.), pfeift Schiedsrichter Fröhlich die Partie ab.

Nach dem fünften Sieg im sechsten Rückrundenspiel steht die Eintracht nunmehr an der Tabellenspitze mit 46 Zählern vor Nürnberg und Freiburg. Selbst der 1. FC Kaiserslautern, der letzte Saison einen Durchmarsch durch das Unterhaus vollbrachte, hatte zu diesem Zeitpunkt einen Zähler weniger. Der Vorsprung der Eintracht auf den Tabellenvierten Gütersloh beträgt bereits neun Punkte.


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: “Insgesamt war dies ein sehr glücklicher Sieg und es sind noch elf Spiele. Fußball ist harte Arbeit, kein Selbstläufer. Aber mit dieser Einstellung, Moral und diesem Willen kann man Berge versetzen.“

Alexander Schur: "Jetzt wollen wir auch aufsteigen. Das ist doch ganz klar."

Ralf Weber zu einer Vertragsverlängerung

“Im Falle des Aufstiegs ist es durchaus denkbar, dass ich bleibe. Die Eintracht hat einen Bonus gegenüber den Mitbewerbern aus der Bundesliga. Aber ich kann ablösefrei gehen und entsprechend gut verdienen. Das möchte ich in Frankfurt natürlich ebenfalls.“


Der Hessische Fußball-Verband verweigert Henry Nwosu die Spielerlaubnis

Er gilt als das größte Talent bei der Eintracht, doch spielen darf er nicht. Der Hessische Fußball- Verbandes (HFV) schließt sich der Auffassung von Verbandsjugendwart Wolfgang Schlosser an und verweigert dem 18 Jahre alten Nigerianer die Spielberechtigung für die Profimannschaft der Eintracht. Der HFV beruft sich auf Paragraph 18 a der HFV-Jugendordnung. Demnach sei es nicht möglich, einem Spieler des jüngeren A-Jugendjahrgangs eine Spielgenehmigung für Seniorenmannschaften zu erteilen. Die Eintracht vertritt hingegen die Rechtsauffassung, dass einem volljährigen Fußballspieler die Ausübung seines Berufes nicht verboten werden könne und erwägt den Gang vor ein ordentliches Gericht.

Dieser wird jedoch verworfen, so dass Nwosu in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Allerdings scheint es mit dem Talent zu stocken, denn nachdem er in der kommenden Spielzeit zu vier Kurzeinsätzen kommt, wird er bis 2001 nur noch bei den Amateuren zum Einsatz kommen, bevor er im August 2002 nach Mannheim verliehen wird und im Folgejahr nach St. Pauli wechselt. (tr)

 

 

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